Ge­setz zu bes­se­rem Schutz von Frau­en vor Ge­walt soll kom­men

Die Hür­den für eine Ver­stän­di­gung mit der Union schie­nen groß, doch am Ende hat es doch ge­reicht: Ein neues Ge­setz soll Frau­en, die Ge­walt er­fah­ren, einen Rechts­an­spruch auf Schutz ga­ran­tie­ren.

Die Frak­tio­nen von SPD, Grü­nen und Union haben sich auf ein Ge­setz ge­ei­nigt, das Be­trof­fe­nen von Ge­walt künf­tig ei­nen­Rechts­an­spruch auf Schutz ga­ran­tie­ren soll. Das geht aus einer ge­mein­sa­men Pres­se­er­klä­rung her­vor, die die Frak­tio­nen am Mitt­woch ver­sen­det haben. Dem­nach soll der Re­gie­rungs­ent­wurf für ein so­ge­nann­tes Ge­walt­hil­fe­ge­setz noch in die­ser Woche im Bun­des­tag ver­ab­schie­det wer­den.

Er sieht unter an­de­rem für von Ge­walt be­trof­fe­ne Frau­en und Kin­der einen Rechts­an­spruch auf Schutz und Be­ra­tung vor. Die Län­der sol­len dazu ver­pflich­tet wer­den, aus­rei­chend Schutz- und Be­ra­tungs­an­ge­bo­te zu schaf­fen und sol­len dafür vom Bund über einen Zeit­raum von zehn Jah­ren erst­mals 2,6 Mil­li­ar­den Euro er­hal­ten.

Bis­lang gilt bei Schutz Prin­zip Hoff­nung

Bis­lang kön­nen Be­trof­fe­ne von häus­li­cher oder ge­schlechts­spe­zi­fi­scher Ge­walt nur dar­auf hof­fen, dass ihnen ge­hol­fen wird und dass ge­nü­gend Ka­pa­zi­tä­ten, etwa in Frau­en­häu­sern, vor­han­den sind. Der An­spruch soll ein ver­bind­li­ches Recht auf Be­treu­ung fest­le­gen. Auch sol­len Be­trof­fe­ne künf­tig nicht mehr die Kos­ten für eine Un­ter­brin­gung in einer Schutz­ein­rich­tung tra­gen müs­sen.

"Bis­her hing es vom Wohn­ort ab, ob eine Frau Hilfe be­kommt. Damit ist Schluss. Der Rechts­an­spruch sorgt dafür, dass Frau­en über­all in Deutsch­land auf Un­ter­stüt­zung zäh­len kön­nen", sagte der stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der SPD, Sönke Rix, der dpa. Durch neue An­ge­bo­te in den Län­dern wür­den Frau­en­häu­ser und Be­ra­tungs­stel­len, die seit Jah­ren am Limit ar­bei­te­ten, spür­bar ent­las­tet, er­klär­te Rix.

Ge­walt gegen Frau­en nimmt seit Jah­ren zu

Der Hand­lungs­be­darf ist seit Jah­ren groß. Laut dem letz­ten po­li­zei­li­chen La­ge­bild zur ge­schlechts­spe­zi­fi­schen Ge­walt wurde 2023 fast jeden Tag eine Frau von einem Mann ge­tö­tet, weil sie eine Frau ist. 400 Frau­en pro Tag wur­den Opfer von Part­ner­schafts­ge­walt. Was die Sta­tis­tik eben­falls zeigt: In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind die Zah­len deut­lich ge­stie­gen – und damit auch der Be­darf an Schutz. Nach of­fi­zi­el­len An­ga­ben feh­len in Deutsch­land mehr als 13.000 Plät­ze in Frau­en­häu­sern. Eine Lücke, die Frau­en­ver­bän­de seit vie­len Jah­ren be­kla­gen.

Fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Lisa Paus be­grü­ß­te die Ei­ni­gung der Frak­tio­nen als gro­ßen Fort­schritt. "Hier­über wurde jah­re­lang in Deutsch­land de­bat­tiert, nun sind wir einen gro­ßen Schritt nach vorne ge­kom­men bei der Um­set­zung eines kos­ten­lo­sen Rechts- und Be­ra­tungs­an­spruchs für Frau­en."

Trans­frau­en und Män­ner nicht Teil der Ei­ni­gung

Noch An­fang der Woche hat­ten die Frak­tio­nen von SPD und Grü­nen in­ten­siv mit der Uni­ons­frak­ti­on um eine Lö­sung ge­run­gen. Paus hatte den Ent­wurf für das Ge­setz erst nach dem Aus­ein­an­der­bre­chen der Ampel-Ko­ali­ti­on im No­vem­ber ins Ka­bi­nett ein­ge­bracht und um die Un­ter­stüt­zung von CDU/CSU ge­wor­ben.

Ein Knack­punkt war bis zu­letzt unter an­de­rem die Frage, ob der künf­ti­ge Schutz­an­spruch auch Trans­frau­en um­fas­sen soll­te. SPD und Grüne hat­ten sich dafür ein­ge­setzt, die Union lehn­te das ab – und setz­te sich damit letzt­end­lich durch. Aus der Uni­ons­frak­ti­on hieß es, der Schutz gelte nur für das bio­lo­gi­sche Ge­schlecht Frau und um­fas­se keine Trans­per­so­nen. Auch für Män­ner, die von Ge­walt be­trof­fen sind, gelte das künf­ti­ge Ge­setz nicht. "Zen­tral für uns als CDU/CSU ist, dass der Schutz von Frau­en und Kin­dern bei die­sem Vor­ha­ben im Mit­tel­punkt steht", er­klär­te die fa­mi­li­en­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Uni­ons­frak­ti­on, Sil­via Bre­her.

Redaktion beck-aktuell, mam, 29. Januar 2025 (dpa).