Nach Annullierung: Pro-Europäer Nicusor Dan gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien

Nach der vom Verfassungsgericht wegen russischer Einflussnahme kassierten ersten Wahl hat der Pro-Europäer Nicusor Dan die Präsidentschaft in Rumänien errungen – und die EU atmet auf.

Freude von Paris bis Kiew: Nach dem Wahlsieg des pro-europäischen Politikers Nicusor Dan bei der Präsidentenwahl in Rumänien zeigen sich europäische Spitzenpolitiker erleichtert. Am späten Abend gratulierten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dessen moldauische Kollegin Maia Sandu dem 55-Jährigen zum Wahlsieg. Dan hatte sich überraschend gegen den Rechtspopulisten George Simion durchgesetzt.

Dan erzielte nach Auszählung der Stimmen aller Wahllokale rund 53,6%, Simion rund 46,4%. Am späten Abend gestand Simion seine Niederlage nach langem Zögern ein.

Dan rief Tausenden jubelnden Fans vor dem Bukarester Rathaus zu: "Dieser Sieg gehört Euch!" Die begeisterte Menge antwortete im Chor: "Russland, Russland, Rumänien gehört nicht dir!" Dies bezog sich darauf, dass Dans Rivale Simion den Kremlfreund Calin Georgescu für das Amt des Ministerpräsidenten hatte durchsetzen wollen. Dan amtiert

derzeit noch als Bürgermeister von Bukarest.

Dan warnt vor schweren Zeiten

Dan betonte am Wahlabend mehrfach, dass wegen des hohen Budgetdefizits und wegen einer voraussichtlich schwierigen Regierungsbildung viel Arbeit auf ihn zukomme. "Es wird eine schwierige Zeit sein, die notwendig ist, um die Wirtschaft (...) ins Gleichgewicht zu bringen, um die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Bitte haben Sie dafür Geduld", sagte er.

Der sozialdemokratische Ministerpräsident Marcel Ciolacu war am 5. Mai wegen der Niederlage seines Kandidaten in der ersten Runde der Präsidentenwahl vom 4. Mai zurückgetreten. Dan rief nun "alle pro-europäischen Parteien" im Parlament zur Kooperation auf. Allerdings haben drei extrem rechte Parteien zusammen mehr als ein Drittel der Sitze im Parlament, darunter die Partei AUR von Simion.

Wahl im November annulliert

Der Rechtspopulist Simion gestand seine Niederlage erst nach langem Zögern ein. Er gratulierte Dan in einer Videobotschaft bei Facebook und sprach dabei von seiner "bitteren Niederlage". Weit vor dem Ende der Auszählung hatte sich Simion noch zum Sieger erklärt. Hätte er die Wahl gewonnen, wäre auf Rumänien und auch die EU wohl ein weitgehend unberechenbarer Staatschef zugekommen. So wollte er etwa dem rechtsextremen Kremlfreund Calin Georgescu zur Macht verhelfen und ihn zum Regierungschef machen, wie er am Wahlabend bestätigte.

Der in Rumänien nach wie vor beliebte Georgescu, den Simion als seinen Mentor darstellte, war im November 2024 bei der später annullierten Präsidentenwahl auf Platz eins gekommen. Das Verfassungsgericht hatte diese Wahl wegen regelwidriger Wahlkampfmethoden und intransparenter Finanzierung annulliert und seine erneute Kandidatur verboten.

Redaktion beck-aktuell, mam, 19. Mai 2025 (ergänzt durch Material der dpa).

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