2. Update April 2025

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte und das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee e.V. (DRSC) haben ein zweites Update zu ihrer Studie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung börsennotierter Unternehmen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. Bei dem Update der Studie wurden 115 Unternehmen berücksichtigt, davon 34 aus dem DAX, 38 aus dem MDAX und 43 aus dem SDAX.
Praxis-Info!
Die wesentlichen Erkenntnisse aus der Studie sind:
- 54% der in der Studie erfassten Unternehmen berichten unter vollständiger Beachtung der ESRS, während 44% in Anlehnung an die ESRS berichten. 2% berichten ohne Berücksichtigung der ESRS. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Unternehmensgröße. „Größere“ Unternehmen berichten deutlich häufiger vollumfänglich nach ESRS als „kleinere“ Unternehmen.
- Bei 71% der Unternehmen ist der Nachhaltigkeitsbericht als gesonderter Abschnitt im Lagebericht enthalten, bei 28% wurde ein eigenständiger Bericht außerhalb des Lageberichts angefertigt. Lediglich 1% der Unternehmen hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung vollständig in den Lagebericht integriert.
- Die durchschnittliche Seitenanzahl liegt deutlich über den Erwartungen. Durchschnittlich umfassen die Berichte im DAX 158 Seiten, im MDAX 123 Seiten und im SDAX 99 Seiten. Dabei ist die große Bandbreite auffällig. So liegt die durchschnittliche Seitenzahl bei SDAX-Unternehmen bei 99 Seiten. Bei 10% der in der Umfrage erfassten SDAX-Unternehmen liegt die Seitenzahl aber bei unter 50 Seiten, während 19% der Unternehmen auf über 200 Seiten berichten. Branchenzugehörigkeit spielt bei der Seitenzahl ebenfalls eine Rolle.
- Ein Kernaspekt der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die sogenannten IROs – Impacts, Risks and Opportunities (Auswirkungen, Risiken und Chancen). Mithilfe der IROs lassen sich Nachhaltigkeitsthemen zu den branchenspezifischen Geschäftsfeldern zuordnen und bewerten. Die Anzahl der identifizierten wesentlichen IROs variiert in der Studie stark – zwischen 5 und 118 IROs. Durchschnittlich wurden insgesamt 42 IROs pro Unternehmen identifiziert. Auch hier sind wieder große Unterschiede und Bandbreiten zwischen einzelnen Branchen und Indexklassen festzustellen.
- Bis auf vier Berichte wurden alle bislang veröffentlichten ESRS-Berichte einer freiwilligen, inhaltlichen Prüfung unterzogen. Bei 78% der geprüften Berichte wurde eine Prüfung mit begrenzter Sicherheit (limited Assurance) gewählt.
Die großen Unterschiede zwischen Branchen und Unternehmensgrößenklassen sowie die große Bandbreite im Umfang der Berichterstattung erschweren die Vergleichbarkeit. Interessant ist, dass keine Prüfung zu einem eingeschränkten Prüfungsvermerk oder einem Versagungsvermerk geführt hat. Ein 50-Seiten-Bericht scheint somit für ein SDAX-Unternehmen genauso konform zu sein wie ein 200 (+)-Seiten-Bericht. Dies sollte zum Nachdenken anregen.
Christian Thurow, Dipl.-Betriebsw. (BA), Senior Risk Manager, London (E-Mail: c.thurow@thurow.co.uk)
BC 5/2025
BC20250509