Nach Technik-Chaos im Examen: 52 Prüflinge in Bayern schreiben Ersatzklausur
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Während einer Prüfung im zweiten Staatsexamen kam es in Bayern zu zahlreichen Laptop-Ausfällen, weil die Akkulaufzeit nicht reichte. Das Angebot des Prüfungsausschusses, eine Ersatzklausur zu schreiben, haben nun 52 von rund 400 Prüflingen angenommen. Doch auch bei der Anmeldung gab es Pannen.

Eigentlich sollten sie zum Nikolaus-Fest mit ihren Examensprüfungen durch sein und eine entspannte Weihnachtszeit einläuten. Doch nun treten 52 von rund 400 Prüflingen aus München und Augsburg am 9. Dezember noch einmal an. Nachdem ihre erste Klausur am vergangenen Dienstag wegen technischer Probleme chaotisch verlaufen war, hat der Prüfungsausschuss in München eine Ersatzklausur angesetzt. Die Prüflinge konnten wählen: Die Klausur gelten lassen, sie aus der Gesamtwertung streichen oder eine neue anfertigen. Die Mehrzahl der Kandidatinnen und Kandidaten entschied sich nun gegen die Ersatzklausur.

Wer noch einmal antreten wollte, konnte bis zum heutigen Dienstag per E-Mail einen Antrag stellen. "Zudem besteht für den Prüfungsausschuss auch die Möglichkeit, auf Antrag die Anfertigung der Ersatzaufgabe zu erlassen", hieß es auf beck-aktuell-Anfrage aus dem bayerischen Justizministerium. "In diesem Fall wird das Gesamtergebnis der schriftlichen Prüfung aus dem Durchschnitt der Ergebnisse der anderen acht Prüfungsarbeiten (Klausuren 2 bis 9) gebildet." Wer keinen Antrag stelle, dessen Klausur werde regulär in die Wertung aufgenommen.

Leere Akkus und Fehlermeldungen

Gleich am ersten Tag ihrer Examensprüfung hatten zahlreiche Prüflinge in München und Augsburg, die ihre Klausur im Rahmen des noch neuen E-Examens am Computer schrieben, auf einmal feststellen müssen, dass ihre Laptops Probleme machten. Die Akkulaufzeit reichte bei einigen nicht aus, um die fünfstündige Klausur durchzuhalten. Viele konnten ihre Klausur gar nicht erst beginnen, stattdessen erhielten sie Fehlermeldung über Fehlermeldung. Die herbeigerufenen Service-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die in den Prüfungsräumen für technischen Support sorgen sollten, mussten Laptops tauschen und nachträglich verkabeln. In Augsburg sei nach einem Bericht der Zeitung Merkur sogar ein Mitarbeiter in einen nahen Elektronik-Markt geschickt worden, um ein Ersatzkabel zu beschaffen.

Die Laptops samt Schreibsoftware hatte ein externer Dienstleister zur Verfügung gestellt. Bei einem Probedurchlauf war auch noch alles gut gegangen. Doch in der Examensklausur kam der technische Support angesichts der Vielzahl der betroffenen Laptops nicht hinterher. "Es war das absolute Chaos", sagte ein Betroffener in einem Bericht des Rechtsnachrichtenmagazins jurios. "Es gab reihenweise Fehlermeldungen und viel zu wenige Servicemitarbeiter. Ich hatte Angst, dass mir nicht geholfen werden kann oder dass der IT-Support so lange dauert, dass ich am Ende nicht fertig werde."

Auf Angaben des Dienstleisters verlassen

Bis alle Kandidatinnen und Kandidaten mit Kabeln und Ersatzlaptops versorgt waren, verging viel wertvolle Zeit. Und auch die Abgabe lief nicht glatt: Viele Prüflinge konnten nicht sicher sagen, dass ihre Aufgaben vollständig abgegeben worden waren. Erst nach einigen Minuten des Bangens bestätigte das JPA den Eingang aller Klausuren.

Auf beck-aktuell-Anfrage bestätigte das bayerische Justizministerium, dass die Laptops zu Beginn der Klausur nicht mit einer Stromquelle verbunden waren. "Für das E-Examen ist das Landesjustizprüfungsamt auf die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister angewiesen", hieß es aus dem Ministerium. "Der Dienstleister sieht einen Betrieb der Laptops über Akkus vor." Das entspreche auch dem technischen Standard anderer Anbieter. Zudem habe man in der Vorbereitungsphase alles störungsfrei getestet. In Zukunft werde man die Akkulaufzeiten "durch weitere Maßnahmen" zusätzlich absichern, so das Ministerium.

Antrag auf Ersatzklausur brachte neues Chaos

Die Technik-Probleme verursachten so viel Chaos und Lärm und betrafen so viele Geräte, dass die Mitarbeitenden des JPA zunächst während der Prüfung allen Prüflingen zweimal Schreibzeitverlängerungen gewährten. Doch das reichte nicht aus. Der bayerische Prüfungsausschuss kam nach der Klausur zu dem Schluss, dass die Schreibzeitverlängerung den Nachteil durch die Störungen nicht ausgeglichen habe. Er entschied, allen Prüflingen aus München und Augsburg eine Ersatzklausur anzubieten – schließlich seien auch diejenigen gestört worden, deren Laptops funktioniert hätten.

Doch die Technik-Probleme zogen sich auch bei der Antragstellung durch. Das E-Mail-Postfach, an das die Prüflinge ihre Anträge schicken sollten, war offenbar so überlastet, dass die Examenskandidatinnen und -kandidaten Fehlermeldungen statt Eingangsbestätigungen erhielten, berichtet der Merkur. Prüflinge hätten die Nachricht bekommen, ihre E-Mail hänge in der Warteschlange fest. Das bayerische JPA habe daraufhin die Frist zur Einreichung der Anträge verlängern müssen. Auf beck-aktuell-Anfrage hieß es aus dem Ministerium nur, man sei für die Verzögerung nicht verantwortlich gewesen. "Das angegebene E-Mail-Postfach des Landesjustizprüfungsamtes war am Wochenende funktionsfähig. Die verzögerte Erreichbarkeit beruhte auf einer technischen Störung im Rechenzentrum Nord, das nicht von der Justiz betrieben wird."

Es war der erste Durchgang für die elektronische Klausurbearbeitung in Bayern überhaupt. Dabei wurden an acht Standorten zeitgleich die Klausuren im zweiten Staatsexamen geschrieben. Die meisten Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich für die elektronische Bearbeitung entschieden. Die anderen Standorte waren laut Ministeriumsangaben nicht von der Hardware-Störung betroffen.

Redaktion beck-aktuell, dd, 3. Dezember 2024.