CHB_RSW_Logo_mit_Welle_trans
JuS_Logobasis_Linsenreflex
Menü

News & Beiträge

„High-Impact Culture” in der Finanzsteuerung

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Preisverleihung anlässlich des 47. Controller-Congresses des ICV am 15.5.2023

 

Der ICV Controlling Excellence Award 2023 ist am 15.5.2023 auf dem 47. Congress der Controller in München an die Merck AG verliehen worden, die sich damit im Endspurt auf den letzten drei Plätzen gegen Projekte der TX Group AG und der Henkel AG & Co. KG durchgesetzt hat. Für die renommierte Fachjury war ausschlaggebend, dass sich das ausgezeichnete Projekt in sehr überzeugender Weise unter Abschaffung wesentlicher Elemente der jährlichen Budgetplanung mit der Einbettung von Prozessänderungen in einen breiter angelegten kulturellen Transformationsanspruch befasst hat.

 


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Unter dem Motto „Zeitenwende im Management und Controlling“ wurde am 15.5.2023 in München der 47. Congress der Controller durch Prof. Dr. Heimo Losbichler eröffnet. So sprach er z.B. die sinkenden Energie- und Rohstoffpreise, die nachlassenden Lieferengpässe bzw. den historischen Zinsanstieg sowie die anhaltende Inflation an. Und er richtete im Anschluss einen ganz persönlichen und individuellen Appell an die Anwesenden: „Der Transformation im Controlling müssen wir mit einer flexiblen und agilen Führung begegnen.“

 

 

Lösung

Zu diesem Problem kann auch das diesjährige Sieger-Projekt des ICV Controlling Excellence Award beitragen. Es wurde unter dem Titel „Enabling High-Impact Culture in Financial Steering“ vom Team der Merck KGaA eingereicht. Der „radikale Weg“ im Umgang mit der Erfahrung, dass traditionelle Planungsprozesse an ihre Grenzen stoßen, hat die Jury rund um ihren Leiter Prof. Dr. Utz Schäffer überzeugt. Alexander Lind, Leiter Group Controlling & Risk Management der Merck Group, hatte die Gelegenheit, diesen innovativen Ansatz ausführlich vorzustellen. Er wurde mit dem Ziel entwickelt, eine höhere Flexibilität und Effizienz in der Unternehmenssteuerung zu erreichen: Gelungen ist dies unter Abschaffung wesentlicher Elemente der jährlichen Budgetplanung mittels Einbettung der notwendigen Prozessänderungen in einen breiter angelegten kulturellen Transformationsanspruch.

Für die Endauswahl nominierte Lösungen waren ferner die Entwicklung einer Digital Roadmap für das Group Financial Controlling der Henkel AG & Co. KG sowie das TX-Group-AG-Projekt zum Predictive Forecasting (automatisierte Prognoseerstellung). Dem Henkel-Projektteam ging es um agile und iterative (sich wiederholende, schrittweise) Projektansätze mit Skalierung (Wachstum) im Erfolgsfall. Die entwickelte Roadmap (Wegbeschreibung) zielt zugleich auf Effizienzsteigerung durch Automatisierung und Wertstiftung durch bessere Analysen. Die Einführung von Predictive Analytics (automatisierte Datenanalyse) mit Bordmitteln sollte bei der TX Group schnell, günstig und ohne externe Unterstützung erfolgen. Dem Projektteam gelang die Nutzung des verbesserten Forecasts zur Weiterentwicklung von Prozessen (rollierender Forecast und rollierende Planung) unter gleichzeitiger Stärkung des Business-Partnering-Ansatzes.

Für die Sieger erläuterte Alexander Lind (Head of Group Controlling) das bei Merck unter dem Kürzel LEAP noch laufende Projekt, das im Umfeld sehr erfolgreicher Merck-Geschäftsjahre entstanden ist (hohes organisches Umsatzwachstum). Eine weit gespannte Komplexitätsreduktion war erforderlich (starke Vereinfachungen schnell umsetzen). Denn die Halbwertzeit der Budgetkennzahlen wurde immer kürzer, und das Finanzsteuerungssystem war zu aufwendig und zu starr mit hohem manuellen Anteil. Die Dynamik im Business erforderte eine grundlegende, radikale Umorientierung mittels LEAP. Muster war das Beyond Budgeting („Steuern ohne (fixe) Budgets”). Zuvor war mit dem Budgetprozess versucht worden, alles gleichzeitig abzuwickeln. Nun gibt es einen verschlankten strategischen Planungsprozess und vier rollierende Forecasts. Die Projektumsetzung läuft noch und soll 2024 abgeschlossen werden. Derzeit geht es insbesondere um das Thema „Behavioral Change“ (also notwendige Verhaltensänderungen) und den Einsatz eines verbesserten IT-Tools für das Forecasting. Die Stabilität des neuen Systems ist derzeit, so räumte Lind ein, noch ausbaufähig.

 

 

Praxishinweise:

  • Die ICV Controlling Excellence Awards werden seit 2003 vergeben. Zuletzt war der Preis in 2022 an die Deutsche Post DHL Group verliehen worden, die sich damit im Endspurt auf den letzten drei Plätzen gegen Projekte der SAP SE und der Phoenix Contact GmbH & Co. KG durchgesetzt hatte. Dabei ging es um die Integration von ESG-Dimensionen in das Controlling und die Unternehmenssteuerung. 2021 hatte die Robert Bosch GmbH mit dem Projekt „Controller of the Future – People make the Difference“ gewonnen. In 2020 war die BASF SE für das Projekt „PACE – Predictive Analytics Estimate“ ausgezeichnet worden.
  • Kriterien sind, wie innovativ die gefundene Lösung ist und was die Controller-Community lernen kann. Ferner prüft die Jury, ob die Lösung im Unternehmen entwickelt worden ist und erfolgreich eingesetzt wird. Prof. Dr. Utz Schäffer appellierte: Bewerben Sie sich gerne, auch aus kleineren Unternehmen!


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 6/2023

BC2023615

 

Rubriken

Anzeigen

BC Newsletter

beck-online Bilanzrecht PLUS

wiwicareer-vahlen

Teilen

Menü