Donnerstag, 6.7.2017
EuG: Französisches Schifffahrtsunternehmen SNCM muss millionenschwere staatliche Beihilfen zurückzahlen
Die Kapitalzuführung und die Privatisierungsmaßnahmen, die Frankreich zugunsten der Société Nationale Corse-Méditerranée (SNCM) getätigt hat, stellen rechtswidrige und mit dem Binnenmarkt unvereinbare Beihilfen dar. Dies hat das Gericht der Europäischen Union entschieden. Es bestätigte damit einen Beschluss, mit dem die Europäische Kommission die SNCM am 20.11.2013 aufgefordert hatte, insgesamt 220 Millionen Euro an den französischen Staat zurückzuzahlen (Urteil vom 06.07.2017, Az.: T-74/14 und T-1/15). Mehr lesen
BGH: LG Köln muss erneut über Bewährung für Kölner Raser entscheiden
Der Bundesgerichtshof hat am 06.07.2017 im zweiten Kölner "Raser-Verfahren" das Urteil des Kölner Landgerichts (BeckRS 2016, 17841) insoweit beanstandet, als dieses die Vollstreckung der wegen fahrlässiger Tötung einer Radfahrerin verhängten Freiheitsstrafen zur Bewährung ausgesetzt hat (Az.: 4 StR 415/16). Zwar hätten die Angeklagten den Tod der Radfahrerin fahrlässig herbeigeführt. Nicht außer Acht gelassen werden dürfe aber, dass sie die Gefahrenlage durch ihre aggressive Fahrweise bewusst herbeigeführt hätten. Außerdem hätte das LG nach Ansicht des BGH vor dem Hintergrund, dass die Zahl durch Raser verursachter tödlich endender Verkehrsunfälle zunehme, erörtern müssen, wie sich eine Strafaussetzung zur Bewährung auf das allgemeine Rechtsempfinden und das Vertrauen der Bevölkerung in die Unverbrüchlichkeit des Rechts auswirken würde. Das LG muss nach Aufhebung seines Urteils in Bezug auf die Strafaussetzung zur Bewährung nun erneut verhandeln und entscheiden. Die Revisionen der Angeklagten hat der BGH im Beschlusswege als offensichtlich unbegründet verworfen. Mehr lesen
VG Berlin: Stadt Berlin muss über räumliche Ausdehnung des "kriminalitätsbelasteten Ortes“ in der Rigaer Straße keine Auskunft erteilen

Nach dem Informationsfreiheitsgesetz Berlin (IFG Berlin) besteht kein Anspruch auf Zugang zu Informationen über die genaue räumliche Ausdehnung eines von der Polizei festgelegten "kriminalitätsbelasteten Ortes“. Das hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden und die Klage eines Mannes abgewiesen, der vom Polizeipräsidenten in Berlin Auskunft zur "Einsatzkonzeption der Polizeidirektion 5 zur Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität – links im Bereich Rigaer Straße“, insbesondere zu den räumlichen Grenzen des sogenannten "kriminalitätsbelasteten Ortes“ begehrte (Urteil vom 26.06.2017, Az.: VG 2 K 312.16).

Mehr lesen
LSG Stuttgart: Keine Gehaltserhöhung für Vorstand einer Krankenkasse

Entscheidender Ausgangspunkt für die Bewertung einer "angemessenen“ Vergütung eines Vorstands einer gesetzlichen Krankenkasse ist ein Vergleich mit Vorstandsvergütungen anderer Krankenkassen mit jeweils vergleichbarer Größe. Die Größe wird in erster Linie anhand der jeweiligen Versichertenzahlen bestimmt. Mit dieser Begründung hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg in Stuttgart einem Krankenkassenvorstand eine Gehaltserhöhung versagt (Urteil vom 21.06.0217, Az.: L 5 KR 1700/16 KL).

Mehr lesen
Zahl der Beschwerden bei Reiseschlichtern stark gestiegen

Die Zahl der Beschwerden bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr ist im ersten Halbjahr stark gestiegen. Rund 6.900 unzufriedene Reisende wandten sich mit einem Schlichtungsantrag an die Einrichtung in Berlin. Das sind 1.470 Fälle und damit 27% mehr als im Vorjahreszeitraum. Überwiegend beschäftigte sich die Schlichtungsstelle mit Verspätungen und Ausfällen von Flügen, daneben mit unzufriedenen Bahnfahrgästen. Weitere Beschwerden kamen von Fernbusreisenden und von Nahverkehrsbenutzern.

Mehr lesen
OLG München weist im Abgas-Skandal Klage eines Audi-Käufers ab

Als erstes Oberlandesgericht hat das OLG München im Abgas-Skandal die Klage eines Autokäufers auf Rückerstattung des Kaufpreises für sein Dieselmodell abgewiesen. Fehlerhafte Angaben zu den Abgaswerten habe der Kläger nicht nachweisen können, so die Begründung des Berufungsgericht, das damit die vorinstanzliche Sichtweise bestätigte. Die  Revision wurde nicht zugelassen, wie eine Gerichtssprecherin am 04.07.2017 in München sagte.

Mehr lesen
Mittwoch, 5.7.2017
OLG Köln bejaht Strafbarkeit eines Fotojournalisten wegen Veröffentlichung des Bildes eines vermeintlichen Ebola-Patienten
Ein Fotojournalist kann sich strafbar machen, wenn er Fotos eines Krankenhauspatienten gegen dessen Willen fertigt und an eine Redaktion weitergibt, ohne auf eine Unkenntlichmachung der Bilder hinzuwirken. Dies geht aus einem Beschluss des Oberlandesgerichts Köln vom 02.06.2017 hervor. Die Prüfung der rechtlichen Belange Betroffener im Zusammenhang mit Veröffentlichungen obliege nicht allein den Redaktionen, befand das Gericht. Im zugrundeliegenden Fall habe nur der Journalist die Umstände der Fertigung der Fotos beurteilen können (Az.: III-1 RVs 93/17). Mehr lesen
EU-Parlament billigt europäische Staatsanwaltschaft
Beim Verdacht auf Missbrauch oder Unterschlagung von EU-Geld werden künftig europäische Staatsanwälte ermitteln. Das Europaparlament stimmte am 05.07.2017 in Straßburg der Einrichtung einer EU-Staatsanwaltschaft zu. Es wird damit gerechnet, dass die neue Behörde ab 2020 mit 20 beteiligten Ländern – darunter auch Deutschland – an den Start geht. Mehr lesen
RWE-Klage gegen Hessen um Schadenersatz wegen Biblis vom Tisch
Im Streit um die Stilllegung des Atomkraftwerks Biblis hat der Energiekonzern RWE die Schadenersatzklage gegen das Land Hessen fallen gelassen. RWE hatte vor dem Landgericht Essen Schadenersatz in Höhe von 235 Millionen Euro gefordert. Die Rücknahme der Klage ist Teil des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Betreibern deutscher Kernkraftwerke, der Ende Juni 2017 unterzeichnet wurde, wie ein RWE-Sprecher in Essen am 05.07.2017 erläuterte. Demnach übernimmt RWE auch die Verfahrenskosten der Klage. Zuvor hatte der Hessische Rundfunk (hr) darüber berichtet. Mehr lesen
BGH: Netzbetreiber kann bei unangemeldeter Solaranlage Einspeisevergütung zurückverlangen
Ein Netzbetreiber kann vom Betreiber einer Photovoltaikanlage die Rückzahlung einer Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verlangen, wenn letzterer es unterlassen hat, seine neue Anlage bei der Bundesnetzagentur zu melden. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 05.07.2017 entschieden. Wie der VIII. Zivilsenat mitteilt, gehört der Rechtsstreit zu einer Serie ähnlich gelagerter, ebenfalls bei ihm anhängiger Rückzahlungsklagen des klagenden Netzbetreibers (Az.: VIII ZR 147/16) Mehr lesen
BGH hebt Haftbefehl im "Bundeswehrskandal-Verfahren" auf
Der Staatsschutzsenat des Bundesgerichtshofs hat mit Beschluss vom 05.07.2017 den Haftbefehl gegen einen Mitbeschuldigten des Oberleutnants der Bundeswehr Franco A. im sogenannten Bundeswehrskandal aufgehoben. Der Haftbefehl legt dem Beschuldigten zur Last, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Laut BGH hat sich nach derzeitigem Stand der erforderliche dringende Tatverdacht nicht bestätigt (Az.: StB 14/17). Mehr lesen
Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit tritt in Kraft

Am 06.07.2017 tritt das Entgelttransparenzgesetz zur Schaffung von mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen in Kraft. Darauf weist das Bundesfamilienministerium in einer Mitteilung vom 05.07.2017 hin. Danach können Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten vom Arbeitgeber Auskunft über die Entgeltstrukturen verlangen.

Mehr lesen
Arbeitskreis Abstammungsrecht will "Mit-Mutterschaft" einführen
Aufgrund der zunehmenden Vielfalt der heutigen Familienkonstellationen und der Entwicklungen der Reproduktionsmedizin plädiert der von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) im Februar 2015 eingesetzte Arbeitskreis Abstammungsrecht für eine Reform des Abstammungsrechts. Dies geht aus dem am 04.07.2017 veröffentlichten Abschlussbericht des Gremiums hervor. Die herkömmliche Anknüpfung des Gesetzes an die genetische Abstammung eines Kindes für seine Zuordnung zu seinen Eltern werde nicht mehr allen Fallgestaltungen gerecht, betonte die Vorsitzende des Arbeitskreises Meo-Micaela Hahne. Mehr lesen
VG Neustadt: Bereitschaft außerhalb der Feuerwache ist keine Arbeitszeit
Die Zeit, während der ein Beamter im Führungsdienst der Feuerwehr eine Alarmierungsbereitschaft außerhalb der Dienststelle wahrnimmt, muss nicht in vollem Umfang als Arbeitszeit anerkannt werden. Dies hat das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße mit Urteil vom 21.06.2017 entschieden (Az.: 1 K 1117/16.NW). Mehr lesen
SG Nordhausen: Pflicht zur Erstattung von Kosten im Vorverfahren auch bei bereits verjährtem Anwaltshonoraranspruch

SGB X § 63

Zwar ist anerkannt, dass jeder Beteiligte eines Gerichtsverfahrens gehalten ist, die Kosten der Prozessführung so gering wie möglich zu halten, widrigenfalls die Kosten nicht als „notwendig" angesehen werden. Hiermit ist jedoch lediglich gemeint, dass im Zeitpunkt der Rechtsverfolgung bzw. Rechtsverteidigung keine Maßnahmen ergriffen werden dürfen, die für die Zwecke der Rechtsverfolgung nutzlos sind. Die Ausdehnung des Anwendungsbereichs der Kostenminderungspflicht darauf, dass nur innerhalb eines bestimmen Zeitrahmens zur Festsetzung beantragte Kosten zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung „notwendig" gewesen seien, erscheint vor diesem Hintergrund nicht angezeigt (Leitsatz der Schriftleitung)

SG Nordhausen, Urteil vom 24.04.2017 - S 27 AS 1757/15, BeckRS 2017, 113108

Mehr lesen
EuGH: EU-rechtliche Altersgrenze von 65 Jahren für Verkehrs- und Frachtpiloten ist gültig

Die im EU-Recht vorgesehene Altersgrenze von 65 Jahren für Piloten, die im gewerblichen Luftverkehr Fluggäste, Fracht oder Post befördern, ist mit der EU-Grundrechtecharta vereinbar und gültig. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 05.07.2017 entschieden. Die Altersgrenze sei gerechtfertigt, um die Sicherheit der Zivilluftfahrt in Europa zu gewährleisten (Az.: C-190/16).

Mehr lesen
LG Paderborn: Dreieinhalb Jahre Haft wegen Brandstiftung in Flüchtlingsheim
Ein halbes Jahr nach einem Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft in Nordrhein-Westfalen ist ein Flüchtling wegen besonders schwerer Brandstiftung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er muss nach einem Urteil des Paderborner Landgerichts vom 04.07.2017 für dreieinhalb Jahre in Haft. Mehr lesen
BKA kauft "Panama Papers" – Fahnder werten riesigen Datensatz aus
Im Kampf gegen Geldwäsche und Steuerbetrug hat das Bundeskriminalamt (BKA) die 2016 veröffentlichen "Panama Papers" gekauft. Nach Angaben aus Berliner Regierungskreisen vom 04.07.2017 wurden für den riesigen Datensatz mit Informationen über dubiose Geschäfte mit Briefkastenfirmen fünf Millionen Euro an eine "Quelle" gezahlt. Vor mehr als einem Jahr hatte ein internationales Medien-Netzwerk mit den "Panama Papers" Finanzströme in der mittelamerikanischen Steueroase enthüllt. Mehr lesen
OLG Düsseldorf: Verfahren um IS-Anschlagsplan für Düsseldorf hat begonnen
Drei mutmaßliche IS-Terroristen müssen sich seit dem 05.07.2017 vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht verantworten. Laut Anklage wollten sie in der Altstadt von Düsseldorf ein verheerendes Blutbad anrichten: Der Bundesanwaltschaft zufolge sollten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft sprengen, dann sollten weitere Terroristen möglichst viele flüchtende Menschen erschießen. Mehr lesen
BFH bejaht erbschaftsteuerlichen Freibetrag für Kinder bei Pflege ihrer Eltern
Hat ein Kind einen pflegebedürftigen Elternteil zu Lebzeiten gepflegt, ist es berechtigt, nach dem Ableben des Elternteils bei der Erbschaftsteuer den sogenannten Pflegefreibetrag in Anspruch zu nehmen. Wie der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 10.05.2017 entgegen der Verwaltungsauffassung entschieden hat, steht dem die allgemeine Unterhaltspflicht zwischen Personen, die in gerader Linie miteinander verwandt sind, nicht entgegen (Az.: II R 37/15). Mehr lesen