Forschungsprojekt: Strafrechtslehrstuhl sucht Panzerknacker

Der Strafrechtslehrstuhl an der Uni Augsburg sucht nach alten "Lustigen Taschenbüchern" von Walt Disney, in denen mindestens einmal die Panzerknacker vorkommen. Die rechtliche Auswertung fiktiver Literatur liegt offenbar im Trend. Und die Comics gebe es nachher zurück.

Es soll um ein kriminologisches Forschungsprojekt gehen: Im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse will der Lehrstuhl von Prof. Dr. Johannes Kaspar nach eigenen Angaben das Verbrecherbild in den Comics der "Lustigen Taschenbücher" von Walt Disney untersuchen.

Dabei soll es um eine ganz bestimmte Gruppe gehen: die Panzerknacker, im US-Original die Beagle Boys, sind eine Gruppe von Zeichentrickfiguren, die keine individuellen Namen haben, dafür aber Nummern auf ihren roten Pullovern. Nach Angaben von denen, die es wissen müssen, handelt es sich um Drillinge, die man neben den Pullovern auch an ihren blauen Schirmmützen und schwarzen Masken über ihren Augen erkennt. Man höre und staune: Sie sind 175 cm groß und Sternzeichen Skorpion, kann man vom Lustigen Taschenbuch lernen. Ihr Vorbild sei Panzerknacker Iku, ihre Lieblingsfarbe Geldscheingrün. Auch der durchschnittlichen Leserschaft wohl bekannter ist das oberste Ziel der Entenhausener Verbrecherbande: Onkel Dagoberts Geldspeicher aufbrechen. 

Mit einem Aufruf auf LinkedIn unter der Überschrift "Panzerknacker gesucht" bittet der Lehrstuhl um alte Ausgaben der Lustigen Taschenbücher, in denen die Verbrecherbande mindestens einmal vorkommt. "Selbstverständlich erhalten Sie die Exemplare nach der Auswertung wieder zurück", heißt es im Post. Wer sich einbringen möchte, könne sich an den Lehrstuhl wenden.

Der prominente Strafverteidiger Helmut Pollähne kommentierte in dem Business-Netzwerk, Wolfgang Schild habe seine Vorlesungen 1979 an der Uni Bielefeld mit Micky Mouse begonnen - "auch sehr lehrreich". Dass man über Rechts­the­men aus fiktiven Bü­chern eine Summa-cum-laude-Dis­ser­ta­ti­on schrei­ben kann, hat zuletzt Jan­ni­na Sch­äf­fer be­wie­sen. Ihr Dissertationsthema lautete: "Harry Potter und die Gesetze der Macht – Wie das Strafprozessrecht als Machtinstrument im Kampf zwischen 'Gut' und 'Böse' missbraucht werden kann". Nach Durchführung des Forschungsprojekts in Augsburg wird die interessierte Fachöffentlichkeit dann womöglich auch wissen, ob die Panzerknacker der Organisierten Kriminalität zugerechnet werden können oder ein frühes Beispiel für den umstrittenen Begriff der Clankriminalität lieferten.

Redaktion beck-aktuell, pl, 16. September 2024.