Montag, 12.12.2016
LG Darmstadt: Drogeriekette dm darf bei Alnatura-Vertrieb nicht mitreden
Die Drogeriekette dm darf weiterhin nicht in die Geschäfte ihres einstigen Lieferanten Alnatura hineinreden. Das Landgericht Darmstadt hat am 09.12.2016 eine Klage der Kette aus Karlsruhe abgewiesen, mit der sie sich weiteren Einfluss auf Vertriebsentscheidungen der Alnatura sichern wollte. Außerdem muss dm nach dem noch nicht rechtskräftigen Urteil 2,345 Millionen Euro samt Zinsen an Alnatura für einseitig gekürzte Rechnungen nachzahlen, entschied der Vorsitzende Richter Werner Schäfer (Az.: 14 O 240/15). Mehr lesen
BSG: Sozialhilfeträger muss Kosten eines Schulbegleiters für Kind mit Down-Syndrom in "Inklusionsklasse" übernehmen

Der zuständige Sozialhilfeträger muss im Rahmen der Eingliederungshilfe die Kosten für einen Schulbegleiter übernehmen, wenn ein wesentlich geistig behindertes Kind aufgrund der Behinderung ohne Unterstützung durch einen solchen Begleiter die für das Kind individuell und auf seine Fähigkeiten und Fertigkeiten abgestimmten Lerninhalte ohne zusätzliche Unterstützung nicht verarbeiten und umsetzen kann. Dies hat am 09.12.2016 das Bundessozialgericht im Fall eines Kindes mit Down-Syndrom entschieden, das eine sogenannte Inklusionsklasse besucht (Az.: B 8 SO 8/15 R).

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OVG Münster: Betreiber von Tiermastbetrieben nicht zu Nachrüstung von Güllebehältern verpflichtet
Die Betreiber von Tiermastbetrieben in Nordrhein-Westfalen sind nicht aufgrund des sogenannten Tierhaltungserlasses verpflichtet, ihre Güllebehälter mit effektiveren Abdeckungen nachzurüsten, um Ammoniak- und Geruchsemissionen noch weiter zu mindern. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster mit drei Urteilen vom 09.12.2016 entschieden (Az.: 8 A 2691/15, 8 A 442/16 und 8 A 455/16). Es hat damit Urteile der Verwaltungsgerichte Gelsenkirchen und Münster bestätigt, die dahingehende immissionsschutzrechtliche Anordnungen der beklagten Kreise Unna, Warendorf und Steinfurt aufgehoben hatten. Mehr lesen
SG Dortmund: Nothilfe durch Ausweichen im Straßenverkehr

SGB VII §§ 2, 8

Wer im Straßenverkehr einem potenziellen Unfallgegner ausweicht, rettet diesen i.S.d. § 2 Abs. 1 Nr. 13a SGB VII auch dann aus erheblicher Gefahr für dessen Gesundheit, wenn die Rettungshandlung nicht mit zeitlichem Vorlauf geplant wurde, sondern der Notretter in Sekundenbruchteilen gehandelt hat. Auch eine spontan, ohne intensive Überlegung verrichtete Rettungstat unterfällt dem Tatbestand des § 2 Abs. 1 Nr. 13a SGB VII. (Leitsatz des Verfassers)

SG Dortmund, Urteil vom 02.11.2016 - S 17 U 955/14, BeckRS 2016, 74210

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Freitag, 9.12.2016
Europarat: Experten zweifeln an Gerichtskontrolle für türkische Notstandsdekrete
Rechtsexperten des Europarats haben die massenhaften Entlassungen von Staatsbediensteten in der Türkei nach dem Putschversuch angeprangert. "Eine solche Methode, den Staatsapparat zu säubern, erweckt einen starken Anschein von Willkür", teilten die Experten am 09.12.2016 nach ihrer Plenarsitzung in Venedig mit. Sie sprachen von "kollektiven Entlassungen", die ein Minimum an Verfahrensgarantien vermissen ließen. Bei dem Treffen wurde die Frage gestellt, was das Verfassungsgericht in der Türkei tun könne angesichts der Entlassungen nach dem Putschversuch. Beim Europarat ist man sich nicht einig: Eine Gruppe Rechtsexperten zweifelt an der Macht der Richter, der Menschenrechtsgerichtshof setzt auf sie. Mehr lesen
Bayerischer Landtag billigt Integrationsgesetz nach Marathon-Debatte

Nach historischer 16-stündiger Marathon-Debatte hat der Bayerische Landtag am 09.12.2016 das umstrittene Bayerische Integrationsgesetz beschlossen. Das Gesetz, in dem die CSU gegen erbitterte Widerstände von Opposition, Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden auch den Begriff einer "Leitkultur" verankert hat, tritt im Januar 2017 in Kraft.

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BGH: Pfändbarkeit der Verletztenrente aus der gesetzlichen Unfallversicherung

InsO § 36 I 1; SGB I § 54 III 3, IV; SGB VII § 56; ZPO §§ 850c, 850e Nr. 2, Nr. 2a

Die Verletztenrente aus der gesetzlichen Unfallversicherung kann als laufende Geldleistung insgesamt wie Arbeitseinkommen gepfändet werden. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Beschluss vom 20.10.2016 - IX ZB 66/15 (LG Karlsruhe), BeckRS 2016, 19987

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Niederlande: Rechtspopulist Wilders der Diskriminierung und Beleidigung schuldig gesprochen
Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders ist der Diskriminierung und Beleidigung von Marokkanern schuldig gesprochen worden; er geht aber straffrei aus. Ein Gericht in Amsterdam urteilte am 09.12.2016, dass Wilders mit einer Rede gegen Marokkaner 2014 die Grenzen der Meinungsfreiheit verletzt habe. Ein Schuldspruch reiche allerdings als Strafe aus. Mehr lesen
LG Hamburg: Betreiber kommerzieller Websiten haften für Links auf Webseiten mit urheberrechtsverletzenden Inhalten

Betreiber kommerzieller Websites haften für Links auf Websites mit urheberrechtsverletzenden Inhalten. Dies hat das Landgericht Hamburg in einem einstweiligen Verfügungsverfahren mit Beschluss vom 18.11.2016 entschieden, wie die Rechtanwaltskanzlei Spirit Legal LLP mitteilte. Sie müssten sich durch Nachforschungen vergewissern, ob der verlinkte Inhalt rechtmäßig zugänglich gemacht worden sei, wobei die widerlegliche Vermutung einer Kenntnis der fehlenden Erlaubnis bestehe (Az.: 310 O 402/16).

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Bund und Länder einigen sich auf Umsetzung der Neuregelung der Finanzbeziehungen
Mehr Geld für die Länder, mehr Kompetenzen für den Bund: Der im Oktober 2016 ausgehandelte Finanzpakt kann umgesetzt werden, meldet der Informationsdienst der Bundesregierung. Man habe sich auf alle notwendigen Grundgesetzänderungen sowie auf die Eckpunkte für die Einzelgesetze verständigt, erklärte Bundeskanzlerin Merkel nach dem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Mehr lesen
Regierung will elektronischen Personalausweis stärker fördern
Die Möglichkeiten des elektronischen Personalausweises sollen nach dem Willen der Bundesregierung besser genutzt werden. Dazu beschloss das Kabinett am 09.12.2016 ein entsprechendes Förderprogramm. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert erläuterte, soll der Ausweis unter anderem die Kommunikation im Internet sicherer machen. Mehr lesen
Vereinte Nationen fordern Türkei zur Freilassung eines UN-Richters auf
Die Vereinten Nationen haben die Türkei zur Freilassung eines nach dem Putschversuch im Juli 2016 festgenommenen UN-Richters aufgefordert. Der türkische Jurist Aydin Sefa Akay werde seit September festgehalten, sagte Theodor Meron, Präsident des Internationalen Gerichtshofs für Ruanda und das ehemalige Jugoslawien, am 08.12.2016 in New York dem UN-Sicherheitsrat. Er müsse dringend freigelassen werden, um seine Arbeit fortsetzen zu können, forderte Meron. Mehr lesen
Brexit-Prozess: Juristische Schlacht im Ringen um den EU-Austritt
Die elf Richter des Supreme Court in London entscheiden in den kommenden Wochen darüber, ob das britische Parlament ein Mitspracherecht bei der Austrittserklärung des Landes aus der EU haben muss. Am 08.12.2016 beendeten sie die Anhörung der Parteien. Britische Medien sprachen von einer "juristischen Schlacht" im Gerichtsgebäude am Londoner Parliament Square. Formal ging es um die Frage, ob die Regierung das Recht hat, den Austritt aus der Europäischen Union ohne einen Beschluss des Parlaments zu erklären. Das Urteil soll Mitte Januar fallen. Mehr lesen
Nährwertkennzeichnung wird ab Mitte Dezember Pflicht
Wie viel Zucker ist im Joghurt, wie viel Salz in den Chips? Bisher waren diese Angaben weitestgehend freiwillig. Ab dem 13.12.2016 sind die Hersteller verpflichtet Nährwerte verpackter Lebensmittel in tabellarischer Form bezogen auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels anzugeben. Gekennzeichnet werden müssen sieben Werte, die sogenannten "Big 7“. Umfasst sind der Brennwert beziehungsweise der Energiegehalt, die Menge an Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz. Geregelt ist die Kennzeichnung der Nährwerte in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LIMV). Mehr lesen
OLG Celle: Demonstrant haftet nicht für Verletzung eines Polizeibeamten bei Brennelemente-Transport
Ein Mann, der Mitte November 2012 gegen einen MOX-Transport (Brennelemente-Transport) von der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield (Großbritannien) zum Kernkraftwerk nach Grohnde demonstriert hat, muss dem Land Niedersachsen nicht die Kosten erstatten, die aufgrund der Verletzung eines Polizeibeamten am Rande des Einsatzes entstanden sind. Dies hat das Oberlandesgericht Celle mit Urteil vom 08.12.2016 klargestellt und eine Entscheidung des Landgerichtes Hannover vom Februar 2016 aufgehoben (Az.: 5 U 44/16). Mehr lesen
Asylbewerber sollen ab März 2017 wieder nach Griechenland geschickt werden können
Asylbewerber sollen ab Frühjahr 2017 keinerlei Anreiz mehr haben, illegal aus Griechenland nach Deutschland zu reisen. Die EU-Kommission empfahl am 08.12.2016, ab 15.03.2017 wieder vollständig zum Dublin-System zurückzukehren, das vorsieht, dass grundsätzlich jenes Land für das Asylverfahren zuständig ist, in dem ein Migrant erstmals den Boden der EU betreten hat. Die Überstellungen nach Griechenland waren 2011 infolge von Gerichtsurteilen ausgesetzt worden. Richter des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des Gerichtshofes der Europäischen Union waren damals zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bedingungen für Asylsuchende in Griechenland unzumutbar seien. Mehr lesen
OLG Düsseldorf: Rewe nimmt Beschwerde im Verfahren um Übernahme von Kaiser´s Tengelmann durch Edeka zurück
Nach den Unternehmen Markant und Norma hat mit am 08.12.2016 beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingegangenem Schriftsatz auch Rewe seine Beschwerde gegen die Ministererlaubnis zur Fusion von Kaiser´s Tengelmann mit Edeka zurückgenommen (Az.: VI - Kart 4/16 (V)). Dies teilte das Gericht mit. Da jetzt alle Beschwerden gegen die vom Bundeswirtschaftsminister erteilte Erlaubnis zur Fusion von Kaiser´s Tengelmann und Edeka zurückgenommen wurden, wird der Erste Kartellsenat des OLG über die Rechtmäßigkeit der Ministererlaubnis nicht mehr entscheiden. Mehr lesen
Donnerstag, 8.12.2016
Richterbund: Geplante Fluggastdaten-Verarbeitung rechtsstaatlich bedenklich

Der Deutsche Richterbund lehnt den Referentenentwurf eines Gesetzes über die Verarbeitung von Fluggastdaten wegen rechtsstaatlicher Bedenken ab. Die anlassunabhängige Erhebung und Verarbeitung sämtlicher Fluggastdaten verletze in eklatanter Weise die Persönlichkeitsrechte aller Flugreisenden, betont er in seiner Stellungnahme zum Fluggastdatengesetz, mit dem europäische Vorgaben umgesetzt werden sollen.

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Fahrzeugemissionen: EU startet Vertragsverletzungsverfahren gegen sieben Mitgliedstaaten

Weil sie ihren Verpflichtungen nach den EU-Rechtsvorschriften für die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen nicht nachgekommen sind, hat die Europäische Kommission Vertragsverletzungsverfahren gegen sieben Mitgliedstaaten eröffnet. An die Tschechische Republik, Litauen und Griechenland ergingen förmliche Aufforderungsschreiben, weil die Mitgliedstaaten keine Sanktionssysteme eingerichtet haben, die Automobilhersteller von Verstößen gegen Fahrzeugemissionsvorschriften abhalten. Vertragsverletzungsverfahren leitete die Kommission zudem gegen jene Mitgliedstaaten ein, die Typgenehmigungen für die Volkswagen AG in der EU ausgestellt haben, das sind Deutschland, Luxemburg, Spanien und das Vereinigte Königreich. Diese Staaten hätten ihre nationalen Bestimmungen über Sanktionen nicht angewendet, obwohl Volkswagen verbotene Abschaltprogramme verwendet habe, so der Vorwurf der EU-Behörde.

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AG Nürnberg: Taubenfüttern kann außerordentliche Kündigung durch Vermieter rechtfertigen

Ein Vermieter ist berechtigt, das Mietverhältnis außerordentlich zu kündigen, wenn der Mieter trotz mehrmaliger Abmahnung das tägliche mehrfache Füttern von Tauben aus dem Fenster seiner Mietwohnung nicht einstellt. Dies hat das Amtsgericht Nürnberg mit Urteil vom 08.04.2016 entschieden, das nach Rücknahme der Berufung durch den Mieter rechtskräftig ist (Az.: 14 C 7772/15).

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