KG kämpft mit Folgen von Schad-Software

Das Kammergericht kämpft mit den Folgen eines Trojaner Angriffs. Wie es am 07.10.2019 mitteilte, ist es telefonisch, über Telefax sowie postalisch und über das elektronische Anwaltspostfach zu erreichen, nicht aber per E-Mail. Die Arbeitsplatz-Computer könnten aktuell ohne Netzanbindung wie Stand-Alone-PCs mit Bürokommunikationssoftware genutzt werden. Eingehende Akten, Schriftsätze, Anträge oder ähnliche Dokumente könnten mit den genannten Einschränkungen bearbeitet werden, wenn auch mit erheblichen Beschwernissen. Ausgehender Schriftverkehr erfolge zurzeit nur per Post oder per Telefax. Das KG hatte am 01.10.2019 darüber informiert, dass das Computersystem wegen einer festgestellten Schad-Software vorübergehend vom Netz genommen worden ist.

Zentrale Besoldungs- und Vergütungsstelle nicht betroffen

Die Internetseite sei funktionsfähig und die Bibliothek geöffnet, informiert das KG weiter: Ausleihen seien möglich, der Zugriff auf elektronische Medien hingegen nicht. Die Zentrale Besoldungs- und Vergütungsstelle der Berliner Justiz (ZBV) sei von den Einschränkungen nicht betroffen.

Zumindest Lesezugriff soll bald möglich sein

Zur Verbesserung der Situation werde derzeit unter anderem mit dem ITDZ (IT-Dienstleistungszentrum) intensiv daran gearbeitet, zusätzlich angeschaffte neue – und damit nicht virenbelastete – Computertechnik für das KG an das Netz anzuschließen, das für die Berliner Amtsgerichte und für das Landgericht Berlin beim ITDZ verfügbar sei. Dadurch sollen die Geschäftsstellen, die Richterschaft und die Mitarbeitenden in der Verwaltung des KG sehr bald die Möglichkeit erhalten, die Arbeitsprozesse, für die eine Computerunterstützung am wichtigsten ist, annähernd wie gewohnt erledigen zu können. Es werde ferner unter Hochdruck daran gearbeitet, den jeweiligen Mitarbeitenden zumindest einen Lesezugriff auf die im angegriffenen Netz des KG gespeicherten Daten verfügbar zu machen.

Erste Hinweise Ende September

Wie das Gericht weiter mitteilte, erhielt die IT-Stelle des KG am 25.09.2019 vom ITDZ Hinweise auf einen Trojaner-Angriff. Das ITDZ habe dann – in Abstimmung mit dem KG – noch am 25.09.2019 die Verbindungen zwischen dem KG und dem Internet über das Berliner Landesnetz getrennt. In den nachfolgenden Tagen sei in Abstimmung mit dem ITDZ und unter Einbeziehung der Fachkräfte der Staatssekretärin für Informations- und Kommunikationstechnik sowie anderer für die IT Sicherheit verantwortlicher Institutionen entschieden worden, noch weiter gehende Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Diese Maßnahmen seien erforderlich gewesen, um ein Übergreifen des Virus auf das Berliner Landesnetz zu verhindern, aber auch, um die im Netz des KG gespeicherten Daten vor einem endgültigen Verlust zu schützen. Eine Information der Öffentlichkeit sei aus Sicherheitsgründen – und um die Ermittlungen zur Aufklärung des Vorfalls nicht zu gefährden – in Abstimmung mit den vorgenannten Stellen am 01.10.2019 erfolgt.

Bildung eines internen Krisenstabes

Die erste Phase der Sicherung nach diesem Vorfall sei inzwischen abgeschlossen. Ein interner Krisenstab unter Leitung des Präsidenten Bernd Pickel komme täglich zusammen und koordiniere die für eine Wiederherstellung einer uneingeschränkten Nutzung des Computersystems des KG notwendigen Arbeiten.

Redaktion beck-aktuell, 7. Oktober 2019.