Nach Schüssen am LG Bielefeld: Haftbefehl gegen Bruder

Nach den Schüssen in der Nähe des LG Bielefeld sucht die Polizei weiter nach einem Tatverdächtigen. Das AG Bielefeld hat einen Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Dringend tatverdächtig ist laut gemeinsamer Mitteilung der Ermittlungsbehörden der Bruder des 2024 in der Bielefelder Innenstadt erschossenen ehemaligen Profiboxers Besar Nimani. Um dessen Tötung war es vor den Schüssen am Mittwoch vor Gericht gegangen. Die Ermittler suchen per Fahndungsaufruf und Foto nach dem Mann. Eine am Polizeipräsidium Bielefeld eingerichtete Mordkommission bittet Zeugen, sich zu melden, wenn sie das Tatgeschehen beobachtet haben.

Durch die Schüsse, die nach Ende des Prozesstages am Mittwoch außerhalb des Gerichtsgebäudes abgegeben wurden, wurden nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vier Männer verletzt. Drei Opfer sind Mitte Zwanzig, eines ist 63 Jahre alt, sie sind zum Teil Angehörige oder Nahestehende des im Prozess angeklagten 34-jährigen Mannes. Bei einem der Opfer leisteten Polizeibeamte noch am Tatort Erste Hilfe. Laut Polizei ist der Gesundheitszustand der Angeschossenen stabil. Noch am Tatabend wurden zwei mögliche Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Da sich ein Tatverdacht aber nicht erhärtet habe, wurden die Männer in der Nacht wieder entlassen.

Um was geht es bei dem Prozess?

Unterdessen hat das LG die für Freitag geplante Verhandlung abgesagt. Als Grund gab Pressesprecher Guiskard Eisenberg an, dass die zuständige Große Strafkammer prozessuale Fragen zu klären habe. Der Verteidiger des Angeklagten hat demnach Anträge zur weiteren Beteiligung der Nebenklage an dem Verfahren gestellt. Eine Entscheidung in dieser Frage ist nach Gerichtsangaben bis Freitag nicht möglich.

Der erste Verhandlungstag um den Tod von Besar Nimani war Ende Januar. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld sollen zwei Männer dem Opfer am 9. März 2024 aufgelauert und nach einem gemeinsamen Tatplan vor einem Geschäft in der Bielefelder Fußgängerzone 16 Schüsse abgegeben haben. Der Angriff in der Öffentlichkeit hatte in der Bevölkerung für Entsetzen gesorgt.

Der 38-jährige ehemalige Sportler hatte zuvor in der Nähe sein Auto geparkt und war zu Fuß in Richtung des späteren Tatorts gegangen. Er wurde von zahlreichen Kugeln getroffen und verblutete noch vor Ort. Bis heute sind das Motiv und der Hintergrund unklar.

Bereits 2013 fielen Schüsse auf Nimani

Der wegen des Mordes an Nimani angeklagte 34 Jahre alte Deutsche hat sich bislang nicht zu dem Tatvorwurf geäußert. Ein weiterer Tatverdächtiger ist weiterhin auf der Flucht.

Die Verhandlungstage finden unter großen Sicherheitsauflagen statt. Beamte einer Einsatzhundertschaft der Polizei sichern jeweils das Gebäude und den Verhandlungssaal. Alle Besucher, Nebenkläger und Medienvertreter müssen sich vor Eintritt in den Gerichtssaal durchsuchen lassen. Nach Angaben eines Gerichtssprechers war dabei am zweiten Verhandlungstag bei einer Schwester des getöteten Ex-Boxers ein kleines Messer entdeckt worden. Es war Teil eines Schlüsselanhängers. In einem Röhrchen steckte dabei eine rund fünf Zentimeter lange Klinge.

Bereits im August 2013 war auf Nimani geschossen worden. Der damals noch aktive Profiboxer sowie sein Bruder und ein Freund wurden durch Schüsse aus einer Pistole verletzt. Dem war ein Streit in einem Imbiss in der Bielefelder Innenstadt vorausgegangen. Der Freund hatte dabei dem späteren Schützen eine Flasche gegen den Kopf geschlagen.

Das LG Bielefeld verurteilte einen damals 45-jährigen Mann aus Bielefeld unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu 18 Monaten Haft. Der BGH bestätigte das Urteil, nachdem die Anwälte der Opfer Revision eingelegt hatten, weil sie von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen waren. Die Richter aber sahen eine Notwehrhandlung des Schützen – zu Recht, wie später der BGH entschied.

Redaktion beck-aktuell, bw, 28. Februar 2025 (dpa).

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