Mexiko: Justizreform zur Direktwahl der Richter passiert Parlament

Nach einer zwölfstündigen Sitzung hat das mexikanische Abgeordnetenhaus als erste Parlamentskammer die umstrittene Justizreform von Präsident Andrés Manuel López Obrador gebilligt. 359 Abgeordnete gaben grünes Licht für die Verfassungsänderung, die eine Direktwahl der Richter durch das Volk vorsieht.

Weil Demonstranten das Parlament blockierten, tagten die Abgeordneten in einer Sporthalle. Umstritten ist vor allem die künftige Auswahl der Bundesrichter. Nach den Plänen der Regierung sollen das Staatsoberhaupt, das Parlament und das Oberste Gericht zu gleichen Teilen die Kandidaten für die Richterposten vorschlagen. Auf den Wahlzetteln wird klar zu erkennen sein, wer die Richter vorgeschlagen hat.

Die Kritiker der Reform befürchten, dass durch die Wahl der Richter durch die Bevölkerung beispielsweise die mächtigen Drogenkartelle, die weite Teile des Landes und damit auch das Wahlverhalten der Menschen kontrollieren, mehr Einfluss auf die Justiz bekommen könnten. Zudem wird bemängelt, dass künftig die fachliche Einigung der Richter eine geringere Rolle spielen und die Politik größeren Einfluss auf die Justiz ausüben könnte. Seit zwei Wochen streiken die rund 1.700 Bundesrichter gegen die Initiative. Das Oberste Gericht schloss sich für diese Woche dem Streik an.

Zweidrittel-Mehrheit im Senat nötig

López Obrador ist in Mexiko sehr beliebt und seine Partei kontrolliert derzeit die Exekutive und die Legislative. Am 1. Oktober folgt auf ihn seine politische Ziehtochter Claudia Sheinbaum. Sie untgerstützt die Reform ebenfalls, die noch im Senat diskutiert werden muss. Dort fehlt der Regierungspartei Morena nur noch eine Stimme zur nötigen Zweidrittel-Mehrheit, nachdem zwei Oppositionspolitiker auf die Regierungsseite gewechselt hatten.

Der linksgerichtete Präsident will die Justizreform noch vor Ende seiner sechsjährigen Amtszeit am 30. September verabschieden lassen. Seit Jahren beschimpft López Obrador öffentlich die Richter, die Projekte seiner Regierung unter anderem wegen Umweltbedenken oder Kritik an der Militarisierung der inneren Sicherheit gestoppt hatten.

Redaktion beck-aktuell, gk, 5. September 2024 (dpa).