Donnerstag, 20.12.2018
LG Waldshut-Tiengen weist Klage gegen Bayer in Streit um Verhütungspille "Yasminelle" ab

In einer seit siebeneinhalb Jahren dauernden juristischen Auseinandersetzung um die Verhütungspille "Yasminelle" hat der Bayer-Konzern einen Erfolg erzielt. Das Landgericht Waldshut-Tiengen wies die Klage einer Frau gegen den Konzern ab. Die gesundheitlichen Probleme der heute 34-Jährigen seien nicht zweifelsfrei auf die Einnahme des Verhütungsmittels zurückzuführen, entschied das Gericht am 20.12.2018. Möglich seien auch andere Ursachen. Die Frau habe daher keinen Anspruch auf Schmerzensgeld (Az.: 1 O 73/12, nicht rechtskräftig). Zudem müsse sie einen Großteil der Kosten des Prozesses tragen.

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Polens Präsident kritisiert EuGH-Beschluss – "Tribunal ging zu weit"

Im polnischen Justizstreit wirft Präsident Andrzej Duda dem Europäischen Gerichtshof Einmischung vor. Das Gericht breite seine Ellenbogen aus, eigne sich immer größere Kompetenzen an, durch die es sich immer stärker in innenpolitische Angelegenheiten der EU-Mitgliedstaaten einmische, zitierte am 20.12.2018 das Nachrichtenportal "WP.pl" den polnischen Präsidenten. Es ging um die Aufhebung umstrittener Zwangspensionierungen von Richtern an Warschaus Oberstem Gericht, mit der sich Polens Parlament bereits Ende November 2018 einer EuGH-Anordnung gefügt hatte.

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OLG Frankfurt am Main: Nutzungsgebühr für Kabelkanäle der Telekom nicht überhöht

Die Betreiberin der Breitbandkabelnetze in den meisten deutschen Bundesländern ist erneut mit ihrer Forderung nach einer Herabsetzung des Entgelts für die Nutzung der Kabelkanäle der beklagten Deutschen Telekom gescheitert. Unter Berücksichtigung der gegenläufigen Interessen sei es sachlich gerechtfertigt, dass die Telekom weiterhin die 2002 vertraglich vereinbarten Nutzungsentgelte verlange, entschied das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit Urteil vom 20.12.2018 (Az.: 11 U 95/13 (Kart), nicht rechtskräftig).

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BGH: Museen dürfen Fotografieren verbieten - Fotos dürfen nicht im Internet verbreitet werden

Fotografien von (gemeinfreien) Gemälden oder anderen zweidimensionalen Werken genießen regelmäßig Lichtbildschutz nach § 72 UrhG. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 20.12.2018 entschieden. Zudem hat er entschieden, dass Museumsbesucher, die unter Verstoß gegen ein mittels AGB vereinbartes Fotografierverbot ausgestellte (gemeinfreie) Kunstwerke ablichten und die Fotos im Internet veröffentlichen, von dem Museum auf Unterlassung der öffentlichen Zugänglichmachung in Anspruch genommen werden können (Az.: I ZR 104/17). 

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LSG Nordrhein-Westfalen: Alg II muss nach Ausbildungsabbruch nicht vollständig zurückerstattet werden
Das wiederholte unentschuldigte Fernbleiben von der Ausbildungsstelle, das schließlich zu einer Kündigung führt, stellt kein unentschuldbares Verhalten dar, dass einen Erstattungsanspruch des Jobcenters für gewährte Leistungen begründet. Eine Leistungskürzung ist indes zulässig, wie ein vom Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen entschiedener Fall zeigt (Urteil vom 11.10.2018, Az.: L 7 AS 1331/17). Mehr lesen
BGH: Kostenlose Verteilung presseähnlich aufgemachten kommunalen "Stadtblattes" unzulässig

Eine Kommune ist nicht berechtigt, ein kommunales Amtsblatt kostenlos im gesamten Stadtgebiet verteilen zu lassen, wenn dieses presseähnlich aufgemacht ist und redaktionelle Beiträge enthält, die das Gebot der "Staatsferne der Presse" verletzen. Dies hat der Bundesgerichtshof auf die Klage eines privaten Verlagsunternehmen klargestellt (Urteil vom 20.12.2018, Az.: I ZR 112/17).

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Washington DC verklagt Facebook wegen Cambridge-Analytica-Skandals

Facebook droht wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica rechtlicher Ärger in den USA. Der US-Regierungsbezirk Washington DC reichte Klage gegen das Online-Netzwerk ein. Generalstaatsanwalt Karl A. Racine beschuldigt Facebook massiver Schlamperei beim Datenschutz, wodurch die Informationen vieler Nutzer im Wahlkampf 2016 für politische Manipulationen missbraucht worden sein könnten.

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Niederlande: Gericht verurteilt Mann wegen Anmache auf der Straße

Erstmals hat ein niederländisches Gericht einen Mann für die Belästigung von Frauen auf der Straße schuldig gesprochen. Der 36-Jährige wurde am 19.12.2018 in Rotterdam zu einer Strafe von 200 Euro verurteilt. Der Mann hatte mindestens acht Frauen mit Gesten und Zurufen belästigt. Einigen von ihnen war er hinterhergelaufen und hatte Kusshände zugeworfen. Seit 2018 ist Belästigung auf der Straße in Rotterdam strafbar.

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BGH hebt Urteil wegen Rädelsführerschaft in ausländischer terroristischer Vereinigung teilweise auf

Ein wegen Rädelsführerschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung ergangenes Urteil des Stuttgarter Oberlandesgerichts hat nur zum Teil Bestand. Der Bundesgerichtshof hob es auf, soweit es einen der beiden Angeklagten betraf, weil die Urteilsgründe sowohl zu dessen Lasten als auch zu dessen Gunsten Rechtsfehler aufwiesen. Einen Großteil der Feststellungen hat der BGH jedoch aufrechterhalten. Die Revision des zweiten Angeklagten sowie die gegen diesen geführte Revision des Generalbundesanwalts hat das OLG hingegen verworfen (Urteil vom 20.12.2018, Az.: 3 StR 236/17).

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OLG Stuttgart: 10.000 Euro Schmerzensgeld wegen im Körper der Patientin vergessener OP-Nadel

Die Trägerin des Bundeswehrkrankenhauses Ulm muss 10.000 Euro Schmerzensgeld sowie Schadenersatz unter anderem wegen noch nicht vorhersehbarer Schäden leisten, nachdem bei einer Operation in dem Krankenhaus im Körper einer Patientin eine Nadel vergessen worden war. Dies hat das Oberlandesgericht Stuttgart mit Urteil vom 20.12.2018 entschieden (Az.: 1 U 145/17).

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SG Karlsruhe: Anerkennung von Lungenkrebs als Berufskrankheit nach Belastungen durch Chrom

Das Sozialgericht Karlsruhe hat die Berufsgenossenschaft zur Anerkennung von Lungenkrebs als Berufskrankheit nach Belastungen durch Chrom am Arbeitsplatz verurteilt. Es betont, dass die Berufskrankheitenverordnung für Erkrankungen durch Chrom oder seine Verbindungen keine Mindestbelastung vorsehe. Danach reichten Belastungen aus, die nach dem gegenwärtigen medizinischen Stand ausreichend sind, um eine Erkrankung wie den streitgegenständlichen Lungenkrebs auszulösen (Urteil vom 25.09.2018, Az.: S 4 U 4163/16, nicht rechtskräftig).

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OVG Koblenz: Tourismusbeitragssatzung in Bad Kreuznach unwirksam

Die Tourismusbeitragssatzung der Stadt Bad Kreuznach ist unwirksam. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz in zwei Urteilen vom 19.12.2018 entschieden. Das Gericht bemängelt die Regelung des Beitragsmaßstabs als willkürlich und damit unwirksam. Die Unwirksamkeit der Beitragsmaß­stabsregelung führe zur Unwirksamkeit der gesamten Beitragssatzung (Az.: 6 C 11698/17.OVG und 6 C 10041/18.OVG).

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BAG: Mehrarbeitszuschläge bei Teilzeitarbeit für über Teilzteitquote hinausgehende Arbeitszeit
Eine Regelung in einem Tarifvertrag kann im Einklang mit § 4 Abs. 1 TzBfG dahin auszulegen sein, dass Mehrarbeitszuschläge bei Teilzeitbeschäftigten für die Arbeitszeit geschuldet sind, die über die Teilzeitquote hinausgeht, die Arbeitszeit einer Vollzeittätigkeit jedoch nicht überschreitet. Dies hat der Zehnte Senat des Bundesarbeitsgerichts entschieden und damit seine gegenläufige Ansicht (NZA 2017, 1069) aufgegeben (Urteil vom 19.12.2018, Az.: 10 AZR 231/18). Mehr lesen
OLG Zweibrücken: Gefährliche Körperverletzung bei Anfahren mit Kraftfahrzeug nur hinsichtlich unmittelbar durch den Anstoß mit dem Fahrzeug verursachter Verletzungen

StGB §§ 32, 223 I, 224 I Nr. 2; StPO §§ 349 IV, 353

1 Wird bereits durch den gezielten Anstoß mit einem Kraftfahrzeug selbst eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung des körperlichen Wohlbefindens und/oder eine Gesundheitsschädigung bewirkt, kann darin eine gefährliche Körperverletzung i.S.v. § 224 I Nr. 2 StGB liegen. Für die Erfüllung dieses Tatbestandes reicht es dagegen nicht aus, wenn die Körperverletzung erst infolge des Sturzes und durch den Aufprall auf den Boden eintritt.

2. Bei Eigentums- und Vermögensdelikten ist ein gegenwärtiger Angriff i.S.v. § 32 StGB noch gegeben, solange die Beute nicht endgültig gesichert ist; auf die Vollendung der Tat kommt es nicht an. Nichts anderes gilt für den Angriff auf das Besitzrecht. (Leitsätze des Gerichts)

OLG Zweibrücken, Beschluss vom 18.10.2018 - 1 OLG 2 Ss 42/18, BeckRS 2018, 29932

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LAG Berlin-Brandenburg: Elternzeit kann ohne Zustimmung des Arbeitgebers um drittes Lebensjahr des Kindes verlängert werden

Die Inanspruchnahme von Elternzeit für das dritte Lebensjahr eines Kindes im Anschluss an die Elternzeit während der ersten beiden Lebensjahre ist nicht von der Zustimmung des Arbeitgebers abhängig. Denn die Beschränkung der Bindungsfrist in § 16 Abs. 1 Satz 2 BEEG auf zwei Jahre spricht dafür, dass Beschäftigte im Anschluss an die Bindungsfrist wieder frei disponieren können und sich lediglich an die Anzeigefristen in § 16 Abs. 1 Satz 1 BEEG halten müssen. Das hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg in einem jetzt bekannt gewordenen Urteil vom 20.09.2018 entschieden (Az.:21 Sa 390/18).

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Bundeskabinett ermöglicht Freiwilligendienst in Teilzeit

Freiwilligendienste sollen künftig auch in Teilzeit erbracht werden können. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Kabinett am 19.12.2018 beschlossen. Er sieht neue Teilzeit-Möglichkeiten für Menschen unter 27 Jahren vor, die ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren wollen. "Die Frage ganz oder gar nicht gehört damit der Vergangenheit an“, erklärte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).

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BAG: Arbeitnehmer dürfen über Regelaltersgrenze hinaus arbeiten

Die Regelung in § 41 Satz 3 SGB VI, die es den Arbeitsvertragsparteien ermöglicht, im Fall der vereinbarten Beendigung des Arbeitsverhältnisses bei Erreichen der Regelaltersgrenze den Beendigungszeitpunkt durch Vereinbarung während des Arbeitsverhältnisses hinauszuschieben, ist wirksam und mit höherrangigem Recht vereinbar. Das hat das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entschieden (Urteil vom 19.12.2018, Az.: 7 AZR 70/17).

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AG Frankfurt am Main: Unfallverursacher muss Kosten eines fehlerhaften Privatgutachtens tragen

Der Verursacher eines Verkehrsunfalls muss dem Geschädigten auch dann die Kosten eines zur Feststellung der Unfallschäden erforderlichen Privatgutachtens erstatten, wenn das Gutachten Fehler hat. Das geht aus einem mittlerweile rechtskräftigen Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main hervor, welches die Entscheidung nunmehr veröffentlicht hat (Urteil vom 24.10.2018, Az.: 31 C 1884/16 (17)).

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Mittwoch, 19.12.2018
"Gelbwesten" scheitern vor EGMR mit Eilantrag gegen Gummigeschoss-Einsatz durch Polizisten

Vertreter der "Gelbwesten", die den französischen Sicherheitskräften unmenschliches Vorgehen vorwerfen, sind vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gescheitert. Dieser wies am 18.12.2018 einen Antrag ihres Anwalts auf vorläufige Maßnahmen zurück, mit dem sie den Einsatz von Gummigeschossen gegen Demonstranten unterbinden wollten.

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BGH: Prämienanpassung in privater Krankenversicherung nicht wegen fehlender Unabhängigkeit des Treuhänders unwirksam

Eine vom Versicherer mit Zustimmung eines "unabhängigen Treuhänders" gemäß § 203 Abs. 2 VVG vorgenommene Prämienanpassung in der privaten Krankenversicherung ist nicht allein wegen einer gegebenenfalls zu verneinenden Unabhängigkeit als unwirksam anzusehen. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 19.12.2018 entschieden. Sei der zustimmende Treuhänder gemäß den Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes (im Streitfall noch § 12b VAG a.F.) ordnungsgemäß bestellt worden, so finde eine gesonderte Überprüfung seiner Unabhängigkeit durch die Zivilgerichte im Rechtsstreit des einzelnen Versicherungsnehmers über eine Prämienanpassung nicht statt. Die Zivilgerichte müssten in einem solchen Rechtsstreit die materielle Rechtmäßigkeit der Prämienanpassung überprüfen (Az.: IV ZR 255/17).

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