Opfer der "Colonia Dignidad" sollen bis zu 10.000 Euro erhalten

Opfer der früheren deutschen Sektensiedlung "Colonia Dignidad" in Chile sollen erstmals finanzielle Unterstützung bekommen. Bis zu 10.000 Euro pro Person seien vorgesehen, teilte Staatssekretär Niels Annen am 17.05.2019 in Berlin mit. Dabei seien rechtskräftig verurteilte Straftäter sowie Führungspersonen der Kolonie von den Hilfen ausgeschlossen.

Folter, Zwangsarbeit und Kindesmissbrauch

Die "Colonia Dignidad" war 1961 rund 350 Kilometer südlich von Santiago de Chile von deutschen Auswanderern aus Siegburg bei Bonn gegründet worden. In der Kolonie kam es unter dem 2010 gestorbenen Sektenführer Paul Schäfer jahrzehntelang zu Folter, Zwangsarbeit und Kindesmissbrauch. Während der chilenischen Militärdiktatur wurden auf dem abgeschotteten Areal zudem Regimegegner gefoltert und ermordet. Nach dem Ende der Diktatur von Augusto Pinochet 1990 begann die chilenische Justiz, gegen die Siedlung vorzugehen. Später benannte sich die Siedlung in "Villa Baviera" um und sagte sich von Schäfer, der 2006 wegen Kindesmissbrauchs in Chile zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war, los.

Ermittlungen gegen Arzt der Sekte in Deutschland eingestellt

Vor gut einer Woche war bekannt geworden, dass die Ermittlungen in Deutschland gegen Hartmut Hopp, einst Arzt der berüchtigten Sekte, eingestellt worden sind. Es habe sich trotz erheblichen Aufwands kein hinreichender Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft Krefeld mit. Konkrete Hinweise auf Hopps Mitwirkung an Straftaten seien nicht festzustellen gewesen, erklärte Oberstaatsanwalt Axel Stahl. Eine Opferanwältin hat bereits Beschwerde gegen die Einstellung der Ermittlungen angekündigt.

Redaktion beck-aktuell, 20. Mai 2019 (dpa).