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Risiken im Fokus der BaFin

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Kernrisiken und Haupttrends gemäß Ausblick auf 2025

 

Nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sollten die Unternehmen die Folgen des Klimawandels noch umfassender in ihre Risikomodelle einbeziehen. Insgesamt nimmt die BaFin in ihrem Ausblick auf 2025 sechs Risiken und drei Trends besonders in den Blick. Über die unmittelbar angesprochenen Unternehmen des deutschen Finanzsektors hinaus sollten auch andere Branchen ihr Risikomanagement entsprechend ausrichten.


 

Praxis-Info!

Problemstellung

Nach Einschätzung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat sich das Finanzsystem im Jahr 2024 als stabil erwiesen. Die Herausforderungen eines wechselnden Zinsumfelds seien überwiegend gut verkraftet worden, obwohl die Konjunktur schwächelte und geopolitische Konflikte zunahmen. Das Jahr 2025 dürfte aber noch herausfordernder werden. Die BaFin mahnt zur Vorsicht: „Ökonomische Risiken könnten die Kreditbücher der Banken und Anlageportfolios der Versicherer noch stärker belasten als bisher.“ Hingewiesen wird auf eine zunehmende Zahl staatlich initiierter Cyber-Angriffe auf Unternehmen der kritischen Infrastruktur, zu der auch die Finanzindustrie zählt. Solche Attacken können die Finanzstabilität erheblich gefährden – auch deswegen, weil Unternehmen des Finanzsektors IT-Dienstleistungen mehr und mehr auslagern, und zwar auf wenige Dienstleister. Es entstehen riskante Abhängigkeiten und Konzentrationen. Vor diesem Hintergrund hat die BaFin in ihrem diesjährigen Analyse-Dokument „Risiken im Fokus der BaFin 2025“ zum vierten Mal die Risiken zusammengestellt, die die Finanzstabilität oder die Integrität der Finanzmärkte in Deutschland am meisten gefährden können. Der Einblick in diese Dokumentation sollte auch für Risikomanager außerhalb der Finanzbranche in der Realwirtschaft zur Pflichtlektüre gehören.

 

 

Lösung

Das Risikomanagement wird im Jahr 2025 auch deshalb besonders anspruchsvoll, weil der Blick auf historische Erfahrungswerte teilweise nicht mehr hilft, erklärte die Finanzaufsicht BaFin anlässlich der Vorstellung ihrer Publikation „Risiken im Fokus der BaFin 2025“ am 28.1.2025. Der Präsident der BaFin, Mark Branson, hält es für umso wichtiger, dass die Unternehmen des Finanzsektors in Szenarien denken, Risiken klug steuern und sich mit gut gefüllten Kapital- und Liquiditätspolstern gegen mögliche Schocks wappnen.

Insgesamt nimmt die BaFin sechs Risiken und drei Trends für den deutschen Finanzsektor besonders in den Blick:

  • Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten
  • Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten
  • Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten
  • Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen
  • Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention
  • Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen.

Zu jedem der sechs Risikobereiche werden mehrseitige Analysen angeboten, beispielsweise zu einer effektiven Neubewertung der Kreditrisiken. Hinsichtlich der Cyber-Attacken wird besonders darauf hingewiesen, dass der Einsatz von leistungsfähigen Quantencomputern die IT-Sicherheit bedroht, indem er klassische Verschlüsselungsverfahren – wie bislang bewährte Kryptosysteme (etwa Rivest–Shamir–Adleman, RSA) und die Kryptographie mit elliptischen Kurven (ECC) – entschlüsselt. Die Unternehmen des Finanzsektors müssen bereits jetzt Schutzmaßnahmen ergreifen, um sicherheitsrelevante Daten langfristig zu schützen.

Daneben sieht die BaFin drei Trends, die durchaus Chancen für die Wirtschaft und den Finanzsektor bieten, die aber auch erhebliche Risiken mit sich bringen:

(1) Nachhaltigkeitsprobleme,

(2) Digitalisierung und

(3) Umbrüche in der Geopolitik.

(1) Zu den physischen Risiken des fortschreitenden Klimawandels kommen aus Sicht der BaFin die Unsicherheiten und Kosten, die der Umbau hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in sich trägt (transitorische Risiken). Die Finanzaufsicht sieht auch in der Finanzbranche die Gefahr von „Greenwashing“ noch nicht gebannt, also den Versuch, Finanzprodukte ohne sachliche Grundlage als besonders umweltfreundlich oder verantwortungsbewusst zu verkaufen.

(2) Beim Thema „Digitalisierung“ beschäftigen die Aufsicht die zunehmenden Cyberrisiken und der verantwortungsvolle Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die Schwankungsbreite der Marktbewertung von Kryptowerten sowie neu der oben bereits thematisierte Einsatz von Quantencomputern.

(3) Mit Blick auf die Geopolitik waren schon 2024 Tendenzen zur Abschottung von Märkten und zunehmende Spannungen zwischen Staaten deutlich abzulesen. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen, mit Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem. Geopolitische Krisen sind nach Ansicht der Finanzaufsicht keine eigenständige Risikoart, können aber die aufsichtlich relevanten Risiken beeinflussen und auch verschärfen. Gerade das deutsche Wirtschafts- und Finanzsystem sei dafür anfällig – wegen der engen internationalen Handelsverbindungen Deutschlands und der hohen Exportquote seiner Wirtschaft.

 

 

Praxishinweise:

  • In ihrem Risikoausblick erläutert die BaFin zu Beginn jedes Jahres, an welchen Stellen das Finanzsystem in Deutschland besonders verwundbar ist und welche Gefahren die Finanzstabilität oder die Integrität der hiesigen Finanzmärkte am meisten gefährden können (zur neuen Publikation siehe unter https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/Fokusrisiken/Fokusrisiken_2025/Fokusrisiken_2025_node.html). Der oben zitierten Anregung des BaFin-Präsidenten Branson, dass sich Unternehmen des Finanzsektors im Rahmen der Risikosteuerung mit ausgeprägtem Szenario-Denken vorbereiten und sich insbesondere „mit gut gefüllten Kapital- und Liquiditätspolstern gegen mögliche Schocks wappnen“ sollten, muss ebenso in der Realwirtschaft und hier vor allem im Mittelstand gefolgt werden. Geschäftsführungen drohen bekanntlich Haftungsgefahren bei nicht ausreichender Implementierung von Vorkehrungen zur Risikobewältigung.
  • In diesem Zusammenhang ist dann auch der in einem weiteren Beitrag des BC-Newsletters vom 6.2.2025 präsentierte „Creditreform Zahlungsindikator Deutschland“ wichtig, der für den Winter 2024/2025 Warnsignale in Form von wachsenden Außenständen und zunehmenden Zahlungsverzögerungen anzeigt und somit zur Erhöhung der Überwachungsintensität im Forderungsmanagement führen sollte.

 

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

BC 3/2025

BC20250305

 

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