Freitag, 1.6.2018
EuGH zur Dublin-III-Verordnung: Rücküberstellung nur mit Zustimmung des um Wiederaufnahme ersuchten EU-Staates

EU-Staaten (hier: Frankreich) dürfen Flüchtlinge, die zuvor in einem anderen Mitgliedstaat (hier: Deutschland) internationalen Schutz beantragt haben, nicht zurücküberstellen, bevor der um Wiederaufnahme ersuchte Staat zugestimmt hat. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 31.05.2018 zur Dublin-III-Verordnung entschieden. Anderenfalls würde das Recht auf einen effektiven Rechtsschutz des Betroffenen beeinträchtigt (Az.: C-647/16).

Mehr lesen
Türkische Opposition scheitert mit Verfassungsklage gegen Wahlgesetz
Das türkische Verfassungsgericht hat den Einspruch der größten Oppositionspartei CHP gegen umstrittene Änderungen im Wahlgesetz abgewiesen. Das Gesetz sei verfassungskonform, entschied das Gericht nach Angaben der staatlichen Nachrichtengagentur Anadolu am 31.05.2018. Die CHP hatte argumentiert, die Änderung im Wahlgesetz könne Wahlbetrug begünstigen und die Annullierung mehrerer Paragrafen gefordert. Mehr lesen
Eine Woche DSGVO – "Und die Welt steht noch"
Verheerende Folgen wurden prophezeit, bis zuletzt hielten die Unkenrufe und Warnungen. Nun ist die Datenschutz-Grundverordnung seit knapp einer Woche europaweit gültig. Was ist passiert? "Die Welt steht noch", sagt Rechtsanwalt Christian Solmecke. "Die schlimmen Befürchtungen vieler Unternehmen haben sich bislang nicht bestätigt." Dennoch war das neue Regelwerk in vielen Bereichen folgenreich – und führte zu teils kuriosen Konsequenzen. Mehr lesen
EGMR verurteilt Rumänien und Litauen für Beherbergung von CIA-Gefängnissen
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Rumänien und Litauen wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen in geheimen CIA-Gefängnissen auf ihrem Staatsgebiet verurteilt. Die rumänischen und litauischen Behörden hätten von den Gefängnissen gewusst und mit dem US-Auslandsgeheimdienst kooperiert, urteilten die Straßburger Richter am 31.05.2018 (Az.: 33234/12 und 46454/11). Damit hätten sie drohende Misshandlungen in Kauf genommen. Mehr lesen
OVG Niedersachsen: Sanierungssatzungen für ehemalige Wohnsiedlungen britischer Streitkräfte unwirksam
Die Sanierungssatzungen der Stadt Bad Fallingbostel "Stadtumbau Weinberg" und "Stadtumbau Wiethop" sind unwirksam. Dies geht aus mehreren Urteilen des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg vom 29.05.2018 hervor. Nach Auffassung des Gerichts ist das Interessen der Wohnungseigentümer im Sanierungsgebiet am Erhalt der Wohnungen nicht ausreichend berücksichtigt worden (Az.: 1 KN 131/16, 1 KN 53/17, 1 KN 61/17, 1 KN 62/17, 1 KN 65/17). Mehr lesen
Arbeitsminister will Arbeitslosengeld ausweiten – Beitragssenkung um 0,3 Punkte
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will das Arbeitslosengeld auf mehr Menschen ausweiten. Diese Leistung sollten bis zu 100.000 Arbeitnehmer zusätzlich pro Jahr bekommen, kündigte Heil am 30.05.2018 in Berlin an. Zudem soll der Arbeitslosenbeitrag zum 01.01.2019 um 0,3 Punkte auf 2,7% sinken, aber nicht wie teils von der Union gefordert um 0,5 Punkte. Die Beitragszahler würden um 3,5 Milliarden Euro entlastet, sagte Heil. Für Unternehmen, deren Mitarbeiter Lehrgänge zur Weiterbildung belegen, soll es mehr Geld geben. Arbeitslose sollen nach einer Qualifizierung länger Arbeitslosengeld beziehen können. Mehr lesen
Ungarn will Hilfe für illegale Flüchtlinge kriminalisieren
Die rechtsnationale ungarische Regierung will Menschen, die illegal ins Land gekommenen Flüchtlingen helfen, künftig strafrechtlich verfolgen. Ein Gesetzesentwurf, den Innenminister Sandor Pinter am 29.05.2018 im Parlament einbrachte, sieht für Mitarbeiter und Aktivisten von Organisationen Arrest und sogar Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr vor, wenn sie Menschen helfen, die irregulär ins Land gekommen und nicht asylberechtigt sind. Mehr lesen
Mittwoch, 30.5.2018
Krankenkasse lässt Kundin zu Solidargemeinschaft wechseln
Die Krankenkasse Barmer lässt eine Versicherte aus Bayern nach jahrelangem Rechtsstreit zur Solidargemeinschaft Samarita wechseln. Damit habe man sich in einem wichtigen Musterverfahren durchgesetzt, sagte Max Höfer, Sprecher der Bremer Solidargemeinschaft. Die Mitglieder solcher Gruppen bezahlen sich gegenseitig Behandlungen im Krankheitsfall. Solidargemeinschaften werten die Entscheidung als Signal an alle gesetzlichen Kassen, wechselwillige Mitglieder ziehen zu lassen. Mehr lesen
VG Köln: Software-Update bei Skandal-Diesel muss durchgeführt werden
Der Antrag eines Fahrzeughalters eines "Skandal-Diesels" auf Gewährung von Eilrechtsschutz gegen die Aufforderung der Stadt Köln, bei seinem Fahrzeug ein Software-Update durchführen zu lassen, bleibt erfolglos. Dies geht aus einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Köln vom 29.05.2018 hervor (Az.: 8 L 854/18). Mehr lesen
BFH-Richter Manfred Schmid im Ruhestand
Der Richter am Bundesfinanzhof Manfred Schmid tritt mit Ablauf des Monats Mai 2018 in den Ruhestand. Dies teilte das Gericht am 30.05.2018 mit. Er habe als Revisionsrichter eine Vielzahl grundlegender und richtungsweisender Entscheidungen des Zweiten Senats maßgebend mitbestimmt, betonte der BFH. Hervorzuheben seien sein unermüdlicher Einsatz für zeitnahe, gut begründete und verständliche Entscheidungen der anhängigen Rechtsstreitigkeiten, sein Teamgeist und seine überragenden Rechtskenntnisse, die prägend für die Entwicklung der Rechtsprechung des Senats gewesen seien. Mehr lesen
Neuregelungen im Mai/Juni 2018

Die neue Datenschutzgrundverordnung schafft in der Europäischen Union einen einheitlichen Rechtsrahmen für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Außerdem können während der Fußball-Weltmeisterschaft die Spiele auch wieder bei späten Anstoßzeiten auf Großleinwänden im Freien verfolgt werden. Über diese und weitere Änderungen im Mai/Juni 2018 informiert die Bundesregierung in einer Mitteilung vom 28.05.2018.

Mehr lesen
BGH-Richter Wilhelm-Albrecht Achilles im Ruhestand
Der Richter am Bundesgerichtshof Wilhelm-Albrecht Achilles wird mit Ablauf des 31.05.2018 nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand treten. Während seiner über zehneinhalbjährigen Zugehörigkeit zum Bundesgerichtshof habe er die Rechtsprechung namentlich des VIII. Zivilsenats maßgeblich mitgeprägt, heißt es in einer Mitteilung des BGH vom 30.05.2018. Mehr lesen
BVerwG: Rechtsstreit um Kohlekraftwerk Moorburg geht weiter
Das Oberverwaltungsgericht Hamburg muss sich erneut mit der Klage gegen das Kohlekraftwerk Moorburg befassen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 29.05.2018 entschieden. Streitpunkt des Verfahrens ist die Frage, ob zur Kühlung des Kraftwerks Wasser aus der Elbe verwendet werden darf (Az.: 7 C 18.17). Mehr lesen
FG Rheinland-Pfalz: "Tatsächliche Verständigung" über Hinterziehungszinsen unzulässig
Wegen einer Steuerhinterziehung festzusetzende Hinterziehungszinsen können nicht Gegenstand einer sogenannten tatsächlichen Verständigung zwischen Steuerpflichtigem und Finanzamt sein. Dies hat das Finanzgericht Rheinland-Pfalz mit Urteil vom 12.04.2018 entschieden (Az.: 6 K 2254/17, BeckRS 2018, 8054). Mehr lesen
BVerwG: Anspruchseinbürgerung eines Ausländers trotz Mehrehe möglich
Eine rechtswirksam im Ausland eingegangene weitere Ehe schließt zwar eine privilegierte Einbürgerung von Ehegatten Deutscher nach § 9 StAG mangels Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse aus. Sie steht aber einem wirksamen Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung und damit einem Einbürgerungsanspruch nach § 10 StAG nicht entgegen. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 29.05.2018 klargestellt und ein Verfahren zur weiteren Prüfung an die Vorinstanz zurückverwiesen (Az.: 1 C 15.17). Mehr lesen
Hackerangriff auf Yahoo: Kanadier zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt
Ein junger Kanadier muss für fünf Jahre ins Gefängnis, weil er nach einem groß angelegten Hackerangriff auf Yahoo im Jahr 2014 russischen Geheimagenten illegal Zugang zu mindestens 80 Webmail-Konten verschafft haben soll. Ein US-Bezirksrichter in San Francisco verurteilte ihn zudem zu einer Geldstrafe von 250.000 US-Dollar (rund 216.000 Euro), wie das Justizministerium am 29.05.2018 mitteilte. Mehr lesen
US-Behörden: Bayer darf Monsanto unter Auflagen übernehmen
Die US-Kartellbehörden erlauben dem Bayer-Konzern die Übernahme des Saatgut- und Agrarchemie-Herstellers Monsanto. Allerdings zahlen die Leverkusener dafür einen hohen Preis – die Zustimmung gab es nur unter der Bedingung, dass milliardenschwere Geschäftsanteile veräußert werden. Dies teilte das US-Justizministerium am 29.05.2018 mit. Mehr lesen
BGH: Urteil wegen Ermordung eines Exilkroaten im Jahr 1983 rechtskräftig
Die Verurteilungen zu lebenslangen Freiheitsstrafen im Verfahren um die Ermordung eines Exilkroaten im Jahr 1983 sind rechtskräftig. Mit Beschluss vom 02.05.2018 hat der Bundesgerichtshof die auf zahlreiche Verfahrensbeanstandungen und die jeweils erhobene Rüge der Verletzung materiellen Rechts gestützten Revisionen der Angeklagten gegen das zuvor ergangene Urteil des Oberlandesgerichts München verworfen (Az.: 3 StR 355/17). Mehr lesen
LSG Baden-Württemberg: Dauerhafter Ausschluss von Leistungen nach § 2 AsylbLG wegen wiederholtem Untertauchen

AsylbLG §§ 2, 3 ff., 9 III; SGB X § 44

1. Hat ein Asylbewerber die Dauer seines Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland rechtsmissbräuchlich selbst beeinflusst, ist er auf Dauer von Leistungen nach § 2 Abs. 1 AsylbLG ausgeschlossen

2. Wiederholtes Untertauchen ist generell abstrakt geeignet, die Dauer des Aufenthaltes zu beeinflussen.

3. Der Ausländer darf sich nicht auf einen Umstand berufen, den er selbst treuwidrig verursacht hat. (Leitsätze der Verfasserin)

LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 06.11.2017 - L 7 AY 2691/15, BeckRS 2017, 138020

Mehr lesen
BGH: Angemessene Entschädigung für vereitelte Karibik-Kreuzfahrt
Auch bei dem vollständigen Ausfall einer Reise hat der Reisende neben der Erstattung des Reisepreises Anspruch auf eine angemessene Entschädigung wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit. Eine Vereitelung der Reise könne allerdings einer durch Reisemängel vollständig entwerteten Reise nicht ohne weiteres gleichstehen. Es könne deshalb nicht stets davon ausgegangen werden, dass eine Entschädigung in Höhe des vollen Reisepreises angemessen ist. Dies geht aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 29.05.2018 hervor (Az.: X ZR 94/17). Mehr lesen