Schon wie­der Pkw-Maut? CSU-Ju­ris­ten wol­len Ab­ga­be für alle
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Das Schei­tern der Maut für Au­to­fah­rer auf deut­schen Au­to­bah­nen hat mehr als 240 Mil­lio­nen Euro ge­kos­tet. Nun kommt kurz vor dem Start der Ko­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen von Union und SPD im Bund aus der CSU ein neuer Vor­stoß zur Ein­füh­rung einer Pkw-Maut in Deutsch­land.

Alle Nut­zer von Ver­kehrs­in­fra­struk­tur müss­ten an der Fi­nan­zie­rung be­tei­ligt wer­den – wie in an­de­ren Staa­ten Eu­ro­pas auch, heißt es in einer Re­so­lu­ti­on des Ar­beits­krei­ses Ju­ris­ten der CSU (AKJ). "Ein ge­eig­ne­tes Mit­tel dazu ist eine an­ge­mes­se­ne In­fra­struk­tur­ab­ga­be für die Nut­zung der Bun­des­stra­ßen und Au­to­bah­nen in Deutsch­land."

An­ders als bei dem 2019 ju­ris­tisch ge­stopp­ten Maut­ver­such der da­ma­li­gen Bun­des­re­gie­rung setzt das CSU-Kon­zept aber auf eine Ab­ga­be für alle Nut­zer ohne Aus­nah­men oder Hin­ter­tü­ren wie eine Steu­er­sen­kung für deut­sche Au­to­fah­rer: "Eine un­mit­tel­ba­re Ent­las­tung deut­scher Fahr­zeug­hal­ter über die Kfz-Steu­er ist durch den EuGH aus­ge­schlos­sen. Des­sen Ent­schei­dung re­spek­tiert der AKJ als bin­den­de ge­richt­li­che Ent­schei­dung."

Ein von der CSU in der da­ma­li­gen Bun­des­re­gie­rung durch­ge­box­tes Ge­setz für eine Pkw-Maut war vom EuGH als rechts­wid­rig ge­stoppt wor­den. Zen­tra­ler Knack­punkt war, dass nur Fah­rer aus dem In­land für die Maut voll bei der Kfz-Steu­er ent­las­tet wer­den soll­ten. Kurz nach dem Ur­teil kün­dig­te der da­ma­li­ge Ver­kehrs­mi­nis­ter An­dre­as Scheu­er (CSU) die Ver­trä­ge mit den vor­ge­se­he­nen Be­trei­bern, die dann Scha­dens­er­satz for­der­ten. Eine Ver­stän­di­gung nach einem Schieds­ver­fah­ren ergab, dass der Bund ihnen 243 Mil­lio­nen Euro zah­len muss­te.

CSU-Ju­ris­ten ver­wei­sen auf Klima-Ur­teil aus Karls­ru­he

Die CSU-Ju­ris­ten be­grün­den ihren neu­er­li­chen An­satz mit dem Sa­nie­rungs­stau auf Deutsch­lands Fern­stra­ßen und einer damit ver­bun­de­nen Be­nach­tei­li­gung jun­ger Men­schen. "Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat 2021 fest­ge­stellt, dass der Ge­setz­ge­ber 'zur Wah­rung grund­recht­lich ge­si­cher­ter Frei­heit Vor­keh­run­gen' tref­fen muss, um die nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen davor zu schüt­zen, in ihren grund­recht­li­chen Frei­hei­ten in fast allen Be­rei­chen ein­ge­schränkt zu wer­den", sagte der Vor­sit­zen­de des AKJ, Bay­erns Ex-Jus­tiz­mi­nis­ter Win­fried Bausback.

Wei­ter führt er aus: "Der In­ves­ti­ti­ons­stau in der Ver­kehrs- und sons­ti­gen In­fra­struk­tur droht schon heute die Frei­heits­räu­me jun­ger und nach­kom­men­der Ge­ne­ra­tio­nen in der Zu­kunft mas­siv ein­zu­schrän­ken." Eine mög­li­che Maß­nah­me dazu sei, alle Nut­zer von Bun­des­stra­ßen und Au­to­bah­nen un­ab­hän­gig davon, ob sie aus dem In- oder eu­ro­päi­schen Aus­land kom­men, über eine an­ge­mes­se­ne In­fra­struk­tur­ab­ga­be an den Sa­nie­rungs­kos­ten zu be­tei­li­gen.

Er­lebt die De­bat­te eine Re­nais­sance?

In der Union herrsch­te bis­her ei­gent­lich die Mei­nung vor, kei­nen neuen An­lauf zu einer Pkw-Maut zu wagen. Gleich­wohl er­lebt das Thema der­zeit auch in vie­len Hin­ter­grund­ge­sprä­chen in Ber­lin eine Re­nais­sance. Eine of­fi­zi­el­le Mei­nungs­bil­dung ist aber hier­zu noch nicht wie­der er­folgt. Der AKJ ver­steht laut Bausback sei­nen Vor­schlag auch ex­pli­zit als Hin­weis auf die Ver­hand­lun­gen von SPD und Union zur Bil­dung einer neuen Bun­des­re­gie­rung. In den Wahl­pro­gram­men von CDU und CSU fin­det sich aber nichts Der­ar­ti­ges.

Noch im ver­gan­ge­nen De­zem­ber ha­gel­te es Ab­sa­gen von Union und FDP zu einer ent­spre­chen­den For­de­rung des Haupt­ver­ban­des der Bau­in­dus­trie. Auch hier war der dro­hen­de Ver­kehrs­kol­laps wegen ma­ro­der Stra­ßen und hoher Sa­nie­rungs­kos­ten als Grund ge­nannt wor­den. Eine Maut könne pro Jahr rund drei Mil­li­ar­den Euro brin­gen, sagte da­mals Ver­bands-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Tim-Oli­ver Mül­ler der "Bild". "Die Ein­nah­men müs­sen aus­schlie­ß­lich in den Stra­ßen­bau flie­ßen."

Der ver­kehrs­po­li­ti­sche Spre­cher der Uni­ons-Frak­ti­on, Tho­mas Ba­reiß, sagte da­mals der dpa: "Mit uns wird es keine Pkw-Maut geben. Schon heute wird beim Au­to­fah­rer nur noch ab­kas­siert. An den Tank­stel­len, beim Par­ken und bei den Steu­ern: Über­all wird es mehr." Au­to­fah­ren dürfe nicht zum Luxus wer­den. Statt­des­sen müss­ten die Ein­nah­men aus der Lkw-Maut für den Stra­ßen­bau und -er­halt ge­nutzt wer­den statt zum "Stop­fen von Haus­halts­lö­chern".

Redaktion beck-aktuell, bw, 3. März 2025 (dpa).

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