An ostdeutschen Gerichten droht Pensionierungswelle bei Richtern

Der Deutsche Richterbund warnt vor drohender Personalnot an den Gerichten in Ostdeutschland infolge der anstehenden Pensionierungswelle. Viele Richter seien mittlerweile 60 Jahre und älter und stünden in den nächsten Jahren vor dem Ruhestand, sagte Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn der Deutschen Presse-Agentur. Der Osten sei deshalb so stark betroffen, weil viele Richter nach der Wiedervereinigung 1990 zeitgleich ihren Dienst angetreten hätten.

Probleme ab 2020

Nach Rebehns Prognosen schlägt die Entwicklung erstmals 2020 "voll durch", wenn rund 100 Richter und Staatsanwälte in den ostdeutschen Ländern in den Ruhestand gingen. Diese Zahl steige dann Jahr für Jahr. 2028 würden es dann bundesweit 1000 sein, 300 davon in den fünf Flächenländern Ostdeutschlands.

2.000 Richter und Staatsanwälte fehlen

"Es werden in den kommenden Jahren mehr gut qualifizierte Richter und Staatsanwälte benötigt als die neuen Länder selbst ausbilden", gab Rebehn zu bedenken. Nach seiner Einschätzung werden das auch die westdeutschen Länder zu spüren bekommen: "Dort werden die neuen Länder auf der Suche nach Personal akquirieren müssen." Nach Berechnungen des Richterbunds fehlen bundesweit aktuell mindestens 2.000 Richter und Staatsanwälte.

Sonderregelung in Sachsen

Noch schlagen die ostdeutschen Justizministerien aber nicht Alarm. "Der Beruf ist für Absolventen immer noch attraktiv", erklärte der Thüringer Ressortchef Dieter Lauinger (Grüne). Sachsen will sich mit einer Sonderregelung etwas Luft verschaffen: Richter und Staatsanwälte der Jahrgänge 1962 bis 1964 können bis zu drei Jahre länger arbeiten, wenn sie das wünschen.

Redaktion beck-aktuell, 27. Februar 2017 (dpa).

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