Donnerstag, 15.11.2018
Barley will bis Ende 2018 Eckpunkte für neues Prozessrecht vorlegen

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) will bis Ende 2018 Eckpunkte für eine Reform des Prozessrechts vorlegen, welche die Arbeit der Justiz effizienter machen soll. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung des umfangreichen Maßnahmenbündels", sagte sie am 14.11.2018 der Deutschen Presse-Agentur. Auch 2.000 neue Richterstellen sollen die stark geforderten Gerichte entlasten. Der Bund könne die Stellen in den Ländern zwar nicht direkt finanzieren, sagte Barley. Sie suche aber "Wege, die Länder zu unterstützen". Die Justizminister der Länder wollen den Bund am 15.11.2018 bei ihrer Herbsttagung zur Finanzierung der im Koalitionsvertrag versprochenen Stellen auffordern.

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FG Münster: Tätigkeitsvergütung eines Insolvenzverwalters ist keine außergewöhnliche Belastung

Die zugunsten des Insolvenzverwalters festgesetzte Tätigkeitsvergütung führt beim Insolvenzschuldner nicht zu einer außergewöhnlichen Belastung. Dies stellt das Finanzgericht Münster klar (Urteil vom 04.09.2018, Az.: 11 K 1108/17 E).

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EuGH: Airlines dürfen Flugpreise nicht in jeder beliebigen Währung ausweisen

Luftfahrtunternehmen, die Flugtarife für innergemeinschaftliche Flüge nicht in Euro ausweisen, sind verpflichtet, sie in einer Währung anzugeben, die mit dem angebotenen Dienst objektiv verbunden ist. Dies ist insbesondere bei einer Währung der Fall, die in dem Mitgliedstaat des Abflug- oder Ankunftsorts des betreffenden Flugs als gesetzliches Zahlungsmittel gilt, wie der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 15.11.2018 in der Rechtssache Verbraucherzentrale Baden-Württemberg/Germanwings entschieden hat (Az.: C-330/17).

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VGH München: Polizist darf sich nicht tätowieren lassen

Jeder fünfte Deutsche ist heute tätowiert. Das hat auch Auswirkungen auf die Dienstvorschriften der Polizei. In einigen Bundesländern wurden sie bereits gelockert – nun hat auch das gestrenge Bayern ein höchstrichterliches Urteil zum Körperschmuck im Polizeidienst. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München hat Tattoos allerdings verboten. Damit scheiterte ein Polizist, der sich einen "Aloha"-Schriftzug auf den linken Unterarm tätowieren lassen wollte, mit seiner Klage. Die Revision wurde nicht zugelassen (Urteil vom 14.11.2018, Az.: 3 BV 16.2072).

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Türkei: Deutsch-kurdische Sängerin wegen Terrorvorwürfen verurteilt

Die seit Ende Juni 2018 in der Türkei inhaftierte deutsch-kurdische Sängerin mit dem Künstlernamen Hozan Cane ist wegen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften Organisation PKK zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht im westtürkischen Edirne fällte das Urteil zum Prozessauftakt am 14.11.2018. Die Anwältin der Sängerin kündigte Berufung an.

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Bundesrat will Ausweiskontrollen beim Boarding

Fluggesellschaften sollen nach einem Gesetzentwurf des Bundesrates (BT-Drs. 19/5553) verpflichtet werden, die Ausweispapiere der Fluggäste vor Einstieg in das Flugzeug zu prüfen und mit den bei der Buchung angegebenen Daten abzugleichen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Identität der Fluggäste bekannt ist und auch für polizeiliche Zwecke genutzt werden kann, wie aus der am 14.11.2018 mitgeteilten Vorlage hervorgeht.

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BGH: Reichweite einer Unterlassungsverpflichtung

ZPO §§ 793, 890

Im Rahmen der Unterlassungsvollstreckung nach § 890 ZPO haftet der Schuldner grds. nicht für das selbständige Handeln Dritter. Eine Pflicht zur aktiven Einwirkung auf Dritte kommt nur in Betracht, wenn das Handeln des Dritten dem Schuldner wirtschaftlich zugutekommt. (Leitsatz des Verfassers)

BGH, Beschluss vom 12.07.2018 - I ZB 86/17, BeckRS 2018, 23064

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Mittwoch, 14.11.2018
LSG Rheinland-Pfalz: Sprunghafter Verfahrensanstieg aufgrund Verjährungsvorschrift in Pflegepersonal-Stärkungsgesetz

Bis zum 09.11.2018 sind bei den Sozialgerichten in Rheinland-Pfalz über 15.000 zusätzliche, nicht vorhersehbare Klagen eingereicht worden, mit denen Krankenkassen aus ihrer Sicht überzahlte Vergütungen von Krankenhäusern zurückfordern. Dies teilte das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz am 13.11.2018 mit. Hintergrund des sprunghaften Anstiegs sei eine im am 09.11.2018 durch den Bundestag beschlossenen Pflegepersonal-Stärkungsgesetz vorgesehene Verkürzung der Verjährungsfristen für die Geltendmachung von Ansprüchen der Krankenkassen auf Rückzahlung von Vergütungen an Krankenhäuser.

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BGH: Pkw-Werbe-Videos auf YouTube müssen korrekte Angaben zu CO2-Emissionen und Kraftstoffverbrauch enthalten

Weder ein bei YouTube zu Werbezwecken betriebener Videokanal noch ein dort abrufbares Werbevideo stellt einen audiovisuellen Mediendienst im Sinne des Art. 1 I lit. a der Richtlinie 2010/13/EU dar. Dies stellt der Bundesgerichtshof klar. Werde mit einem auf einem solchen Kanal abrufbaren Video für neue Personenkraftwagen geworben, seien deshalb Angaben über den offiziellen Kraftstoffverbrauch und die offiziellen spezifischen CO2-Emissionen der beworbenen Modelle zu machen, heißt es in dem Urteil vom 13.09.2018. Die Klage der Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen den Automobilhersteller Peugeot war damit erfolgreich (Az.: I ZR 117/15, BeckRS 2018, 26813).

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OLG Frankfurt a. M.: Änderung des Betreuungsmodells nur bei triftigen Kindeswohlgründen

Hat das Familiengericht nach Trennung der Eltern den Aufenthalt eines Kindes einem Elternteil zugeordnet (Residenzmodell), müssen triftige Kindeswohlgründe vorliegen, um später eine Umgangsregelung im Sinne eines paritätischen Wechselmodells anzuordnen. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit Beschluss vom 16.10.2018 klargestellt (Az.: 1 UF 74/18). Der Kindeswille stelle dabei nur einen von mehreren Gesichtspunkten bei der Ermittlung des Kindeswohls dar, betonte das OLG. Die wegen der grundsätzlichen Bedeutung zugelassene Rechtsbeschwerde ist unter dem Az.: XII ZB 512/18 beim Bundesgerichtshof anhängig.

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EuGH: Auch private Unternehmen dürfen Ascheurnen aufbewahren

Die italienische Regelung, die es privaten Unternehmen verbietet, die Aufbewahrung von Ascheurnen anzubieten, widerspricht dem Unionsrecht. Sie stelle eine ungerechtfertigte Beschränkung der unionsrechtlich garantierten Niederlassungsfreiheit dar, so der Gerichtshof der Europäischen Union (Urteil vom 14.11.2018, Az.: C-342/17, BeckRS 2018, 28332).

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BGH: Bestimmungen zu lebenslangem Wohnrecht der Mieter in Immobilienkaufvertrag als echter Vertrag zugunsten Dritter

Bei im Kaufvertrag enthaltenen Bestimmungen zum lebenslangen Wohnrecht der Mieter kann es sich um einen echten Vertrag zugunsten Dritter im Sinne des § 328 BGB handeln, der dem Mieter der betreffenden Wohnung eigene Rechte gegenüber dem Käufer als neuem Vermieter einräumt. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 14.11.2018 entschieden und die Revision zurückgewiesen. Im entschiedenen Fall schloss die Regelung die von den Klägern ausgesprochene Kündigung aus (Az.: VIII ZR 109/18).

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BFH: EuGH soll zu Steuersatzermäßigung für Bootsliegeplätze entscheiden

Der Bundesfinanzhof sieht es als möglich an, dass die im Umsatzsteuerrecht geltende Steuersatzermäßigung für die kurzfristige Vermietung von Campingflächen auch auf die Vermietung von Bootsliegeplätzen anzuwenden ist. Er hat daher mit einem jetzt veröffentlichten Beschluss vom 02.08.2018 den Gerichtshof der Europäischen Union um Klärung gebeten, ob ein Hafen bei gleicher Funktion wie ein Campingplatz zu behandeln ist (Az.: V R 33/17).

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BFH: Bauträger kann Entfallen rechtswidriger Besteuerung ohne Einschränkung geltend machen

Ist ein Bauträger rechtsirrig davon ausgegangen, als Leistungsempfänger Steuerschuldner für von ihm bezogene Bauleistungen zu sein, kann er das Entfallen dieser rechtswidrigen Besteuerung ohne Einschränkung geltend machen. Dies geht aus einem Urteil des Bundesfinanzhofs vom 27.09.2018 hervor, mit dem das Gericht eine Verwaltungsanweisung des Bundesfinanzministeriums verwirft. Wie der BFH betont, betrifft die Entscheidung nahezu die gesamte Bauträgerbranche, die in der Vergangenheit Wohnungen ohne Vorsteuerabzug errichtet und umsatzsteuerfrei verkauft ("geliefert") hat (Az.: V R 49/17).

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EU-Parlament prangert Umbau der Justiz in Rumänien an

Das EU-Parlament hat in einer Resolution Rumäniens Pläne zur Justizreform scharf kritisiert. Die überarbeiteten Vorschriften hätten das Potenzial, "die Unabhängigkeit der Justiz und die Kapazität zur wirksamen Korruptionsbekämpfung im Land strukturell zu schädigen und die Rechtsstaatlichkeit zu schwächen", heißt es in der Entschließung, die die Abgeordneten am 13.11.2018 in Straßburg mit 473 Ja-Stimmen, 151 Nein-Stimmen und 40 Enthaltungen verabschiedeten. Die rumänische Staatsführung solle dagegen vorgehen, dass Korruption im Amt entkriminalisiert werde.

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LSG Baden-Württemberg: Rückwirkende Befreiung für Syndikusanwälte für Zeiten vor April 2014

SGB VI §§ 231 IVb S. 1, 4, 286f S. 1

Die Befreiung als Syndikusrechtsanwalt von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung wirkt gem. § 231 Abs. 4b Satz 4 SGB VI für die Zeit zurück, für die Mindestbeiträge i.H.v. 30 v. Hundert des Regelpflichtbeitrages gem. § 13 Abs. 1 der Satzung des Versorgungswerks der Rechtsanwälte in Baden-Württemberg gezahlt wurden (Anschluss an BVerfG, BeckRS 2016, 49829). (Leitsatz des Gerichts)

LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 16.10.2018 - L 13 R 4841, BeckRS 2018, 25860

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LG Wuppertal: Lebenslange Haft für Enkel wegen Mordes an Unternehmerpaar

Nach dem gewaltsamen Tod eines vermögenden Wuppertaler Unternehmerpaares ist dessen Enkel zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Wuppertal stellte zudem die besondere Schwere der Schuld des 26-Jährigen fest. Es verurteilte ihn am 13.11.2018 wegen Mordes an seiner Großmutter und Totschlags an seinem Großvater. Ein mitangeklagter Geschäftspartner des Enkels wurde dagegen überraschend freigesprochen.

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OLG München: Bewertungsportal Yelp muss Schadenersatz an Fitness-Studios zahlen

Das Online-Portal Yelp soll wegen zu schlechter Bewertungen Schadenersatz an drei Fitness-Studios aus dem Münchener Umland zahlen. Das Oberlandesgericht München entschied am 13.11.2018 zugunsten der Betreiberin der Studios. Sie soll nun knapp 800 Euro pro Studio bekommen – plus Zinsen. Außerdem soll Yelp die Prozesskosten übernehmen und künftig alle Bewertungen in die Gesamtwertung einschließen – nicht nur diejenigen, die als "empfohlen" deklariert werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil die Revision zugelassen wurde.

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BGH bestätigt Verurteilung eines Ex-Landrats wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung

Ein ehemaliger Landrat des Landkreises Jerichower Land ist mit seiner Revision gegen seine Verurteilung wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung gescheitert. Der Bundesgerichtshof hat dieses Rechtsmittel, wie jetzt bekannt gegeben wurde, auf Antrag des Generalbundesanwalts durch einstimmigen Beschluss vom 13.09.2018 als unbegründet verworfen, weil das landgerichtliche Urteil keinen durchgreifenden Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten aufweise (Az.: 1 StR 115/18).

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Dienstag, 13.11.2018
OVG Münster: Nordrhein-westfälisches Ladenöffnungsgesetz einschränkend auszulegen

Das nordrhein-westfälische Ladenöffnungsgesetz ist einschränkend auszulegen, damit trotz der sehr weit gefassten gesetzlichen Voraussetzungen für Ladenöffnungsfreigaben das durch das Grundgesetz gewährleistete Mindestniveau des Sonn- und Feiertagsschutzes gewahrt bleibt. Deswegen ist es laut Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster nicht ausreichend, wenn einer der gesetzlich bezeichneten Sachgründe für eine sonn- oder feiertägliche Öffnung in allgemeiner Weise gegeben ist. Vielmehr müsse jede Gemeinde im jeweiligen Einzelfall prüfen und begründen, ob die für die Ladenöffnung angeführten Gründe ausreichend gewichtig seien, um eine Ausnahme von der Arbeitsruhe am Sonntag zu rechtfertigen (Beschluss vom 02.11.2018, Az.: 4 B 1580/18, unanfechtbar).

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