Staaten: Russland muss für Aggressions-Krieg gegen Ukraine zahlen

Bombenangriffe, Tötungen, sexuelle Gewalt: Nach dem Willen von 44 Staaten soll Russland für die Kriegsschäden in der Ukraine bezahlen und wegen des Aggressionskrieges strafrechtlich verfolgt werden. Russland müsse zur Verantwortung gezogen werden, hieß es in einer Erklärung zum Abschluss eines internationalen Ministertreffens in Den Haag am Dienstag.

Minister sowie Vertreter der EU-Kommission und internationaler Justizbehörden hatten auf Einladung der Ukraine und der Niederlande über Möglichkeiten der strafrechtlichen Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine beraten. Auch Vertreter nichteuropäischer Länder wie die USA, Kanada und Australien nahmen teil. Möglicherweise soll ein internationales Tribunal zur Verfolgung der russischen Aggression errichtet werden.

Am Dienstag wurde das erste Register für Kriegsschäden in Betrieb genommen. Mehr als 100 Schadensersatzforderungen gingen bis zum Abend ein. "Dies ist der erste Schritt zu voller Entschädigung", sagte die niederländische Außenministerin Hanke Bruins Slot. Dafür soll Russland aufkommen. Möglicherweise sollen die beschlagnahmten russischen Geldmittel genutzt werden.

Bisher wurden nach Angaben des ukrainischen Generalstaatsanwaltes Andrij Kostin mehr als 120.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen registriert. 551 Verdächtige seien bisher identifiziert worden, 374 angeklagt und 104 rechtskräftig verurteilt. Doch die Ermittlungen seien schwierig und die Spurensuche oft gefährlich, sagte Kostin. "Wir brauchen Ihre Unterstützung." Die strafrechtliche Verfolgung sei von weitreichender Bedeutung. "Nur Gerechtigkeit kann den Menschen ihre Würde zurückgeben", so Kostin.

"Hunger des ukrainischen Volkes nach Gerechtigkeit"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in einer Videobotschaft die internationale Gemeinschaft gedrängt, sich mit vereinten Kräften für die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen einzusetzen. Die Aggressoren müssten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj. Die Botschaft müsse klar sein: "Gerechtigkeit ist stärker als der Krieg des Kreml."

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach vom "Hunger des ukrainischen Volkes nach Gerechtigkeit". Er erinnerte an das Massaker an Zivilisten in der Stadt Butscha vor zwei Jahren. Dies sei zum Symbol der russischen Gräuel in der Ukraine geworden. "Die gesamte Welt sah in Butscha dem Bösen ins Auge."

Bereits kurz nach Beginn des Angriffskrieges hatte auch der Weltgerichtshof seine Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der Ukraine aufgenommen. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan, sprach von einer beispiellosen Partnerschaft. "Wir müssen uns dazu verpflichten, den Prozess noch zu beschleunigen", sagte Khan. Das Weltstrafgericht mit Sitz in Den Haag erließ bereits vier internationale Haftbefehle gegen hochrangige Russen, darunter Präsident Wladimir Putin.

Redaktion beck-aktuell, gk, 3. April 2024 (dpa).