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ESG: Mehr Chancen als Risiken

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Controlleraufgaben aufgrund internationaler Studienergebnisse

 

Spitzenführungskräfte wünschen sich ein besseres Verständnis dafür, wie die Nachhaltigkeitsziele ihres Unternehmens mit der Unternehmensstrategie verknüpft sind. Das Bedürfnis nach Klarheit darüber, was Umwelt- und Sozialfragen für das Unternehmen bedeuten, kommt in einer Zeit, in der die Erwartungen und Anforderungen an die Offenlegung gestiegen sind.


 

Praxis-Info!

 

Problemstellung

Die Mehrheit europäischer Unternehmen sieht in den ESG-Anforderungen (Environmental/Umwelt, Social/Soziales, Governance/verantwortungsvolle Unternehmensführung und -überwachung) mehr Chancen als Risiken. Allerdings fehlt es oft an einem Verständnis dafür, wie die Nachhaltigkeitsziele ihres Unternehmens mit der Unternehmensstrategie verknüpft sind, so neue Erkenntnisse einer international angelegten Studie des Diligent Institute und des Beratungsunternehmens Spencer Stuart. Laut dem zweiten „Sustainability in the Spotlight“-Report ( „Nachhaltigkeit im Blickpunkt“), für den fast 1.000 Mitglieder der Unternehmensleitungen weltweit befragt wurden, sehen die meisten Unternehmen ESG trotz der damit verbundenen strategischen Herausforderungen eher als Chance denn als Risiko. Unabhängig davon, ob sie ESG als Risiko, Chance oder beides betrachten, müssen erfolgreiche Unternehmen nach der Einschätzung von Lisa Edwards, Executive Chair des Diligent Institute, ihre Daten verstehen, um sicherzustellen, dass sie die Offenlegungsvorschriften einhalten und die Erwartungen von Aktionärinnen und Aktionären sowie Anspruchsgruppen erfüllen. Jedenfalls deuten für sie die Ergebnisse darauf hin, dass Vorstände und Geschäftsführungen das Thema „Nachhaltigkeit“ ernst nehmen. Die angemahnten Informationslücken dürften, so ist hier aus BC-Sicht abzuleiten, insbesondere seitens des Controllings geschlossen werden können.

 

 

Lösung

Das Bedürfnis nach Klarheit darüber, was Umwelt- und Sozialfragen für das Unternehmen bedeuten, äußert sich darin, dass 61% der befragten Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre ESG-Strategie in den Jahresberichten berücksichtigt wird; 53% verbessern die ESG-Offenlegung. Die Verstärkung des Fokus auf ESG in den nächsten fünf Jahren kommt ferner in folgenden Studienergebnissen zum Ausdruck: 90% der Unternehmen haben Umweltziele oder -kennzahlen in ihre Geschäftstätigkeit integriert, 87% soziale Ziele oder Kennzahlen.

Erforderlich ist zukünftig mehr ESG-Engagement bei EU-Vorständen und Geschäftsführungen: So bewerten 62% der europäischen Vorstände und Geschäftsführungen die Fortschritte bei den ESG-Zielen und -Strategien vierteljährlich oder öfter, verglichen mit 43% ihrer amerikanischen Pendants. Insgesamt ist ein Zuwachs an Aufmerksamkeit für die Berichterstattung zu verzeichnen: 53% der Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder geben an, dass ihre Unternehmen die aktuellen ESG-Informationen verbessern.

Für Jason Baumgarten, Leiter der globalen CEO- und Vorstandspraxis von Spencer Stuart sowie der Nachhaltigkeitsinitiativen des Unternehmens, zeigt die Umfrage, dass viele Vorstände und Geschäftsführungen große Fortschritte bei der Formalisierung ihres Nachhaltigkeitsansatzes gemacht haben, indem sie Aufsichtsverantwortlichkeiten definiert und Nachhaltigkeitsmessungen in vielen Bereichen des Unternehmens eingeführt haben. Nach Einschätzung von Baumgarten haben Unternehmen, die noch weiter gehen und rigoros Nachhaltigkeitsstrategien definieren, die mit ihrem Geschäftsmodell verknüpft sind, „die Möglichkeit, einen enormen Wert freizusetzen und die nächste Wachstumswelle auszulösen“.

 

 

Praxishinweise:

  • Diese Angaben bestätigen aus internationaler Sicht die anderweitig und auch im BC-Newsletter schon häufiger formulierte Empfehlung, dass bei allem Klagen über zusätzlichen Berichterstattungsaufwand und sonstige Schwierigkeiten die Chancen, die eine ESG-Orientierung bietet, nicht übersehen bzw. mehr in den Vordergrund gerückt werden sollten. Controlling-Experten können hier helfen, über entsprechendes Datenmaterial das Potenzial sichtbar werden zu lassen. Wie das auch bei KMU mit vertretbarem Aufwand zu machen ist, wurde z.B. mit dem Hinweis auf das Creditreform-MyESG-Tool gezeigt.
  • Laut dem zweiten „Sustainability in the Spotlight“-Report (vgl. Diligent-Angaben vom 16.8.2023) gibt es starke geografische Unterschiede: Während 56% der europäischen Unternehmen ESG tendenziell als Chance betrachten, sind es 26% der US-Unternehmen. Umgekehrt sehen 35% der US-Unternehmen ESG eher als Risiko, aber nur 13% ihrer europäischen Pendants. Darüber hinaus sind 23% der europäischen Vorstände der Meinung, dass ESG-Kriterien zu einer besseren Wertentwicklung ihrer Aktien geführt haben, verglichen mit nur 10% der amerikanischen Vorstände.
  • Offenbar sind hier die Europäer in Sachen Nachhaltigkeit mal weiter als die sonst oft so dominanten US-Wettbewerber: 50% der Vorstände in Europa sind der Meinung, dass ihre Unternehmen eine wirksame Führung und ein hohes Maß an Ehrgeiz in Bezug auf ökologische und soziale Belange haben. In den USA sind nur 25% der Spitzenführungskräfte dieser Auffassung.

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 10/2023

BC20231012

 

 

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