Auf der nicht unbedingt kurzen Liste der Dinge, die man sich in den Wochen vor den alles entscheidenden Examensklausuren nicht wünscht, dürfte bei den meisten auch die kurzfristige Verlegung des Prüfungsorts stehen. Genau das mussten aber 50 Studentinnen und Studenten am Mittwoch erfahren: Ihre eigentlich in Bielefeld abzulegenden Klausuren im ersten Staatsexamen müssen sie nun in Hamm schreiben, hieß es in der Mitteilung, die sie vom Justizprüfungsamt (JPA) Hamm erhielten. Die Klausuren beginnen am kommenden Mittwoch, den 11. Dezember, also nur eine Woche nach der Mitteilung.
Das dürfte unter den Prüflingen für viel Aufregung gesorgt haben und bei manchen auch für umfangreiche Planänderungen: Bielefeld und Hamm sind mit dem Auto ca. eine Stunde voneinander entfernt, je nach Wohnort verlängert sich die Anreise nun also für Betroffene. Mitunter müssen sie sich sogar um eine Übernachtungsmöglichkeit umsehen. Das Portal Jurios, das in dieser Woche zuerst über den Fall berichtete, schrieb unter Berufung auf einen Studenten, der nun auf Hotelsuche sei, dass die günstigsten Zimmer in der Nähe des Prüfungsortes bereits belegt seien.
Überflutete Toilette hat wohl Nachspiel
Auf Nachfrage von beck-aktuell bestätigte das JPA Hamm die Verlegung und die Zahl von 50 Betroffenen. Die Gründe für die Verlegung seien baulicher Natur, heißt es. Wer sich noch erinnert: Erst im Oktober sorgte in Bielefeld eine überflutete Toilette im Prüfungsraum für den Abbruch einer Klausur. Das dahinterstehende Problem konnte offenbar bis heute nicht behoben werden, denn laut JPA kam es im November wieder zu einem Wasseraustritt. Nachdem eine erneute Rohrreinigung nichts gebracht habe, müsse der Ursache nun "tiefergründig nachgegangen werden", wie es in der Antwort aus Hamm heißt. Womöglich seien bauliche Maßnahmen erforderlich, weshalb man "umgehend bereits am 4. Dezember 2024 die Bielefelder Prüflinge zur Anfertigung der Aufsichtsarbeiten an den Hauptprüfungsort am Sitz des JPA Hamm umgeladen" habe.
Kenntnis darüber, dass im Prüfungsraum in Bielefeld im Dezember keine Klausuren geschrieben werden können, habe man selbst erst am Tag zuvor gehabt, verteidigt das JPA auf Nachfrage die kurzfristige Information an die Betroffenen. Ein Ersatzort in Bielefeld sei nicht zu beschaffen gewesen. Hintergrund ist, dass in NRW inzwischen die Staatsexamina am Laptop geschrieben werden, wofür - in den Worten des JPA - "eine besondere technische Infrastruktur" erforderlich sei. In Hamm hingegen habe man die nötigen Kapazitäten unschwer beschaffen können.
Kandidaten im zweiten Examen müssen mitten in der Kampagne umziehen
Wenngleich das Prüfungsamt betonte, dass das alles die Chancengleichheit der Kandidatinnen und Kandidaten nicht beeinflusse und man nicht früher habe handeln können, dürfte dies für die Betroffenen ein eher schwacher Trost sein. Immerhin: Es bleibt bei den zuvor angekündigten Prüfungstagen und -zeiten. Wie die Studentinnen und Studenten aber zum Prüfungssaal kommen, müssen sie sich nun schnell überlegen.
Wie Jurios am Donnerstag in seinem Bericht nachtrug, geht es jedoch noch schlimmer: Auch die Prüflinge im zweiten juristischen Staatsexamen seien durch das JPA von Bielefeld nach Hamm umgeladen worden, schreibt das Portal - dies allerdings erst während der bereits laufenden Kampagne. Sie hätten davon am Ende der dritten Klausur im Zivilrecht erfahren.