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Controlling Excellence Award: „myGreenBusiness“

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

ICV prämiert Systemlösung zur Nachhaltigkeitssteuerung

 

Das Bosch-Projekt „myGreenBusiness“ wurde am 29.4.2024 in München mit dem ICV Controlling Excellence Award ausgezeichnet (ICV = Internationaler Controller Verein). Diese Systemlösung verbessert die Steuerung für ein nachhaltiges Produktportfolio, vereinfacht die Umsetzung der EU-Taxonomie für externe Berichtspflichten und unterstützt Controller in ihrer Rolle als Management-Berater.


 

Praxis-Info!

 

Hintergrund

Das diesjährige Programm des Controller-Congresses sollte, so begrüßte Prof. Dipl.-Ing. Dr. Heimo Losbichler die zahlreichen Teilnehmer (ca. 550) in München, auf eine inspirierende Reise durch die aktuellen Herausforderungen und zukunftsweisenden Trends der Unternehmenssteuerung mitnehmen. Unter dem Motto „Business Performance durch Controlling Excellence – digital, nachhaltig, profitabel“ gaben am 29./30.4.2024 Top-Referierende internationaler Unternehmen Einblicke in die neuesten Entwicklungen des KI-Einsatzes im Controlling und informierten insbesondere über Nachhaltigkeit und das Nachhaltigkeitsreporting sowie über Strategien im Umgang mit den aktuellen geopolitischen Spannungen und der Abhängigkeit Europas. Am ersten Kongresstag bildeten die Laudatio, die Preisverleihung und die Präsentation des Gewinnerprojekts im Wettbewerb um den ICV Controlling Excellence Award 2024 einen Haupt-Programmteil. Prof. Dr. Utz Schäffer stellte zunächst die Auswahlkriterien und eine Übersicht der in den Vorjahren ausgezeichneten Projekte vor. So waren seit 2020 z.B. ein BASF-Projekt Predictive Analysis (vorausschauende Analyse) und ein Projekt zur Controller-Rollenfindung ausgezeichnet worden. In 2024 waren die folgenden drei Projekte in die engere Wahl gekommen:

  • Österreichische Post AG: Agiles Controlling Framework,
  • Robert Bosch GmbH: myGreenBusiness,
  • Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co.KG: Umsetzung der Finance-Strategie 2025.

ICV Award 2024: „myGreenBusiness“

Ausgezeichnet wurde eine Systemlösung der Robert Bosch GmbH. Die Projektleitung lag bei Henri Catenos, Dr. Marco Möhrer und Patrick Hehl. Bei Bosch haben sich Mitarbeitende des Bereichs „myGreenBusiness“ im Rahmen des eingereichten Projekts einem IT-basierten Ansatz zur Digitalisierung des EU-Taxonomie-Reportings gewidmet. Bosch hat 429.400 Mitarbeiter mit 470 Tochter- und Regionalgesellschaften in ca. 60 Ländern und ist stark engagiert im Bereich Mobility, aber auch bei Consumer goods (Hausgeräte, Elektro-Werkzeuge). Mit der Bosch-Systemlösung „myGreenBusiness“ (mGB) wird die Herausforderung angenommen, dass Nachhaltigkeit immer mehr in das Kerngeschäft vorrückt und entsprechend im Lagebericht zu berichten ist. mGB ist Teil des Projekts EUTACS, mit dem der Sustainability Report (Nachhaltigkeitsbericht) in den Lagebericht überführt wird. Die grüne Transformation des Bosch-Produktportfolios wird durch die Taxonomie sichtbarer (Abdeckung von 60% des Bosch-Geschäfts durch die Taxonomie). Zukunftsfelder sind die E-Mobilität, die Energie-Effizienz und die Wasserstoff-Technologie, für die die EU-Taxonomie-KPIs (KPI = Key Performance Indicators, wichtige Leistungskennzahlen) Umsatz, CapEx und OpEx ermittelt und mit ihren Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck betrachtet werden (CapEx = Capital Expenditures – deutsch: Investitionsausgaben für längerfristige Anlagegüter, z.B. Maschinen, Gebäude; OpEx = Operational Expenditures – deutsch: laufende Betriebsausgaben für den operativen Geschäftsbetrieb, z.B. Rohstoffe, Personal, Energie).

Mit mGB können sowohl die Anforderungen für das interne Controlling als auch für das externe Reporting erfüllt werden (ab 2025 Teil des Lageberichts). Die Digitalisierung von Mapping (Abgleich, Analyse) und Reporting wurde in einer Controlling-App zusammengeführt. Damit wird die Transformation über mehrere Jahre abgebildet (mit Veränderungsausweis gegenüber Vorjahr). Als Erfolgsfaktoren der Umsetzung wurden genannt:

  • Ausweis des Beitrags zum Unternehmenserfolg,
  • Lernprozess in Controlling und Nachhaltigkeitscontrolling,
  • somit Controller als Enabler (Befähiger, Ermöglicher) der Nachhaltigkeitstransformation.

In der Jury-Bewertung wird als ausschlaggebend angeführt, dass das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Bosch mit seiner Controllinglösung „myGreenBusiness“ die Steuerung und das Reporting zu wichtigen Kennzahlen des Nachhaltigkeitsmanagements verbessert. Zugleich lassen sich damit die Anforderungen an externe Berichtspflichten der EU-Taxonomie leichter umsetzen und zu einem konzernweiten, digitalen Taxonomie-Reporting ausbauen.

Ziel ist es nach Angaben der Preisträger, einerseits mit Nachhaltigkeit zu den Wachstumszielen des Unternehmens beizutragen. Andererseits soll mGB Bosch bei der langfristigen Ausrichtung auf die Balance zwischen ökonomischem, ökologischem und sozialem Handeln unterstützen.

Zentraler Baustein für das digitale Taxonomie-Reporting ist die Verknüpfung des Finanz- und Nachhaltigkeitscontrollings in einer IT-Lösung. Die integrierte Betrachtung des Unternehmenserfolgs ermöglicht eine ganzheitliche Steuerung des Produktportfolios und entlastet durch den hohen Digitalisierungsgrad: Bislang manuelle Routinetätigkeiten, etwa aufgrund der Pflege klassischer Excel-Tabellen, entfallen. Controllerinnen und Controller können die nachhaltige Ausrichtung des Produktportfolios ihrer Organisationseinheit anhand der finanziellen Kenngrößen der Taxonomie transparent machen – eine optimale Basis für ihre Rolle als Business Partner des Managements. „Mit wenigen Klicks erhalten wir Einblick in unsere Taxonomie-Kennzahlen entlang des gesamten Produkt- und Serviceportfolios“, erklärte dazu Patrick Hehl, Co-Projektleiter im Corporate Office Finance und Reporting bei Bosch.

 

 

Praxishinweise:

  • Das Bosch-Projektteam startete mit der Entwicklung der Lösung im April 2023 und hat sein Ziel schon wenige Monate später erreicht: Im Februar 2024 hat die schrittweise Einführung für die Endanwender begonnen. In der Endausbaustufe sollen unternehmensweit rund 950 Nutzer in Zentralfunktionen, Geschäftsbereichen und Rechtseinheiten mit „myGreenBusiness“ arbeiten. „Wir konnten bei der Entwicklung auf die umfassende Erfahrung zurückgreifen, die wir mit der Digitalisierung im Finanzbereich schon gesammelt haben“, sagt Patrick Hehl. Wesentlich für den schnellen Erfolg war auch die Integration einer vorhandenen Controlling-Lösung, mit der Entwickler und Anwender bereits vertraut waren.
  • Das Projekt der Österreichischen Post AG befasst sich mit einem agilen Framework (Rahmenwerk) für das gesamte Konzerncontrolling, um besser und schneller auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Dazu wurden u.a. ein neuer Priorisierungsprozess für die Topthemen des Folgejahres, OKRs (= Objectives & Key Results: Führen mit Zielen) als Tool für komplexere Aufgabenstellungen und ein sog. „Cycle of Clarity“ („Zyklus der Klarheit“), der für klarere Zielsetzungen sorgen soll, entwickelt. Damit, so lobte der Jury-Sprecher Utz Schäffer, werden „Schritt für Schritt die agilen Prinzipien nun auch auf andere Aspekte der Arbeit im Finanzbereich ausgerollt“. Im Ergebnis seien im Controlling der Österreichischen Post nicht nur kürzere Prozessdurchlaufzeiten und Fortschritte bei der Prozess- bzw. Projektqualität zu sehen. Vielmehr habe die agile Transformation zudem zu mehr Eigenverantwortung, neuen Entwicklungspfaden für Controller und einem stärkeren Fokus auf strategische Themen geführt.
  • Vetter Pharma hat sich die Operationalisierung der Vetter Finance Strategie 2025 am Beispiel der integrierten Unternehmenssteuerung vorgenommen. Ziel ist die Weiterentwicklung hin zu einem ganzheitlichen strategischen und operativen Steuerungskonzept auf Basis vollintegrierter und automatisierter Daten. Das Konzept beinhaltet eine rollierende 24-monatige Umsatzplanung, die auf einer kapazitätsgeprüften Produktionsplanung über alle Wertschöpfungsstufen basiert. Dabei kommen eine einheitliche, konsistente (folgerichtige) Informationsbasis, interaktive Dashboards („Armaturenbrett“, „Instrumententafel“) und nicht zuletzt ausdifferenzierte Controller-Rollen zur Anwendung. Die Award-Jury zeigte sich bei diesem Projekt überzeugt, dass im Ergebnis ein deutlich geringerer Aufwand in der Unternehmenssteuerung, eine höhere Datenqualität/-transparenz sowie eine bessere Interaktion mit dem Management möglich sind.


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

 

BC 6/2024

BC20240605

 

 

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