Ließen Leichen verrotten: US-Bestatter zu Millionen-Schmerzensgeld verurteilt

Eine "natürliche Art der Bestattung" – das versprach ein Bestatter-Ehepaar aus Colorado. Stattdessen aber hat es die Leichen (insgesamt 190) bei Zimmertemperatur in einem Lagerraum gestapelt. Neben hohen Schmerzensgeld-Zahlungen drohen den Eheleuten nun auch mehrere Anklagen.

Das Versprechen des amerikanischen Bestattungsinstituts "Return to Nature Funeral Home" klang wohl für viele Familien tröstlich: Man werde ihre Angehörigen auf natürliche Art und Weise beerdigen, umweltschonend ohne Metallsärge oder Balsamierungsflüssigkeit – eine "grüne" Alternative zu herkömmlichen Bestattungsinstituten. Leider sah die Realität im Betrieb des Paars aus Colorado ganz anders aus: Das FBI fand dort die Überreste von 190 Menschen, die bei Raumtemperatur in einem simplen Lagerraum aufbewahrt wurden. Am Montag hat ein US-Gericht den Angehörigen 950 Millionen US-Dollar Schmerzensgeld zugesprochen. Dies meldete das US-Rundfunk-Syndikat NPR am 6. August auf seinen Internetseiten.

Geld wohl nicht einzutreiben

Der Beschluss habe allerdings eher symbolische Bedeutung. Die Familien der Verstorbenen würden wohl kein Geld sehen. Zwar könnten sie versuchen, das ihnen zustehende Schmerzensgeld einzutreiben, sagte Opfer-Anwalt Andrew Swan NPR. Es sei aber unwahrscheinlich, "dass die Angeklagten über nennenswerte Vermögenswerte verfügen, leider", so Swan.

Trotzdem habe sich der Anwalt zufrieden gezeigt. Der Gerichtsbeschluss, der eine zivilrechtliche Sammelklage beendet, habe ein Exempel statuiert – auch wenn die Bestatter nicht die Mittel hätten, die hohen Strafen zu zahlen, so Swan. Nach NPR-Angaben hat er die Familien der Opfer pro bono vertreten.

Gefälschte Asche und vertauschte Gräber

Das Bestatter-Paar war im November 2023 nach einem Fluchtversuch in Oklahoma verhaftet worden, wie NPR berichtete. Es habe einiges auf dem Kerbholz: Neben der Schmerzensgeld-Klage erwarte es mehrere Anklagen. Dem Ehepaar würden Diebstahl, Betrug, Missbrauch von Leichen, Geldwäsche und Urkundenfälschung sowie Missbrauch des COVID-19-Pandemiefonds vorgeworfen.

Den Ermittlern zufolge hätten die Bestatter ihren Kunden Urnen mit gefälschter Asche übergeben, statt die kremierten Überreste ihrer Angehörigen zu beerdigen, so NPR. Das Paar solle zudem sterbliche Überreste in falsch beschrifteten Gräbern beigesetzt haben. Der Schwindel sei schließlich aufgeflogen, als Nachbarn sich wegen starker Geruchsbelästigung beschwert hatten.

Laxe Gesetze für Bestatter überarbeitet

Die Geschehnisse führten laut NPR auch zu einer Überprüfung der Gesetze in Colorado. Der Bundesstaat sei dafür bekannt, kaum Regularien in Bezug auf Bestattungsunternehmen zu haben. Im Mai 2024 habe der Gouverneur von Colorado, Jared Polis, drei Gesetzentwürfe mit neuen Vorschriften für die Branche unterzeichnet. Auch nach aktueller Gesetzeslage hätte "Return to Nature Funeral Home" die Leichen allerdings ordnungsgemäß kühlen müssen.

Redaktion beck-aktuell, dd, 7. August 2024.