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Mittelstand misst ESG zu wenig Bedeutung bei

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Ergebnisse einer Studie vom 20.7.2023

 

Obwohl die Debatte um Klimaschutz und Sozialstandards entlang der Lieferketten seit Längerem die Schlagzeilen prägt, scheinen viele deutsche Unternehmen das Thema nach wie vor stiefmütterlich zu behandeln. Im Rahmen einer neuen Studie gab lediglich die Hälfte der Befragten (48%) an, dass für sie Nachhaltigkeit von großer Wichtigkeit sei. Und weniger als jedes sechste Unternehmen (15%) ermittelt überhaupt seine CO2-Bilanz. Da Banken zunehmend Kreditvergaben an Nachhaltigkeitskriterien knüpfen, muss das bedenklich stimmen.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Zwar unternehmen viele Organisationen, die Nachhaltigkeit einen hohen Wert beimessen, erhebliche Anstrengungen, um ihre Klimabilanz und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wenn aber weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit als wichtiges Thema erachtet – so gab es der Dienstleister Sage (vielen Bilanzbuchhaltern und Controllern als führender Anbieter von Lösungen in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen, Personal und Gehaltsabrechnung für KMU bekannt) kürzlich im Rahmen einer Mitteilung vom 20.7.2023 über die mit der Überschrift „Small Business, Big Opportunity“ erschienene Studie an –, offenbart sich damit ein nicht zu unterschätzendes Problem.

 

 

Lösung

Denn Zeit, dieses Problem auf die lange Bank zu schieben, haben die Mittelständler nicht. Dies betont auch Christoph Stoica, Geschäftsführer der zentraleuropäischen Landesgesellschaften bei Sage: Zwar mögen vielerorts mangelnde Ressourcen für die langfristige Unternehmensplanung und eine hohe Auslastung im Tagesgeschäft es für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland eher schwierig gestalten, sich des Themas „Nachhaltigkeit“ anzunehmen. „Allerdings entlässt sie dies nicht aus der Verantwortung. Denn nur wenn der Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Alltags und insbesondere in den Unternehmen eine bedeutende Rolle zukommt, kann dem Klimawandel mittel- und langfristig begegnet werden.“

Untätig ist der Mittelstand aber keineswegs: Wie die Studienergebnisse nämlich auch zeigen, reduzieren bereits 43% ihren Energieverbrauch und 40% der Unternehmen verringern ihre Abfallmenge, um das Thema „Nachhaltigkeit“ zu adressieren. Weitere 34% verzichten vermehrt auf Geschäftsreisen, und genauso viele sparen mittels Digitalisierung wichtige Ressourcen ein.

Dennoch: Wie zwingend die Erfordernisse der nachhaltigen Transformation des eigenen Unternehmens geworden sind (neben den Finanzierungsanforderungen ist hier insbesondere die Einbindung in die Lieferketten von größeren Unternehmen zu nennen, die ihrerseits schon bald zwingend berichten müssen), ist vielen KMU im Detail oft noch nicht klar. Dies berichtete der Wirtschaftsförderungsexperte Peter Riedel am 10.7.2023 in der F.A.Z. vom 10.7.2023 (dort S. 16, siehe auch https://www.htai.de/news/der-druck-kommt-ueber-die-lieferkette-2023); dieser ist für die landeseigene Wirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) tätig. Dort hält man für Interessierte aus KMU einen Nachhaltigkeitscheck bereit (+49 611 95017 8630, E-Mail: peter.riedel@htai.de). Damit können Unternehmen mit wenig Aufwand ihren eigenen Status in Sachen Nachhaltigkeit ermitteln und Maßnahmen entwickeln. Und auch Riedel betont die zeitliche Dringlichkeit, denn von der Maßnahmenentwicklung bis zur Umsetzung „vergehen auch bei KMU nach Erfahrung des HTAI sechs Monate bis zwei Jahre“.

 

 

Praxishinweise:

  • Die vollständige Sage-Studie kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://www.sage.com/en-gb/company/digital-newsroom/2023/05/05/small-business-big-opportunity. Entstanden ist die Sage-Studie in Zusammenarbeit mit Strand Partners im Februar 2023 mittels einer Online-Umfrage unter 11.986 Führungskräften von KMU, davon 1.068 in Deutschland. Befragt wurden Entscheider aus Kanada, Frankreich, Deutschland, Irland, Portugal, Spanien, Südafrika, dem Vereinigten Königreich und den USA. In jedem dieser Märkte – mit Ausnahme der USA, wo aufgrund einer anderen offiziellen Definition des Begriffs „KMU“ eine spezielle Stichprobe für Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitenden einbezogen wurde – wurden Entscheidungsträger in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden befragt.
  • Erst kürzlich ist im BC-Newsletter über eine andere Studie berichtet worden, die im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. durchgeführt und am 22.6.2023 präsentiert wurde. Im Ergebnis wurde der Appell abgeleitet, in KMU dringendst die Voraussetzungen für eine aussagefähige ESG-Berichterstattung zu schaffen, um Finanzierungsprobleme bis hin zur Insolvenz zu vermeiden. Die Studie steht auf der Homepage der Hanns-Seidel-Stiftung zum Download zur Verfügung.

 

     

    Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

     

     

    BC 8/2023

    BC2023822

     

     

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