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News & Beiträge

Starke Zunahme der Forderungsaußenstände

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Warnsignale des Creditreform-Zahlungsindikators

 

Im 2. Halbjahr 2024 verzeichneten Kreditgeber und Lieferanten einen deutlichen Anstieg der Forderungsaußenstände. Die Zunahme des Forderungsvolumens lässt sich sowohl auf höhere Rechnungsbeträge infolge von Preiserhöhungen als auch auf die gestiegene Anzahl an zahlungsverzögerten Rechnungen zurückführen.


 

Praxis-Info!

Problemstellung

Der am 3.2.2025 präsentierte „Creditreform Zahlungsindikator Deutschland“ zeigt für den Winter 2024/2025 an, dass das Forderungsvolumen bei überfälligen Rechnungen weiter angewachsen ist. Der deutliche Anstieg der Außenstände wird konkret beziffert, indem Rechnungen im Wert von durchschnittlich 22.239 € pro Kreditnehmer verspätet bezahlt wurden. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum (20.847 €). Zur Zunahme des Forderungsvolumens haben sowohl Preiserhöhungen als auch die gestiegene Anzahl zahlungsverzögerter Rechnungen beigetragen.

 

 

Hintergründe

Nach den Creditreform-Ergebnissen reduzierten viele Lieferanten ihre Zahlungsziele, um den Geldfluss zu beschleunigen. So wurde 2024 eine durchschnittliche Zahlungsfrist von 31,22 Tagen eingeräumt (Vorjahr: 32,05 Tage). Gleichzeitig sank die durchschnittliche Überfälligkeit von Rechnungen im B2B-Geschäft (Business-to-Business – Leistungsaustausch findet ausschließlich zwischen Unternehmen statt) leicht auf 8,41 Tage. Das wird als Zeichen für ein strengeres Forderungsmanagement gewertet. Der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung bringt die Sachlage wie folgt auf den Punkt: „2024 schnellten die Insolvenzzahlen in Deutschland um rund 25% nach oben und erreichten den höchsten Stand seit 2015. Die gestiegenen Ausfallsrisiken alarmieren Lieferanten und Kreditgeber, die nun ihren Fokus auf das Forderungsmanagement schärfen.“

Als der niedrigste Wert seit mehr als zehn Jahren wurde ermittelt, dass die gesamte Forderungslaufzeit (bestehend aus Zahlungsfrist und Überfälligkeit) sich im 2. Halbjahr 2024 um 0,89 Tage auf 39,63 Tage verringerte. Insofern sorgen kürzere Zahlungsfristen und weniger Überfälligkeitstage zwar dafür, dass das Geld etwas schneller beim Lieferanten ankommt. Dennoch müssen Waren und Dienstleistungen im Schnitt weiterhin fast 40 Tage vorfinanziert werden. Bei manchen Industriekunden seien sogar Werte jenseits der 40 Tage üblich, so die Erfahrung der Creditreform-Expertin Janine Stappen.

Berichtet wird zudem, dass die gestiegenen Risiken eine stärkere Differenzierung der Zahlungsfristen zur Folge hätten. So erhielten u.a. Großhändler sowie Metall- und Elektrounternehmen kürzere Zahlungsziele, während diese beispielsweise für Chemieunternehmen verlängert wurden.

Der durchschnittliche Wert verspätet bezahlter Rechnungen stieg im 2. Halbjahr 2024 auf 2.034 € (Vorjahr: 1.955 €). Besonders hohe Belegwerte wurden weiterhin bei Chemieunternehmen gemessen (3.878 €), während Rechnungen an Firmen aus dem Baugewerbe mit durchschnittlich 1.052 € deutlich geringer ausfielen.

Den Creditreform-Analysten gibt die Aussicht auf die weitere Entwicklung Anlass zur Warnung. Die Feststellungen weisen aus, dass sich die schwache Konjunktur im rückläufigen Wachstum der Geschäftstransaktionen widerspiegelt. Und hinzukommt: „Preissteigerungen verdecken oft die tatsächliche Lage – die Geschäfte laufen in vielen Branchen schlecht, insbesondere in der Industrie.“

 

 

Praxishinweise:

  • Als Datenbasis des „Creditreform Zahlungsindikator Deutschland“ werden Zahlungsinformationen im Debitorenregister Deutschland (DRD) von ca. 1,01 Mio. Unternehmen herangezogen. Das gesamte ausgewertete Belegvolumen wurde mit ca. 88 Mrd. € in 3,9 Mio. Rechnungsbelegen angegeben. Der nächste „Zahlungsindikator Deutschland“ wird für den August 2025 angekündigt.
  • Die wachsenden Außenstände und die zunehmenden Zahlungsverzögerungen sind ein deutliches Warnsignal. Nach zwei Jahren Konjunkturflaute – auch für 2025 ist eine Rezession nicht unwahrscheinlich – drohen weitere Zahlungsausfälle. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, mahnt aufgrund der gravierenden Folgen für Lieferanten und Kreditgeber: „Die gestiegenen Risiken machen eine konsequente Überwachung des Forderungsmanagements unverzichtbar.“  Der dazu im BC-Newsletter vom 29.2.2024 bereits formulierte Appell, im Forderungsmanagement, aber auch in der Gesamtplanung solche Ergebnisse zu verarbeiten und ggf. Anpassungen vorzunehmen, erhält somit noch mehr Gewicht.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 3/2025

BC20250303

 

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