Fachanwaltstitel: Mehr Zeit für Nachweis der Praxiserfahrung

Anwälte und Anwältinnen, die einen Fachanwaltstitel anstreben, haben künftig mehr Zeit, um ihre praktischen Erfahrungen im gewählten Fachgebiet nachzuweisen. Die Satzungsversammlung – das Parlament der Rechtsanwaltschaft – hat eine Anhebung der Frist von drei auf fünf Jahre beschlossen.

§ 5 Abs. 1 S. 1 FAO, der den Erwerb besonderer praktischer Erfahrungen regelt, wird entsprechend geändert. Denn: Die Dreijahresfrist habe sich "in den letzten Jahren zu einer nur noch schwer überwindbaren Zugangsschranke entwickelt", so die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK), bei der die Satzungsversammlung organisatorisch angesiedelt ist. Hintergrund sei ein geändertes Berufsbild und ein geänderter Berufsalltag bei Rechtsanwältinnen und -anwälten.

So würden immer weniger Kanzleien neu gegründet. Damit gehe einher, dass es immer weniger selbstständig tätige und immer mehr angestellte Anwältinnen und Anwälte gebe. Viele von ihnen arbeiteten zudem nicht mehr in Voll-, sondern in Teilzeit. Gleichzeitig sänken die Fallzahlen und damit die für Nichtfachanwältinnen und Nichtfachanwälte auf dem Markt verfügbaren Fälle. Das Fazit: Es werde immer schwieriger, die für den Fachanwaltstitel erforderlichen Fallzahlen zu erreichen, wie bereits der Deutsche Anwaltverein im Vorfeld der Satzungsversammlung konstatiert hatte.

Drei-Jahres-Frist nachteilig für Frauen und Anwälte in ländlichen Gebieten

Das gelte umso mehr für alle, die familiäre Zusatzaufgaben übernähmen, vor allem Frauen, was die BRAK aus dem Rückgang der Anzahl von Anwältinnen mit Fachanwaltstitel folgert. Auch auf dem Land tätige Anwälte und Anwältinnen hätten es schwer, die notwenigen Fälle innerhalb der bisherigen Frist von drei Jahren nachzuweisen. Es gebe schlicht zu wenig Fälle, so die BRAK.

Die Anhebung der Frist auf fünf Jahre solle helfen, ohne dass die Qualität der Ausbildung leide. Schließlich sei dieselbe Anzahl von Fällen und Fallquoren nachzuweisen, nur die nachzuweisende Falldichte werde verringert. Im Gegenteil: Da das theoretische und praktische Wissen auf diese Weise über einen längeren Zeitraum aktuell zu halten sei, sei eine Qualitätssteigerung möglich.

Redaktion beck-aktuell, bw, 26. Mai 2025.

Mehr zum Thema