"Diese müsse "nachhaltig und im Zusammenhang durchdacht" sein, heißt es in dem zur Bundestagswahl vorgelegten Eckpunktepapier des DAV.
"Kinder müssen bessere Chancen erhalten – unabhängig davon, wie die Eltern zusammenleben", betont Eva Becker, Vorsitzende des Ausschusses Familienrecht des DAV. Das beginne schon, bevor ein Kind überhaupt da sei: "Die Eizell- und Embryonenspende sollte legalisiert werden, ebenso wie die altruistische Leihmutterschaft". Für überfällig hält Becker auch die Reform des Abstammungsrechts: Es brauche eine schnelle und verlässliche Zuordnung von Kindern zu zwei (Wunsch-)Eltern – unabhängig von der rechtlichen Form des Zusammenlebens und unabhängig vom Geschlecht. So solle etwa die Frau, die mit der Geburtsmutter verheiratet ist oder die Elternstellung anerkennt, rechtlich ebenfalls Mutter sein können.
In Sachen Kindschaftsrecht spricht sich der DAV gegen das gesetzliche Leitbild eines bestimmten Betreuungsmodells aus. "Das Recht hat Eltern keine ‚ideale‘ Betreuungsform vorzuschreiben; es muss einen Rechtsrahmen für jedwedes Modell zur Verfügung stellen, das dem Kindeswohl dient", fordert Becker. Für alle Rechtsfragen rund um das Kind – elterliche Sorge, Betreuungszeiten, Barunterhalt – solle zudem ein "Kinderverbundverfahren" beim Familiengericht eingeführt werden. So könnten zusammenhängende Fragen im Interesse des Kindes besser und schneller entschieden werden.
Insgesamt gelte es, einen erheblichen Reformstau im gesamten Familienrecht abzubauen. Zudem sei eine Verzahnung der familienrechtlichen mit den sozialrechtlichen Regelungen erforderlich. "Dass ein Lebenssachverhalt in verschiedenen Rechtsbereichen unterschiedlich geregelt ist, ist für die Betroffenen weder nachvollziehbar noch beherrschbar", mahnt Becker.
Ex-Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte bereits im Mai einfachere Regeln für komplexe Familienstrukturen versprochen. In der Folge hatten der Deutsche Juristinnenbund und andere Verbände eigene Forderungen formuliert. Doch aus dem Vorhaben wurde mit dem Bruch der Ampelkoalition nichts mehr.