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Nachhaltigkeitsberichte im Mittelstand

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Für viele bereits eine Selbstverständlichkeit: Studie belegt verbreitete Anwendung der Nachhaltigkeitsberichterstattung

 

Mehr als jedes vierte mittelständische Unternehmen erstellt bereits einen Nachhaltigkeitsbericht, Vorreiter ist das produzierende Gewerbe. Dieses am 11.10.2023 veröffentlichte Ergebnis einer Umfrage des TÜV-Verbands im Mittelstand erhält noch mehr Gewicht dadurch, dass zudem angegeben wird, dass eine breite Mehrheit der Unternehmen eine verpflichtende Erstellung und Prüfung der Berichte befürwortet. Vorteile für den Umwelt- und Klimaschutz und das Image der Unternehmen gaben bei den Befragten den Ausschlag für diese Haltung.


 

Praxis-Info!

 

Nachhaltigkeitsberichte in der Mittelstandspraxis bereits weit verbreitet

Mit 28% haben bereits mehr als ein Viertel der vom TÜV-Verband befragten mittelständischen Unternehmen in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt (28%). Bei Mittelständlern mit 50 bis 249 Mitarbeitenden sind es 23% und bei den großen mit 250 bis 1.000 Beschäftigten sogar 53%. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV­-Verbands unter 500 Unternehmen mit 50 bis 1.000 Mitarbeitenden ergeben. Demnach ist die Industrie mit einem Anteil von 41% Vorreiter bei der Erstellung der Berichte, gefolgt von den Branchen Energie, Bau und Verkehr mit 30% und dem Dienstleistungssektor mit 26%. Deutlich unter dem Durchschnitt liegen der Handel (22%) und das Gesundheitswesen (16%).

Allerdings veröffentlichen nur 60% der Unternehmen ihren Nachhaltigkeitsbericht. Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, gab bei der Vorstellung der Umfrage zu bedenken: „Ein Nachhaltigkeitsbericht ist ein wichtiges Instrument, um Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz zu dokumentieren, zu bewerten und anzustoßen.“

 

 

Berichtsinhalte mit handfesten Vorteilen verknüpfbar

In einem Nachhaltigkeitsbericht informieren Unternehmen über Maßnahmen für einen besseren Umwelt- und Klimaschutz sowie über soziale und wirtschaftliche Aspekte ihrer Tätigkeit. Letztere umfassen beispielsweise die Arbeitsbedingungen im Unternehmen und bei Lieferanten. Laut den Ergebnissen der Umfrage bringen die Nachhaltigkeitsberichte den Unternehmen zahlreiche Vorteile:

  • 75% nennen eine Steigerung der Energieeffizienz,
  • 66% die Reduzierung von Materialverbräuchen und
  • 65% eine Verringerung von Abfall.

Aber auch „weiche Faktoren“ spielen eine wichtige Rolle:

  • die Verbesserung des Images (88%),
  • eine bessere Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie (86%) oder
  • die Erfüllung gesetzlicher Vorschriften (82%).

Anlässlich der Studienpräsentation betonte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, dass die Unternehmen neben positiven Effekten für die Umwelt in ihren Nachhaltigkeitsberichten die erzielten Kosteneinsparungen dokumentieren können. Weitere Vorteile sind eine bessere Kundenbindung (64%) und eine höhere Arbeitgeberattraktivität (59%). Die Unternehmen sehen darüber hinaus positive Effekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Wirtschaft insgesamt. 87% sagen, dass einheitliche Standards eine bessere Vergleichbarkeit der Berichte ermöglichen. 84% stimmen der Aussage zu, dass die Berichte den Bewusstseinswandel in Richtung nachhaltiges Wirtschaften fördern.

 

 

Standards und Rahmenwerke geben Orientierung

Von den mittelständischen Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, orientieren sich 51% an bekannten Standards oder Rahmenwerken, wie den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI – Initiative für globale Berichterstattung) oder des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Und 41% haben ihre Berichte von unabhängigen Stellen prüfen lassen. Bühler begrüßt das, da einheitliche Standards den Unternehmen bei der Erstellung ihrer Nachhaltigkeitsberichte helfen und für eine bessere Vergleichbarkeit sorgen: „Nur so können die Berichte als verlässliche Informationsquelle für Investoren, Kapitalanleger, Medien und andere Stakeholder dienen.“ Als größte Vorteile einer externen Prüfung der Berichte sehen die Befragten eine unabhängige Bewertung der enthaltenen Informationen (79%), eine bessere Vergleichbarkeit (79%) und eine höhere Glaubwürdigkeit bei den Stakeholdern (77%).

 

 

Noch zu überwindende Schwierigkeiten

Neben den Vorteilen sehen die Befragten – das überrascht natürlich nicht – auch zahlreiche Herausforderungen bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Die meisten nennen den hohen bürokratischen Aufwand (92%), mangelnde personelle Ressourcen (78%) und fehlendes Wissen über die konkreten Anforderungen eines Nachhaltigkeitsberichts (70%). 64% sehen Probleme bei der Berechnung des eigenen CO2-Fußabdrucks und 45% klagen über mangelnde finanzielle Ressourcen für die Erstellung der Berichte. Trotz dieser Herausforderungen überwiegen für eine breite Mehrheit der befragten Unternehmen die positiven Wirkungen: 62% finden es gut, dass Nachhaltigkeitsberichte einen ähnlichen Stellenwert bekommen wie die Finanzberichterstattung.

 

 

Praxishinweise:

  • Bei der telefonischen Umfrage im August 2023 wurden Geschäftsführer, CFO und Verantwortliche für Nachhaltigkeitsberichte befragt. Mit der Umsetzung der europäischen CSRD-Richtlinie in nationales Recht wird die Erstellung und externe Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten für rund 15.000 Unternehmen in Deutschland verpflichtend.
  • Aus Sicht des TÜV-Verbands kommt es bei der nationalen Umsetzung der europäischen CSRD-Richtlinien nun darauf an, einen offenen Markt für qualifizierte Prüfdienstleister zu schaffen, um Kapazitätsengpässe und hohe Kosten für den Mittelstand zu vermeiden. In der Umfrage geben 80% der befragten Unternehmen an, dass ein möglichst „breites Angebot unabhängiger Prüforganisationen“ zur Verfügung stehen sollte. Über entsprechende Empfehlungen der Wirtschaftsverbände vom 13.9.2023 wurde bereits an dieser Stelle berichtet.
  • In der Umfrage sehen nur 27% der Befragten eine entsprechende Kompetenz beim Wirtschaftsprüfer. Der Mittelstand bevorzugt demnach technische Sachverständige als Prüfer ihrer Nachhaltigkeitsberichte: 74% der mittelständischen Unternehmen würden ihren Nachhaltigkeitsbericht am ehesten von einer technischen Prüforganisation zertifizieren lassen, wenn sie die Wahl hätten.

  

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 11/2023

BC20231109

 

 

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