Mexikos Senat verabschiedet umstrittene Justizreform

Nach hitziger Debatte und einer mehr als 13 Stunden langen Sitzung hat der mexikanische Senat eine umstrittene Justizreform verabschiedet. Die Verfassungsänderung, die eine Direktwahl aller Bundesrichter durch die Bürger ermöglicht, setzte die Regierungspartei mit 86 Stimmen zu 41 Gegenstimmen durch.

Einige Senatoren der Opposition wechselten ins Pro-Lager, um die erforderliche Mehrheit zu sichern. Vor dem Senat hatten bereits die Abgeordneten des Parlaments den Entwurf gebilligt. Nun müssen mindestens 17 der 32 Parlamente in den Bundesstaaten die Reform ratifizieren, was als sicher gilt. Zwischen 2025 und 2027 sollen laut den neuen Regeln zunächst alle Bundesrichterposten neu besetzt werden - auch die am obersten Gerichtshof.

Der in Mexiko sehr beliebte Präsident López Obrador, dessen sechsjährige Amtszeit am 30. September endet, wirft der Justiz vor, sie sei korrupt und bediene wirtschaftliche und kriminelle Interessen. Die von seiner Partei vorgeschlagene Justizreform soll dies ändern.

Bei den Reformkritikern umstritten ist vor allem das geplante Auswahlverfahren der Richter. Das Staatsoberhaupt und das Parlament - beide derzeit in der Hand der Regierungspartei - sowie der Oberste Gerichtshof werden zu gleichen Teilen die Kandidaten vorschlagen. Kritiker befürchten einen stärkeren Einfluss der Politik und der organisierten Kriminalität auf die Justiz infolge der Wahl von Richtern. Auch die Voraussetzungen für die Ausübung des Richteramtes werden weniger streng sein als bisher.

Wochenlanger Streik gegen Justizreform bleibt erfolglos

Aus Protest streiken in dem lateinamerikanischen Land die rund 1.700 Bundesrichter seit fast drei Wochen unbefristet. Auch Tausende Justizangestellte haben die Arbeit niedergelegt. Die Bundesgerichte und der Oberste Gerichtshof, der selbst letzte Woche gestreikt hatte, behandeln derzeit nur dringende Fälle.

Redaktion beck-aktuell, gk, 11. September 2024 (dpa).