Fi­nanz­pa­ket pas­siert Bun­des­tag: Nächs­te Hür­den sind die LVerfG und der Bun­des­rat
© REUTERS | Liesa Johannssen

Das mil­li­ar­den­schwe­re Fi­nanz­pa­ket von Union und SPD hat die nö­ti­ge Zwei­drit­tel­mehr­heit im Bun­des­tag be­kom­men. Doch die Geg­ner des Vor­ha­bens geben noch nicht auf. Bevor das Ge­setz zum Bun­des­rat geht, wol­len meh­re­re FDP-Frak­tio­nen vor die Lan­des­ver­fas­sungs­ge­rich­te zie­hen.

Der Bun­des­tag hat grü­nes Licht für den his­to­ri­schen Schul­den­plan von Union und SPD ge­ge­ben. Mit den Stim­men der Grü­nen er­reich­te das Vor­ha­ben, hun­der­te Mil­li­ar­den Euro für Ver­tei­di­gung, In­fra­struk­tur und Kli­ma­schutz frei­zu­ge­ben, am Diens­tag die für eine Ver­fas­sungs­än­de­rung er­for­der­li­che Zwei­drit­tel­mehr­heit. Für die Än­de­run­gen stimm­ten 512 Ab­ge­ord­ne­te, 206 vo­tier­ten da­ge­gen.

Für Aus­ga­ben in Ver­tei­di­gung, Zi­vil­schutz, Nach­rich­ten­diens­te und Cy­ber­si­cher­heit soll da­nach die Schul­den­brem­se ge­lo­ckert wer­den. Au­ßer­dem wird ein Son­der­ver­mö­gen in Höhe von 500 Mil­li­ar­den Euro für In­fra­struk­tur ge­schaf­fen, al­lein 100 Mil­li­ar­den Euro sol­len fest in Kli­ma­schutz und den kli­ma­freund­li­chen Umbau der Wirt­schaft flie­ßen. Knapp wurde es nicht, es gab mehr als 20 Stim­men Puf­fer auf die er­for­der­li­chen 489 Stim­men. Bevor die Schul­den­plä­ne Rea­li­tät wer­den kön­nen, muss am Frei­tag al­ler­dings noch der Bun­des­rat zu­stim­men – auch hier ist eine Zwei­drit­tel­mehr­heit nötig.

FDP-Frak­tio­nen wol­len Ei­ni­gung im Bun­des­rat ver­hin­dern

Bevor es dazu kommt, könn­te es aber noch einen wei­te­ren Ver­such geben, das um­strit­te­ne Ge­setz­pa­ket vor Ge­rich­ten auf­zu­hal­ten. Die FDP-Frak­tio­nen in Nord­rhein-West­fa­len, Hes­sen, Baden-Würt­tem­berg und Bre­men haben Kla­gen vor den je­wei­li­gen Lan­des­ver­fas­sungs­ge­richts­hö­fen an­ge­kün­digt. Sie be­kla­gen eine man­geln­de Be­tei­li­gung der Lan­des­par­la­men­te bei dem Vor­ha­ben. Das sei ein kla­rer Ver­stoß gegen die Ver­fas­sungs­au­to­no­mie der Län­der und gegen die fö­de­ra­le Ord­nung.

Mit der Grund­ge­setz­än­de­rung solle di­rekt in die Ver­fas­sungs­räu­me der Län­der ein­ge­grif­fen wer­den. Teil des Pa­kets ist ein hö­he­rer Schul­den­spiel­raum für die Län­der. In Nord­rhein-West­fa­len und ei­ni­gen an­de­ren Bun­des­län­dern ist die Schul­den­brem­se nicht in der Lan­des­ver­fas­sung fest­ge­schrie­ben. Mit ihren Kla­gen wol­len die Frak­tio­nen einen Be­schluss des Bun­des­rats ver­hin­dern.

Hef­ti­ge De­bat­te im Bun­des­tag

Der Ab­stim­mung am Diens­tag im Bun­des­tag war eine hef­ti­ge De­bat­te um die um­strit­te­ne Grund­ge­setz­än­de­rung vor­an­ge­gan­gen. Ob­wohl die Grü­nen letzt­lich mit "Ja" ge­stimmt haben, rech­ne­te Grü­nen-Frak­ti­ons­che­fin Brit­ta Haßel­mann mit Fried­rich Merz ab. Er habe be­reits im ver­gan­ge­nen Jahr ge­wusst, dass Deutsch­land drin­gend In­ves­ti­tio­nen und zu­gleich mehr Geld für die Ver­tei­di­gung brau­che. Die Union aber habe das öf­fent­lich nie zu­ge­ge­ben und die Grü­nen sogar noch für ent­spre­chen­de For­de­run­gen dif­fa­miert. "Aber ich bin den­noch in der Sache froh, dass wir das jetzt heute so ent­schei­den, denn es ist not­wen­dig für unser Land", sagte Haßel­mann.

Merz ver­tei­dig­te seine Pläne mit Ver­weis auf die Si­cher­heit Deutsch­lands, Eu­ro­pas und der Nato. SPD-Frak­ti­ons­chef Lars Kling­beil warb mit Vor­tei­len der ge­plan­ten In­ves­ti­tio­nen für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. "Die­ses Paket wird die Mehr­heit der Men­schen in ihrem All­tag ent­las­ten", sagte er.

Harte Vor­wür­fe kamen aus den Rei­hen der AfD, der FDP, des BSW und der Lin­ken. FDP-Frak­ti­ons­chef Chris­ti­an Dürr warf der Union vor, sich gegen den wirt­schaft­li­chen Er­folg des Lan­des zu ent­schei­den. Der Lin­ken-Po­li­ti­ker Sören Pell­mann re­de­te mit Blick auf die ge­plan­te Auf­rüs­tung von "Ne­bel­ker­zen aus Angst und Furcht" und die BSW-Vor­sit­zen­de Sahra Wa­gen­knecht sagte: "Kriegs­kre­di­te mit Kli­ma­sie­gel, dar­auf muss man erst­mal kom­men."

Be­schluss­fas­sung bis zu­letzt auf der Kippe

Für den Be­schluss war extra noch ein­mal der alte Bun­des­tag ein­be­ru­fen wor­den, weil die Mehr­heits­ver­hält­nis­se im nächs­ten Bun­des­tag eine Ver­fas­sungs­än­de­rung schwie­rig ge­macht hät­ten. Bis zu­letzt war nicht si­cher, ob die Par­la­men­ta­ri­er wür­den ab­stim­men kön­nen. Mit meh­re­ren Eil­an­trä­gen hat­ten sich zuvor zahl­rei­che Ab­ge­ord­ne­te und Frak­tio­nen gegen die Be­schluss­fas­sung sowie gegen die Son­der­sit­zun­gen als sol­che ge­wehrt.

Das BVerfG hatte es am ver­gan­ge­nen Frei­tag und am gest­ri­gen Mon­tag je­weils ab­ge­lehnt, die Sit­zun­gen per einst­wei­li­ger An­ord­nung zu un­ter­sa­gen. Die Ab­ge­ord­ne­ten und die Frak­ti­on hat­ten unter an­de­rem ar­gu­men­tiert, der alte Bun­des­tag sei nicht ord­nungs­ge­mäß ein­be­ru­fen wor­den. Au­ßer­dem hat­ten sie an­ge­führt, der alte – ei­gent­lich be­reits ab­ge­wähl­te – Bun­des­tag sei nicht mehr hand­lungs­be­fugt. Mit bei­den Ar­gu­men­ten hat­ten sie kei­nen Er­folg. Eben­so wenig mit dem Vor­trag, die Ab­ge­ord­ne­ten hät­ten nicht genug Zeit ge­habt, um sich vor der Ab­stim­mung aus­rei­chend mit der Ma­te­rie aus­ein­an­der­zu­set­zen. Hier hat­ten sich wei­te­re Ab­ge­ord­ne­te auch auf die Last-Mi­nu­te-Än­de­rungs­an­trä­ge nach einem Kom­pro­miss mit den Grü­nen be­ru­fen.

Redaktion beck-aktuell, dd, 18. März 2025 (ergänzt durch Material der dpa).

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