Donnerstag, 1.12.2016
FG Köln setzt Wirkung eines Haftbefehls zur Erzwingung einer Vermögensauskunft aus
Das Finanzgericht kann auch dann noch vorläufigen Rechtsschutz gegen einen Antrag des Finanzamtes auf Anordnung von Erzwingungshaft gewähren, wenn das Amtsgericht bereits einen Haftbefehl erlassen hat. Dies stellt das FG Köln klar (Beschluss vom 12.10.2016, Az.: 3 V 593/16). Mehr lesen
VG Köln: NABU scheitert mit Klage auf Sanierung eines durch Offshore-Windpark entstandenen Umweltschadens

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist mit seiner Klage auf Anordnung der Sanierung eines Umweltschadens, der durch die Errichtung und den Betrieb des Offshore-Windparks Butendiek vor Sylt eingetreten sei, gescheitert. Das Verwaltungsgericht Köln wies die Klage gegen das Bundesamt für Naturschutz mit Urteil vom 29.11.2016 ab. Der Anwendungsbereich des Umweltschadensgesetzes sei mangels eines Verschuldens des Betreibers nicht eröffnet. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden (Az.: 2 K 6873/15).

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Koalition beschließt Reform des Behindertenrechts und der Pflege
Der Bundestag hat eine umfassende Reform des Behindertenrechts beschlossen. Die 7,6 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung in Deutschland sollen durch das Bundesteilhabegesetz künftig selbstbestimmter leben können. Union und SPD stimmten dem Gesetz am 01.12.2016 zu. Die Linken votierten dagegen, die Grünen enthielten sich. In der gleichen Konstellation wurde auch das Pflegestärkungsgesetz beschlossen. Mehr lesen
VG Frankfurt am Main: Verpflichtung zu unbarer Entrichtung der Rundfunkbeiträge ist rechtens
Die Verpflichtung zur bargeldlosen Entrichtung der Rundfunkbeiträge ist rechtens. Dies hat das Verwaltungsgericht Frankfurt am Main in zwei Verfahren entschieden (Az.: 1 K 2903/15.F und 1 K 1259/16.F). Es verweist auf die Gründe der Verwaltungsvereinfachung und der Verwaltungspraktikabilität in einem Massenverfahren. Mehr lesen
Einigung auf geänderte Pkw-Maut mit Brüssel in Sicht

Nach monatelangem Streit mit der Europäischen Kommission ist eine Einigung auf ein geändertes Modell für die deutsche Pkw-Maut in Sicht. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und die zuständige Kommissarin Violeta Bulc wollten sich am 01.12.2016 in Brüssel treffen, um den Kompromiss politisch zu besiegeln. Dabei geht es unter anderem um eine neue Ausgestaltung der Kurzzeittarife für Fahrer aus dem Ausland. Nach Informationen des ARD-Studios in Brüssel haben sich beide Seiten wie erwartet auf Expertenebene geeinigt. Aus der Opposition und vom Koalitionspartner SPD wurden Bedenken laut.

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Finanzausschuss beschließt höheres Kindergeld und höheren steuerlichen Grundfreibetrag

Der Finanzausschuss des Bundestags hat am 30.11.2016 unter anderem eine Erhöhung des Kindergeldes, des Kinderzuschlags und des steuerlichen Grundfreibetrags beschlossen. Dies teilte der parlamentarische Pressedienst mit. Die Maßnahmen sind Bestandteil des "Gesetzentwurfs zur Umsetzung der Änderungen der EU-Amtshilferichtlinie und von weiteren Maßnahmen gegen Gewinnkürzungen und -Verlagerungen", dem der Finanzausschuss in geänderter Fassung zugestimmt hat (BT-Drs. 18/9536 und 18/10506).

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VGH Mannheim lässt Krypta in Industriegebiet zu
Eine Pfarrgemeinde der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien hat das Recht erstritten, im Untergeschoss ihrer in einem Industriegebiet in Kirchardt stehenden Kirche eine Krypta errichten zu dürfen. Nachdem der Rechtsstreit bis vor das Bundesverfassungsgericht gegangen war, gab der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim jetzt der Klage der Gemeinde auf Erteilung der Baugenehmigung statt. Das Gericht sah sich dabei an die Entscheidung des BVerfG gebunden, wonach die zunächst erfolgte Ablehnung des Bauantrags die Religionsfreiheit der Gemeinde verletzte. Die Karlsruher Richter hatten dabei unter anderem auf den zwingenden Charakter des Gebots der Hausbestattung syrisch-orthodoxer Geistlicher abgestellt (auf die mündliche Verhandlung vom 23.11.2016 am 30.11.2016 verkündetes Urteil, Az.: 3 S 1184/16, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
Kernbrennstoffsteuer läuft Ende 2016 aus
Die von den Atomkraftwerksbetreibern zu zahlende Kernbrennstoffsteuer wird zum Ende des Jahres 2016 auslaufen. Im Finanzausschuss des Bundestages ist die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen am 30.11.2016 mit dem Versuch gescheitert, die Steuer bis Ende 2022 weiter zu erheben. Mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen von Union und SPD lehnte das Gremium einen entsprechenden Antrag der Fraktion (BT-Drs. 18/10034) ab. Die Opposition im Bundestag stimmte dagegen für die Verlängerung. Mehr lesen
Richter am BGH Karlheinz Stöhr im Ruhestand
Der Richter am Bundesgerichtshof Karlheinz Stöhr ist mit Ablauf des 30.11.2016 nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand getreten. Stöhr war seit November 2001 als Richter am BGH tätig, wo er dem VI. Zivilsenat angehörte. Mehr lesen
Koalitionsfraktionen sehen weiteren Beratungsbedarf beim Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz
Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD haben ihre Beratungen zur Änderung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes noch nicht abgeschlossen. Die geplante Befassung mit dem entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung (BT-Drs. 18/9526, 18/9909) im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit wurde am 30.11.2016 daher vertagt. Vertreter der Koalition zeigten sich zuversichtlich, in der nächsten Sitzungswoche die Ausschussberatung durchführen zu können. Mehr lesen
OLG Dresden passt Kindesunterhaltstabelle an
Die Familiensenate des Oberlandesgerichts Dresden haben mit Wirkung ab 01.01.2017 die Unterhaltstabelle für den Kindesunterhalt angepasst. Dazu wurden die erhöhten Bedarfssätze zum Kindesunterhalt nachvollzogen, die bundeseinheitlich als "Düsseldorfer Tabelle" bereits veröffentlicht sind. Mehr lesen
BGH: Vorsteuerabzugsberechtigung eines Rechtsschutzversicherers

VVG § 126 I 2, II 1 und 2; VAG § 8a I; UStG §§ 4 Nr. 10a, 15; ZPO § 104 Abs. 2 Satz 3; BGB § 812 I 1

Das Schadenabwicklungsunternehmen eines Rechtsschutzversicherers im Sinn von § 126 VVG ist nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs nicht vom Vorsteuerabzug ausgeschlossen. Weiter entschied das Gericht, dass der Kostenschuldner in einem gesonderten Verfahren einen Bereicherungsanspruch geltend machen kann, wenn im Kostenfestsetzungsverfahren aufgrund von § 104 Abs. 2 Satz 3 ZPO Umsatzsteuer zu Unrecht festgesetzt wurde.

BGH, Urteil vom 26.10.2016 - IV ZR 34/16 (LG Kleve), BeckRS 2016, 19194

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VG Aachen: Mitgliedschaft in Rockerclub "Gremium MC" rechtfertigt Entzug des Waffenscheins
Wer Mitglied im Rockerclub "Gremium MC" ist, dem fehlt die waffenrechtliche Zuverlässigkeit. Denn jedes einzelne Mitglied des Clubs laufe Gefahr, in gewaltsame Auseinandersetzungen mit anderen Rockergruppierungen hineingezogen zu werden und im Zuge solcher Auseinandersetzungen Waffen missbräuchlich zu verwenden, argumentiert das Verwaltungsgericht Aachen in einem Eilverfahren (Beschluss vom 18.11.2016, Az.: 6 L 858/16). Mehr lesen
Mittwoch, 30.11.2016
EuGH bestätigt EuG: Von Frankreich angebotener Aktionärsvorschuss für France Télécom keine staatliche Beihilfe
Die Entscheidung der Kommission, wonach der Aktionärsvorschuss, der France Télécom von den französischen Behörden angeboten wurde, als sich dieses Unternehmen in einer schweren Krise befand, eine mit dem Binnenmarkt unvereinbare staatliche Beihilfe darstellt, ist endgültig nichtig. Der Gerichtshof der Europäischen Union hat mit Urteil vom 30.11.2016 das Rechtsmittel der Kommission zurückgewiesen (Az.: C-486/15 P). Mehr lesen
BSG: Kein "Streikrecht" für Vertragsärzte
Vertragsärzte sind nicht berechtigt, ihre Praxis während der Sprechstundenzeiten zu schließen, um an einem "Warnstreik" teilzunehmen. Dies hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 30.11.2016 klargestellt. Derartige gegen gesetzliche Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen gerichtete "Kampfmaßnahmen" seien mit der gesetzlichen Konzeption des Vertragsarztrechts unvereinbar, hieß es in der Begründung. Die entsprechenden vertragsarztrechtlichen Bestimmungen sind nach der jetzt ergangenen Entscheidung auch verfassungsgemäß (Az.: B 6 KA 38/15 R). Mehr lesen
BVerfG: Strikter Karfreitagsschutz im Bayerischen Feiertagsgesetz unverhältnismäßig

Die im Bayerischen Feiertagsgesetz geregelte Befreiungsfestigkeit des besonderen Stilleschutzes am Karfreitag ist unverhältnismäßig. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 27.10.2016 entschieden und der Verfassungsbeschwerde einer Weltanschauungsgemeinschaft gegen die teilweise Untersagung einer am Karfreitag geplanten öffentlichen Veranstaltung stattgegeben. Der strikte Befreiungsausschluss des Bayerischen Feiertagsgesetzes sei mit der Weltanschauungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit unvereinbar und daher nichtig (Az.: 1 BvR 458/10).

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OLG Frankfurt am Main: Etappensieg für Kleinanleger im "Telekom-Prozess"
Im Musterverfahren zum dritten Börsengang der Deutschen Telekom haben die Kleinanleger einen Etappensieg erzielt. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main bejahte in einem Musterentscheid vom 30.11.2016 ein Verschulden der Telekom für einen Prospektfehler. 16.000 Anleger dürfen jetzt auf Schadenersatz hoffen. Das Gericht entschied allerdings, dass die Kausalität des Prospektfehlers für die Anlageentscheidung im Einzelfall geprüft werden müsse (Az.: 23 Kap 1/06). Mehr lesen
BFH: Kein Abzugsverbot für Gartenfest einer Rechtsanwaltskanzlei
Betriebsausgaben für die Bewirtung und Unterhaltung von Geschäftsfreunden im Rahmen eines Gartenfests fallen nicht zwingend unter das Abzugsverbot nach § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 EStG. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 13.07.2016 klargestellt. Konkret ging es um den Abzug der Ausgaben für "Herrenabende", die eine Rechtsanwaltskanzlei im Garten des Wohngrundstücks des namensgebenden Partners veranstaltete (Az.: VIII R 26/14).
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Mittwoch, 17.6.2015
LAG Berlin-Brandenburg: Arbeitgeberregress bei Lohnwucher

SGB II § 11 b; SGB X § 115; BGB §§ 138, 242, 612

1. Ein wucherähnliches Geschäft i.S.v. § 138 Abs. 1 BGB liegt vor, wenn Leistung und Gegenleistung in einem auffälligen Missverhältnis zueinander stehen und weitere sittenwidrige Umstände, z.B. eine verwerfliche Gesinnung des durch den Vertrag objektiv Begünstigten hinzutreten. Ein Lohn, der die übliche Vergütung dieser Arbeitsleistung in der Branche und an dem jeweiligen Ort um mehr als ein Drittel unterschreitet, begründet die Annahme eines auffälligen Missverhältnisses. (Leitsatz des Verfassers)

2. Ansprüche aus §§ 611, 612 Abs. 2 BGB unterliegen im Falle des Lohnwuchers, § 138 BGB, nicht den vertraglichen Ausschlussfristen. (Leitsatz des Gerichts)

LAG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 09.01.2015 - 6 Sa 1343/14, 6 Sa 1953/14, BeckRS 2015, 68308

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