Scra­ping: Kein au­to­ma­ti­scher Scha­dens­er­satz­an­spruch wegen Da­ten­lecks bei Face­book

Nach dem Be­kannt­wer­den von Da­ten­lecks bei Face­book kla­gen zahl­rei­che Be­trof­fe­ne gegen die Be­trei­be­rin der Platt­form – al­lein beim OLG Ol­den­burg lie­gen über 100 Fälle. Der dort auf Da­ten­schutz spe­zia­li­sier­te 13. Zi­vil­se­nat hat jetzt über drei Be­ru­fun­gen ent­schie­den und – man­gels nach­ge­wie­se­nen Scha­dens – einen Scha­dens­er­satz­an­spruch je­weils ver­neint. 

Hin­ter­grund der Rechts­strei­tig­kei­ten sind so­ge­nann­te Scra­ping-Fälle. Tech­nisch ver­sier­te Cy­ber­kri­mi­nel­le grif­fen un­be­fugt Mo­bil­funk­num­mern von Nut­ze­rin­nen und Nut­zern aus dem so­zia­len Netz­werk Face­book ab und ver­öf­fent­lich­ten sie im Darknet. Auch die drei User, die jetzt mit ihren Be­ru­fun­gen vor dem OLG ge­schei­tert sind, sahen sich be­trof­fen. Sie führ­ten un­er­wünsch­te Wer­be­an­ru­fe und SMS – dar­un­ter ge­fälsch­te Pa­ket­be­nach­rich­ti­gun­gen – auf die Ver­öf­fent­li­chung ihrer Han­dy­num­mern zu­rück. Von der Be­trei­be­rin des So­ci­al-Media-Kon­zerns ver­lang­ten sie Scha­dens­er­satz wegen un­zu­rei­chen­der Si­che­rung ihrer Daten.

Nach­dem ihre Kla­gen be­reits vor den Land­ge­rich­ten er­folg­los ge­blie­ben waren, zog das OLG Ol­den­burg jetzt nach und wies ihre Be­ru­fun­gen als un­be­grün­det zu­rück (Ur­tei­le vom 16.04.2024 – 13 U 59/2313 U 79/23 und 13 U 60/23). 

Dem 13. Zi­vil­se­nat des OLG zu­fol­ge "müs­sen Kla­gen­de zu­sätz­lich zu einem Da­ten­schutz­ver­stoß für ihren je­wei­li­gen Ein­zel­fall einen in­di­vi­du­el­len Scha­den dar­le­gen und be­wei­sen". Für die­sen Nach­weis rei­che es nicht aus, über­haupt von dem Da­ten­leck be­trof­fen zu sein. Viel­mehr müsse in jedem kon­kre­ten Ein­zel­fall ge­prüft wer­den, "ob die Be­fürch­tung, die ei­ge­nen Daten könn­ten miss­bräuch­lich von Drit­ten ver­wen­det wer­den, tat­säch­lich be­grün­det ist".

Das Ol­den­bur­ger OLG hatte des­we­gen das per­sön­li­che Er­schei­nen der Nut­ze­rin­nen und Nut­zer an­ge­ord­net und sie in der münd­li­chen Ver­hand­lung per­sön­lich an­ge­hört. Das Ge­richt hielt die Aus­sa­gen je­doch nicht für aus­rei­chend, um sich von einem in­di­vi­du­el­len Scha­den zu über­zeu­gen. Denn für den Senat sei nicht ein­deu­tig klar ge­we­sen, "ob die un­er­wünsch­ten An­ru­fe und SMS auf den Scra­ping-Vor­fall oder auf eine mög­li­che an­der­wei­ti­ge un­be­dach­te Preis­ga­be per­sön­li­cher Daten im In­ter­net zu­rück­zu­füh­ren waren".

Mit einer ähn­li­chen Be­grün­dung hatte auch das OLG Stutt­gart im No­vem­ber An­sprü­che von Face­book-Nut­zern zu­rück­ge­wie­sen: Bloße Un­an­nehm­lich­kei­ten und ein Kon­troll­ver­lust be­grün­de­ten noch keine haf­tungs­re­le­van­te Be­ein­träch­ti­gung.

OLG Oldenburg, Urteil vom 16.04.2024 - 13 U 59/23

Redaktion beck-aktuell, ns, 19. April 2024.

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