Bun­des­rat stimmt Wachs­tums­chan­cen­ge­setz zu

Mo­na­te­lang haben Bund und Län­der um ein Wachs­tums­pa­ket für die Wirt­schaft ge­run­gen. Die Union for­der­te im Ge­gen­zug Ent­las­tun­gen für Land­wir­te. Die ste­hen noch aus - aber das Ge­setz kommt trotz­dem.


Das mil­li­ar­den­schwe­re Wachs­tums­pa­ket mit Steu­er­ent­las­tun­gen und Bü­ro­kra­tie­ab­bau für Un­ter­neh­men ist be­schlos­sen. Der Bun­des­rat stimm­te dem so­ge­nann­ten Wachs­tums­chan­cen­ge­setz am Frei­tag nach Ge­sprä­chen im Ver­mitt­lungs­aus­schuss mehr­heit­lich zu.

Fi­nanz-Staats­se­kre­tä­rin Katja Hes­sel be­zeich­ne­te den ge­fun­de­nen Kom­pro­miss als aus­ge­wo­gen. "Er sen­det das drin­gen­de Si­gnal, das die Wirt­schaft jetzt braucht", be­ton­te sie in ihrer Rede vor den Län­der­ver­tre­tern.

Ur­sprüng­lich soll­te das Ge­setz ein mil­li­ar­den­schwe­rer Rund­um­schlag für alle Bran­chen sein, der Fir­men in der Kon­junk­tur­flau­te ent­las­tet und In­ves­ti­tio­nen in den Kli­ma­schutz an­regt. Fi­nanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lind­ner (FDP) hatte fast 50 steu­er­po­li­ti­sche Maß­nah­men vor­ge­schla­gen. Im Kern: eine Prä­mie für Kli­ma­schutz-In­ves­ti­tio­nen, dazu steu­er­li­che For­schungs­för­de­rung, eine bes­se­re An­re­chen­bar­keit von Ver­lus­ten bei der Steu­er­erklä­rung und der Abbau bü­ro­kra­ti­scher Hür­den.

Län­der stopp­ten Ge­setz zu­nächst

Die Mi­nis­ter­prä­si­den­tin von Rhein­land-Pfalz, Malu Drey­er (SPD), warb vor der Ab­stim­mung um Un­ter­stüt­zung: "Ich glau­be, wir kön­nen es uns nicht leis­ten, in der der­zei­ti­gen wirt­schaft­li­chen Lage Deutsch­land zu scha­den, indem wir par­tei­po­li­tisch an die­ser Ecke agie­ren." Ihre Amts­kol­le­gin aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Ma­nue­la Schwe­sig (SPD), die den Ver­mitt­lungs­aus­schuss mit ge­lei­tet hatte, mahn­te: "Die Wirt­schaft braucht drin­gend diese Im­pul­se."

Im Bun­des­tag wurde das Ge­setz be­schlos­sen, doch die Län­der stopp­ten es da­nach im Bun­des­rat und schick­ten es in den Ver­mitt­lungs­aus­schuss, weil sie hohe Ein­nah­me­aus­fäl­le be­fürch­te­ten. CDU und CSU mach­ten ihre Zu­stim­mung au­ßer­dem davon ab­hän­gig, dass die Bun­des­re­gie­rung Land­wir­tin­nen und Land­wir­te ent­las­tet. Sie ver­lang­ten, dass Kür­zun­gen bei den Sub­ven­tio­nen für Agrar­die­sel zu­rück­ge­nom­men wer­den. Al­ter­na­tiv müss­ten die Bau­ern über an­de­re Maß­nah­men im sel­ben Vo­lu­men ent­las­tet wer­den.

Im Ver­mitt­lungs­ver­fah­ren wurde das Vo­lu­men des Wachs­tums­pa­kets von einst ge­plan­ten sie­ben Mil­li­ar­den Euro be­reits auf 3,2 Mil­li­ar­den pro Jahr zu­sam­men­ge­stri­chen. Der Kern, die Prä­mie für Kli­ma­schutz-In­ves­ti­tio­nen, wurde ge­stri­chen. Es blieb eine Light-Va­ri­an­te, der die Union im Aus­schuss aber trotz­dem nicht zu­stimm­te, weil die Ampel-Ko­ali­ti­on keine kon­kre­ten Maß­nah­men für die Bau­ern zu­sag­te.

Lind­ner: Kein Zu­sam­men­hang mit Ent­las­tun­gen für Land­wir­te

Die Bun­des­re­gie­rung hat in­zwi­schen zwar Er­leich­te­run­gen für die Agrar­bran­che in Aus­sicht ge­stellt, legte bis zur Ab­stim­mung im Bun­des­rat aber kein Paket mit kon­kre­ten Maß­nah­men vor. Man sei "im engen Kon­takt mit dem Be­rufs­stand", teil­te Agrar­mi­nis­ter Cem Öz­demir (Grüne) le­dig­lich mit. Vor­be­rei­tet wer­den dem­nach Er­leich­te­run­gen bei der Ein­kom­men­steu­er und eine Stär­kung der Bau­ern in der Wert­schöp­fungs­ket­te. Vor allem gehe es aber um einen Abbau von Bü­ro­kra­tie.

Lind­ner mach­te deut­lich, dass er keine Ver­bin­dung zwi­schen mög­li­chen Ent­las­tun­gen für die Land­wir­te und dem Wachs­tums­pa­ket sieht. "Einen Zu­sam­men­hang zur Agrar­po­li­tik, den gibt es ja nicht, den hat die Union kon­stru­iert", sagte er der Deut­schen Pres­se-Agen­tur. Die Union sei auch nicht in der Po­si­ti­on, sol­che Be­din­gun­gen zu stel­len, denn sie trage eine Mit­ver­ant­wor­tung für die schlech­te Wett­be­werbs­la­ge der deut­schen Wirt­schaft. "Wäh­rend der Re­gie­rungs­zeit der CDU, seit 2014, haben wir dra­ma­tisch an Wett­be­werbs­fä­hig­keit ver­lo­ren."

Auch der schritt­wei­se Abbau der Agrar­die­sel-Sub­ven­tio­nen soll­te am Frei­tag im Bun­des­rat noch zur Ab­stim­mung ste­hen. Die Län­der haben die Mög­lich­keit, auch hier­zu den Ver­mitt­lungs­aus­schuss an­zu­ru­fen. Damit wür­den al­ler­dings auch wei­te­re Maß­nah­men auf Eis ge­legt, die die Bun­des­re­gie­rung zur Kon­so­li­die­rung des Haus­halts für 2024 be­schlos­sen hat, etwa die hö­he­re Luft­ver­kehr­steu­er und ver­schärf­te Sank­tio­nen beim Bür­ger­geld. Nach­dem das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt kurz vor Jah­res­en­de ein Mil­li­ar­den­loch in die Haus­halts­plä­ne der Bun­des­re­gie­rung ge­ris­sen hatte, muss sie nun stär­ker spa­ren.

Redaktion beck-aktuell, mam, 22. März 2024 (dpa).

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