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Mangelnde Krisenvorsorge

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Neuer R+V-Index zur Messung der Widerstandsfähigkeit

 

Krieg, Energiekrise, Rezession, Klimakrise – die Wirtschaft ist derzeit bedroht wie selten zuvor, und die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt. Zwar sind sich Unternehmen und Beschäftigte einig, dass die deutsche Wirtschaft krisengefährdet ist und ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt werden muss. Aber bislang fördern gerade einmal 22% der Unternehmen aktiv ihre Widerstandskraft. Das offenbart hohen Beratungsbedarf, der auch von den Unternehmen selbst erkannt wird.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Angesichts Inflation, Krieg, Energiekrise, Rezession, Klimakrise und vieler anderer Einflussfaktoren ist die Wirtschaft derzeit bedroht wie selten zuvor. Sichtbarer Ausdruck dessen sind die in Deutschland steigenden Insolvenzen. Aber bislang fördern gerade einmal 22% der Unternehmen aktiv ihre Widerstandskraft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuell am 22.4.2024 vorgelegte Studie des Marktforschungsinstituts Mentefactum, beauftragt von der R+V Versicherung.

Wenn Unternehmen Maßnahmen ergreifen, konzentrieren sie sich vor allem auf

  • stabile Kundenbeziehungen (84%),
  • ein innovatives Produkt- und Service-Angebot (76%) sowie
  • die Instandhaltung der Technik (74%).

Bei anderen Handlungsfeldern ist das Engagement geringer ausgeprägt: So geben 48% der Unternehmen an, sich nur wenig um den Einsatz von Erneuerbaren Energien zur Sicherung der eigenen Energieversorgung zu kümmern. Mehr als jedes dritte Unternehmen (35%) vernachlässigt nach eigener Aussage Investitionen in Digitalisierung und IT-Sicherheit.

Zudem mahnt Folgendes zur Vorsicht: Wenn gerade einmal 22% der Unternehmen aktiv ihre Widerstandskraft mit den genannten Maßnahmen stärken, dann bedeutet das auch, dass ca. vier von fünf Firmen noch nicht bzw. zumindest nicht ausreichend auf Krisen vorbereitet sind. Den Studienergebnissen zufolge blieben sie bislang komplett untätig (33%) oder wägen aktuell noch geeignete Maßnahmen ab (45%) – und das, obwohl sogar jedes zweite Unternehmen (52%) sich selbst durch die wirtschaftliche Lage akut bedroht sieht.

 

 

Lösung

Damit in den Unternehmen der Bedarf an mehr Krisenvorsorge besser erkannt wird, wurde nach den Angaben von Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer von Mentefactum, aus den Antworten von Unternehmern und Beschäftigten in mittelständischen Unternehmen im Auftrag von R+V ein Resilienz-Index gebildet. Dieser wird anhand von zehn Faktoren errechnet, wie etwa dem Digitalisierungsgrad des Betriebs, den finanziellen Rücklagen oder den Angeboten zur Mitarbeiterbindung. Außerdem wird berücksichtigt, wie die Befragten ihre Krisenanfälligkeit und ihr Engagement zur Förderung der eigenen Widerstandskraft einschätzen. Im Ergebnis liegt der Index für Unternehmen bei 64 von 100 Punkten (aus Sicht der Beschäftigten sind es nur 61 Punkte). Wenn sich dennoch 82% der Entscheiderinnen und Entscheider überzeugt zeigen, Krisen gut meistern zu können, offenbart das eine Diskrepanz zur tatsächlichen Situation – und erklärt möglicherweise, so Schöppner, warum Unternehmen zu selten handeln, um sich zukunftssicher aufzustellen.

Mit dem Resilienz-Index von R+V liegt ein Instrument vor, mit dem ein umfassendes Lagebild im Hinblick auf Krisenanfälligkeit, Risiken und Potenziale erzeugt werden kann. „Es ist entscheidend, Resilienz aktiv und kontinuierlich zu fördern, um Risiken im geschäftlichen Betrieb zu minimieren und Stabilität zu schaffen“, betont Jens Hasselbächer, Vorstand des Ressorts Kunden & Vertrieb der R+V Versicherung. So könne das Bewusstsein der Unternehmen für die Krisenbedrohung gestärkt werden. Das sei ein guter erster Schritt auf dem Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit.

Und was können Unternehmen nun konkret tun, um besser für Krisen gerüstet zu sein? Die Befragung zeigt, dass jedes zweite Unternehmen (50%) externe Hilfen für nützlich hält. Zu den Bereichen, in denen die meisten Unternehmen gerne externe Unterstützung hätten, zählen

  • IT-Sicherheit (49%),
  • Technikinstandhaltung (47%),
  • Erneuerbare Energien (43%) und
  • Liquidität (42%).

Diese Ergebnisse decken sich mit den täglichen Erfahrungen in Kundengesprächen der R+V-Experten: Die Verunsicherung von Unternehmen sei groß, gerade in Feldern, die nicht zu ihren Kernkompetenzen gehören. Die Versicherungsbranche könne der Wirtschaft Sicherheit geben, damit sie wachsen und Innovationen vorantreiben kann, betont Hasselbächer.

 

 

Praxishinweise:

  • Die Basis für den R+V-Resilienz-Index bilden die parallelen Befragungen von 200 Entscheiderinnen und Entscheidern in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden sowie von 1.000 Beschäftigten. Beide Gruppen ordnen das Resilienz-Engagement ihres Unternehmens anhand von zehn vorgegebenen Kriterien ein; dazu zählen das Personalmanagement, die Digitalisierung oder Investitionen in Erneuerbare Energien. Die gewichtete Zusammenfassung der Werte für die einzelnen Aktivitäten bildet den R+V-Resilienz-Index – aus Sicht der Arbeitgeber sowie der Beschäftigten.
  • Weitere Informationen dazu und Kontaktmöglichkeiten finden interessierte BC-Leser – insbesondere Selbstständige – unter https://www.ruv.de/newsroom/pressemitteilungen/2024-04-22-resilienz-unternehmen.

 

    Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

     

     

    BC 5/2024

    BC20240518

     

     

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