Pionierin am Supreme Court – Sandra Day O'Connor stirbt mit 93 Jahren

Eine Zeit lang galt Sandra Day O'Connor als eine der mächtigsten Frauen der USA. Jetzt ist die erste Frau am US-Supreme Court mit 93 Jahren gestorben. Wie der Gerichtshof mitteilt, erlag sie am Freitag (Ortszeit) den Komplikationen einer fortgeschrittenen Demenz und einer Atemwegserkrankung.

O'Connor hat in den USA Geschichte geschrieben, als sie 1981 als erste Frau Richterin am Supreme Court wurde. Nominiert hatte sie der damalige US-Präsidenten Ronald Reagan, ein Republikaner. Bei vielen Urteilen gab O'Connor die entscheidende Stimme ab, stimmte aber durchaus nicht immer im Sinne der Konservativen – etwa beim Thema Abtreibung oder der Trennung zwischen Staat und Kirche. Daher galt sie während ihrer Zeit am Obersten Gericht als eine der einflussreichsten Frauen der USA.

O'Connor bekam erst 1993 eine Kollegin im Obersten Gericht – damals wurde die dem linken Flügel zugerechnete Ruth Bader Ginsburg zur Richterin ernannt. Sie blieb bis zu ihrem Tod im Amt und starb 2020. O'Connor war bereits 2006 in Ruhestand gegangen – auch um sich um ihren kranken Ehemann zu kümmern. Richterinnen und Richter am Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt.

Weder Republikaner noch Demokraten je voll zufrieden

O'Connor wurde 1930 im Bundesstaat Texas geboren und studierte Jura an der renommierten Stanford Universität in Kalifornien. Sie engagierte sich bei den Republikanern und wurde Senatorin im Senat von Arizona. Über ihre Zeit am Obersten Gericht schreibt die "Washington Post": "Sie ging in keinem Bereich des Rechts weit genug, um entweder die Konservativen oder die Liberalen, entweder die Republikaner oder die Demokraten, voll zufrieden zu stellen."

Eine Entscheidung, bei der besonders auf O'Connor geschaut wurde, war die historische Verhandlung über den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2000. Damals ging es um die Frage, ob die Stimmen im entscheidenden Bundesstaat Florida neu ausgezählt werden sollten. Der Supreme Court erklärte die Wahl für beendet und machte damit den Republikaner George W. Bush zum Präsidenten, der Demokrat Al Gore hatte das Nachsehen. Viele Liberale nahmen O'Connor übel, dass sie im Sinne Bushs entschieden hatte.

Redaktion beck-aktuell, bw, 4. Dezember 2023 (dpa).