Bei einer Strafrechtsklausur im zweiten Staatsexamen in Mannheim ist es am Montag zu technischen Problemen gekommen. Als sich morgens alle 130 Prüflinge im Prüfungsraum eingefunden hatten, stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesjustizprüfungsamts (LJPA) fest, dass sich bei rund einem Drittel der Laptops keine Verbindung zum Server herstellen ließ.
Damit konnte auch die Schreibsoftware, mit der die Examenskandidatinnen und -kandidaten erstmals in Baden-Württemberg ihre Klausur am Computer schreiben konnten, nicht geöffnet werden. Mehr als 90 Minuten lang versuchte der technische Support im Prüfungsraum immer wieder, die Verbindung herzustellen: jedes betroffene Gerät musste – zum Teil mehrfach – neu gestartet und der Login-Prozess wiederholt werden.
Bananen und Brezeln verteilt
Währenddessen mussten die Prüflinge im Klausurraum ausharren. Informationen darüber, ob und wann die Prüfung starten werde, gab es nicht. "Man hat sich einfach richtig hilflos gefühlt", wird eine Kandidatin im Rechtsnachrichtenmagazin jurios zitiert. "Man hat deutlich gemerkt, dass selbst die Techniker nicht weiterwussten".
Schließlich konnte die Klausur – mit mehr als eineinhalb Stunden Verspätung – doch noch starten und verlief nach Angaben des Prüfungsamts auch ohne weitere Zwischenfälle. Allerdings zog sich die Bearbeitungszeit so weit in den Nachmittag, dass das LJPA unter den Prüflingen Brezeln und Bananen verteilen ließ. Für die dadurch entstandene Unruhe gab es dann insgesamt 15 Minuten Schreibzeitverlängerung – die allerdings auch nur in Häppchen. Wie jurios berichtet, erhielten die Prüflinge erst zehn Minuten und dann noch einmal fünf.
Service-Mitarbeitende sollen früher anfangen
Wie es zu der technischen Störung kam, ist bisher unklar. Auf beck-aktuell-Anfrage hieß es aus dem LJPA Baden-Württemberg: "Da Fehler in der Hardware nach derzeitigem Stand ausgeschlossen werden können, eruiert das LJPA mit dem Softwareanbieter, dem dänischen Unternehmen UNIwise, derzeit, weshalb am fünften Prüfungstag plötzlich die dargestellten Login-Probleme aufgetreten sind."
Um ähnliche Probleme künftig zu vermeiden, will das Prüfungsamt nun einen zeitlichen Puffer für den Login-Prozess einbauen. "Das Landesjustizprüfungsamt hat die Servicemitarbeiter vor Ort gebeten, den Login-Prozess bereits um 6:30 Uhr zu starten und um 8:30 Uhr abzuschließen, sodass die Prüflinge bereits eingeloggt sind, wenn diese den Prüfungsraum betreten", heißt es von der Behörde. Auf beck-aktuell-Anfrage bestätigte das Prüfungsamt, dass es an den übrigen Klausurtagen keine technischen Störungen gegeben habe.
Immer wieder Probleme beim E-Examen
In Baden-Württemberg war es der erste Durchgang, in dem die Examensklausur am Computer angefertigt werden konnte. Die Mannheimer Prüflinge sind aber bundesweit nicht die ersten, die mit Technikproblemen zu kämpfen hatten. Erst am 9. Dezember hatten Examenskandidatinnen und -kandidaten in München und Augsburg eine Ersatzklausur schreiben müssen, weil ihre Laptops in der Prüfung nicht funktionierten: Die Akkus hatten die fünfstündige Klausur nicht durchgehalten.
Pech hatten zuletzt auch 50 Examenskandidatinnen und -kandidaten im ersten Examen in Bielefeld. Zwar gab es hier keine Technikprobleme, doch wegen eines Wasserschadens musste ihre Klausur kurzfristig nach Hamm verlegt werden, weil nur dort die Infrastruktur für das E-Examen vorhanden war. Die Prüflinge hatten das erst eine Woche vor der Klausur erfahren.