
Der Motor der deutschen Wirtschaft stottert. Während die Presse vor allem die Gewinneinbrüche in der Automobilindustrie thematisiert, zeigt ein genaueres Hinschauen, dass die Probleme tiefgreifender sind. Vor allem das Debitorenmanagement wird in diesem Umfeld immer wichtiger.
Praxis-Info!
Laut einer Auswertung des Creditreform-Debitorenregisters Deutschland ist das durchschnittliche Zahlungsziel im B2B-Bereich (Business-to-Business – Leistungsaustausch findet ausschließlich zwischen Unternehmen statt) in Deutschland im 1. Halbjahr 2025 weiter gestiegen. Während das durchschnittliche Zahlungsziel vor zwei Jahren noch bei 29,93 Tagen lag, beträgt es inzwischen 31,46 Tage.
Dabei fallen größenabhängige Unterschiede auf. So liegt das durchschnittliche Zahlungsziel für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern bei 33,97 Tagen. Hinzu kommt eine durchschnittliche Verzugsdauer von 7,89 Tagen. Unternehmen warten somit im Durchschnitt rund 40 Tage auf die Zahlung einer Rechnung. Während ein solcher Lieferantenkredit aufseiten der Kunden selbstverständlich gerne in Anspruch genommen wird, stellt dieser für das liefernde Unternehmen erhöhte Anforderungen an das Liquiditäts- und Debitorenmanagement.
Darüber hinaus ist ein weiterer Trend aus der Auswertung des Creditreform-Debitorenregisters Deutschland erkennbar: Die Zahl der Betriebe, die ihre Rechnungen nicht fristgerecht begleichen, nimmt derzeit erheblich zu. Dabei ist der Anstieg von im Zahlungsverzug befindlichen Unternehmen in einigen Branchen besonders drastisch:
- Kommunen/öffentliche Verwaltung: +36%
- Unternehmensnahe Dienstleistungen: +15,5%
- Kfz-Handel und -Reparatur: +14,7%
Hinzu kommt, dass laut Creditreform die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im 1. Halbjahr 2025 auf den höchsten Stand seit 10 Jahren geklettert ist.
Neben den „regulären“ Problemen werden auch immer mehr Unternehmen Opfer eines Betrugs. So stiegen laut Creditreform die Betrugsdelikte im B2B-Online-Handel im Jahresvergleich stark an, vor allem in den Bereichen Fake-Identitäten und Kreditkartenmissbrauch.
Der Mix aus verlängerten Zahlungszielen, vermehrtem Zahlungsverzug, zunehmenden Insolvenzen und der Anstieg betrügerischer Bestellungen sorgt somit fürwahr für dunkle Wolken am Debitorenbuchhaltungshorizont.
Christian Thurow, Dipl.-Betriebsw. (BA), Senior Risk Manager, London (E-Mail: c.thurow@thurow.co.uk)
BC 10/2025
BC20251006