Donnerstag, 29.6.2017
Finanzausschuss: Grünen-Antrag zur Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug auf Online-Handelsplattformen abgelehnt

Der Finanzausschuss des Bundestags hat am 28.06.2017 einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (BT-Drs. 18/12556) zur wirksamen Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs auf Online-Handelsplattformen abgelehnt. Bundesregierung und Länder würden sich des Problems bereits annehmen, so die Unionsfraktion. Ein Antrag sei daher nicht notwendig.

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BVerwG: Klagen gegen Ausbau der Dresdner Bahn in Berlin-Lichtenrade erfolglos

Der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes vom 13.11.2015 für den Abschnitt 2 des Vorhabens "Ausbau Knoten Berlin, Berlin Südkreuz – Blankenfelde" hat Bestand. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht am 29.06.2017 in erster und letzter Instanz entschieden und damit die Klagen von Anwohnern und einem Umweltverband abgewiesen. Die Anwohner würden ausreichend vor Schienenverkehrslärm geschützt. Unter anderem vor diesem Hintergrund habe das Eisenbahn-Bundesamt die mit höheren Kosten verbundene Verlegung der Strecke in einen Tunnel verwerfen dürfen (Az.: 3 A 1.16).

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Unionsabgeordnete prüfen Normenkontrollantrag gegen Homosexuellen-Ehe

Eine Gruppe von Unionsabgeordneten prüft rechtliche Schritte gegen das wahrscheinlich kommende Gesetz zur Ehe für alle. "Wir prüfen, ob ein Antrag auf abstrakte Normenkontrolle beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wegen Unvereinbarkeit des Gesetzes zur Ehe für alle mit Artikel 6 des Grundgesetzes eingereicht wird", sagte der Justiziar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), dem "Tagesspiegel" (Ausgabe vom 30.06.2017).

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BVerfG: Hamburg muss über G20-Protestcamp neu entscheiden

Die Freie und Hansestadt Hamburg muss über die Duldung des im Stadtpark geplanten Protestcamps gegen den G20-Gipfel versammlungsrechtlich entscheiden. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 28.06.2017 im Eilverfahren nach Vornahme einer Folgenabwägung entschieden. Das Protestcamp müsse vorsorglich den Regeln des Versammlungsrechts unterstellt werden, könne aber mit Auflagen versehen oder an einen anderen Ort verlegt werden. Unbenommen bleibe den Behörden eine Beschränkung oder ein Verbot des Protestcamps unter sicherheitsrelevanten Aspekten, da diese nicht Gegenstand des Eilverfahrens gewesen seien (Az.: 1 BvR 1387/17).

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VG Neustadt wertet Amfetamin-Aufnahme über Appetitzügler als Schutzbehauptung gegen Fahrerlaubnisentzug

Die Entziehung der Fahrerlaubnis wegen der im Blut nachgewiesenen Droge Amfetamin ist auch dann rechtmäßig, wenn sich der Betroffene darauf beruft, er habe das Amfetamin über einen Appetitzügler aufgenommen, den er zuvor einmalig eingenommen habe. Das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße wertete diese Einlassung in einem Eilverfahren als Schutzbehauptung (Beschluss vom 20. 06.2017, 1 L 636/17.NW).

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BGH bestätigt Freispruch im Fall des Göttinger Organspendenskandals

Im Prozess um Manipulationen bei Organverpflanzungen an der Göttinger Uniklinik hat der Fünfte Strafsenat des Bundesgerichtshofs in Leipzig den Freispruch des angeklagten Göttinger Transplantations-Chirurgen bestätigt und damit die Revision der Staatsanwaltschaft verworfen, die unter anderem auf versuchten Totschlag plädiert hatte (Urteil vom 28.06.2017, Az.: 5 StR 20/16).

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OLG München: Streit um Biergehalt in "Bayerischem Bierlikör" beigelegt

Das Oberlandesgericht München hat einen langjährigen Bierlikör-Streit zwischen einem Schnapsproduzenten aus Österreich und einem Händler aus Bayern beendet. Der Vertreiber von Klosterprodukten hatte sich geweigert, Rechnungen in Höhe von rund 46.000 Euro zu bezahlen, weil er vier Produkte hinsichtlich Qualität, Inhalt und Alkoholgehalt für mangelhaft hält. Am Ende einigten sich die Parteien  in einem Vergleich auf 41.000 Euro, die der Händler überweisen muss. Das Gericht hatte angemerkt, dass der Händler die Waren gleichwohl verkauft und so Einnahmen generiert habe.

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OLG München: Übertragung von Sondereigentum zugleich mit dem Miteigentumsanteil des Erwerbers

WEG §§ 4 Abs. 1, 6 Abs. 1, 22 Abs. 1

Zwei Wohnungseigentümer können den Gegenstand ihres jeweiligen Sondereigentums durch Übertragung einzelner Räume ihres Sondereigentums ändern, wenn das übertragene Sondereigentum zugleich mit dem Miteigentumsanteil des Erwerbers verbunden wird. Einer gleichzeitigen Verfügung über den Miteigentumsanteil bedarf es hierfür ebenso wenig wie einer Änderung der jeweiligen Miteigentumsanteile und einer Mitwirkung der übrigen Wohnungs- und Teileigentümer.

OLG München, Beschluss vom 06.06.2017 - 34 Wx 440/16, BeckRS 2017, 112283

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BGH: Sicherungsverwahrung neben lebenslanger Freiheitsstrafe rechtmäßig

Die Anordnung der Sicherungsverwahrung neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe ist rechtmäßig. Das hat der Zweite Strafsenat des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe entschieden und ein entsprechendes Urteil der Vorinstanz bestätigt. Die Kombination der beiden Sanktionen auch in Fällen, in denen dem Tatgericht für die Anordnung der Maßregel ein Ermessen eingeräumt ist, sei grundsätzlich möglich und verhältnismäßig (Urteil vom 28.06.2017, Az.: 2 StR 178/16).

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Mittwoch, 28.6.2017
BGH: LG Potsdam muss erneut über Sicherungsverwahrung für Kindermörder Silvio S. entscheiden
Der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder der beiden Kinder Elias und Mohamed, Silvio S., muss möglicherweise doch in Sicherungsverwahrung. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 28.06.2017 hat die Entscheidung des Landgerichts Potsdam, von der Anordnung der Sicherungsverwahrung abzusehen, keinen Bestand. Der BGH monierte insbesondere die vom LG angewandten rechtlichen Maßstäbe im Zusammenhang mit dem Merkmal des Hangs zur Begehung erheblicher Straftaten (Az.: 5 StR 8/17). Mehr lesen
Bundeskabinett beschließt Haushaltsentwurf 2018 und Finanzplan bis 2021
Das Bundeskabinett hat am 28.06.2017 den Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2018 und den Finanzplan bis 2021 beschlossen. In jedem Jahr des Finanzplans könne auf die Aufnahme neuer Schulden verzichtet werden, teilte das Bundesfinanzministerium mit. Die Ausgaben im Bundeshaushalt würden bis 2021 moderat ansteigen: von 329,1 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf voraussichtlich 356,8 Milliarden Euro im Jahr 2021. Nach Angaben des Ministeriums enthält der Finanzplan für die Jahre 2019 bis 2021 frei verfügbare Haushaltsmittel von insgesamt 14,8 Milliarden Euro. Mehr lesen
LG Hamburg: Am frühen Silvesterabend in Mieter-Briefkasten eingeworfene Betriebskostenabrechnung kann fristwahrend sein

Die Mitteilung der Betriebskostenabrechnung für das Vorjahr ist fristgemäß im Sinne des § 556 Abs. 3 Satz 2 BGB, wenn der Vermieter die Abrechnung am Silvestertag jedenfalls bis 18.00 Uhr in den privaten Briefkasten des Mieters einwirft. Dies hat das Landgericht Hamburg mit Urteil vom 02.05.2017 (Az.: 316 S 77/16, BeckRS 2017, 109204) entschieden, wie der Deutsche Anwaltverein (DAV) am 28.06.2017 mitteilte. Das LG hat die Revision zugelassen.

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Rechtsausschuss billigt Änderungen an Löschpflichten-Gesetz
Der Rechtsausschuss des Bundestages hat wesentliche Änderungen am Entwurf eines Netzwerkdurchsetzungsgesetzes beschlossen. Wie der parlamentarische Pressedienst am 28.06.2017 berichtete, greift ein vom Ausschuss gebilligter Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen Kritikpunkte und Änderungsvorschläge auf, die unter anderem in einer Expertenanhörung sowie vom Bundesrat vorgebracht worden waren. Der Gesetzentwurf der Fraktionen CDU/CSU und SPD (BT-Drs. 18/12356) hat das Ziel, Internet-Plattformen wie Facebook und Twitter zu einer schnelleren und wirksameren Löschung strafbarer Inhalte zu zwingen. Mehr lesen
EuGH: Brüssel in Streit um Wettbewerbsvorteile der Deutschen Bahn weitgehend erfolglos
Die Europäische Kommission ist im Verfahren gegen Deutschland um mögliche Wettbewerbsvorteile der Deutschen Bahn weitgehend gescheitert. Der Gerichtshof der Europäischen Unin wies die Klage der Kommission am 28.06.2017 in Luxemburg größtenteils ab. Die Brüsseler Behörde hatte der Bahn als Staatsunternehmen eine unzulässige Quersubventionierung vorgeworfen. Mit Einnahmen aus dem Betrieb des Schienennetzes sei der Personen- und Güterverkehr mitfinanziert worden. Dies sei eine Benachteiligung von Wettbewerbern, da die Bahn Steuergeld für den Erhalt des Netzes sowie Gebühren von Konkurrenten für die Nutzung des Netzes erhalte (Az.: C-482/14). Mehr lesen
SG Dresden hält Arbeitsunfall nach über 50 Jahren für erwiesen
Einem Kläger ist nach über 50 Jahren der Nachweis eines Arbeitsunfalles gelungen. Dies geht aus einem Gerichtsbescheid des Sozialgerichts Dresden vom 29.05.2017 hervor. Dem Kläger ist damit die Möglichkeit eröffnet, Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung für den Verlust des kleinen Fingers der linken Hand zu verlangen (Az.: S 39 U 320/12, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
Bundesnetzagentur setzt Pflicht zu Vorratsdatenspeicherung nach OVG-Entscheidung aus
Die Bundesnetzagentur hat die Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung für Internet-Provider und Telefonanbieter ausgesetzt. Die Behörde reagierte am 28.06.2017 auf einen wegweisenden Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen in Münster aus der vergangenen Woche. Bis zum Urteil im Hauptverfahren werde die Speicherpflicht nicht durchgesetzt, erklärte die Niederlassung der Bundesnetzagentur in Mainz, die für die technische Umsetzung von Überwachungsmaßnahmen zuständig ist. Mehr lesen
EGMR: Ärzte dürfen Behandlung todkranken Babys abbrechen
Ärzte in Großbritannien können endgültig die Behandlung des todkranken Babys Charlie Gard abbrechen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies am 27.06.2017 in Straßburg eine Beschwerde der Eltern als unzulässig ab. Das zehn Monate alte Kind hat eine seltene genetische Erkrankung. Seine Eltern wollten es für eine experimentelle Therapie in die USA bringen. Die britischen Ärzte, die den Jungen bisher behandeln, sind allerdings überzeugt, dass die Therapie nicht helfen würde. Sie wollen deshalb die lebenserhaltenden Maßnahmen einstellen (Az.: 39793/17). Mehr lesen
Ausschuss macht Weg frei für Entscheidung über "Ehe für alle"
Der Bundestag wird noch in dieser Woche über die "Ehe für alle" entscheiden – gegen den Willen der Unions-Spitze. SPD, Linke und Grüne setzten am 28.06.2017 im Rechtsausschuss des Bundestages mit knapper Mehrheit durch, dass das Thema kurzfristig am 30.06.2017 auf die Tagesordnung des Parlaments kommt. Ein solches rot-rot-grünes Votum gegen die Stimmen der Union ist ein bemerkenswerter Vorgang und bedeutet eine offene Konfrontation zwischen den Koalitionspartnern. Die Spitzen der Unions-Fraktion hatten sich gegen eine Abstimmung vor der Bundestagswahl ausgesprochen. Im Bundestag gilt eine Mehrheit für die "Ehe für alle" als sicher. Mehr lesen
LSG Baden-Württemberg: Pflegegeld der Pflegestufe «0» setzt Grundpflegebedarf voraus

SGB XI §§ 45b, 123 i.d.F. bis 31.12.2016

Die Gewährung von Leistungen der Pflegeversicherung wegen erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz (sog. Pflegestufe „0") setzt sowohl nach § 45 b Abs. 1 Satz 1 SGB XI i.V.m. § 45 a Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB XI als auch nach § 45b Abs. 1a Satz 2 SGB XI in der vom 01. 01.2015 bis 31.12.2016 geltenden Fassung voraus, dass beim Versicherten überhaupt ein Grundpflegebedarf besteht. (Leitsatz der Verfasserin)

LSG Baden-Württemberg, Beschluss vom 26.10.2016 - L 4 P 2609/16, BeckRS 2016, 110224

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BFH: Betrugsschaden als Werbungskosten absetzbar
Wer einem betrügerischen Grundstücksmakler Bargeld in der Annahme übergibt, der Makler werde damit den Kaufpreis für ein bebautes Grundstück bezahlen, kann den Verlust bei den Werbungskosten aus Vermietung und Verpachtung abziehen. Voraussetzung ist allerdings, dass er bei Hingabe des Geldes zum Erwerb und zur Vermietung des Grundstücks entschlossen war, wie aus einem Urteil des Bundesfinanzhofes vom 09.05.2017 hervorgeht (Az.: IX R 24/16). Mehr lesen