Mi­nis­te­ri­um: Neues Ge­setz für kri­ti­sche In­fra­struk­tur bald im Ka­bi­nett

Bei der Bun­des­wehr gab es nach einem Sa­bo­ta­ge-Ver­dacht nun Ent­war­nung. Doch der Schutz kri­ti­scher In­fra­struk­tur bleibt wich­tig, des­halb steht eine ge­setz­li­che Neu­re­ge­lung an. Nach mehr als ein­jäh­ri­gen Be­ra­tun­gen in­ner­halb der Bun­des­re­gie­rung soll der Ent­wurf bald ans Ka­bi­nett gehen.

"Eine Be­fas­sung des Bun­des­ka­bi­netts zeit­nah nach der Som­mer­pau­se ist vor­ge­se­hen", sagte ein Spre­cher des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums der Deut­schen Pres­se-Agen­tur in Ber­lin. Mi­nis­te­rin Nancy Fae­ser (SPD) hatte ihre Re­form­vor­schlä­ge be­reits im Juli ver­gan­ge­nen Jah­res an ihre Ka­bi­netts­kol­le­gen wei­ter­ge­lei­tet. Eck­punk­te für ein so­ge­nann­tes Kri­tis-Dach­ge­setz hatte die Re­gie­rung be­reits An­fang De­zem­ber 2022 vor­ge­legt.

Das Kri­tis-Dach­ge­setz hat­ten sich die Ampel-Part­ner SPD, Grüne und FDP schon im Ko­ali­ti­ons­ver­trag vor­ge­nom­men. Es soll Vor­ga­ben für einen bes­se­ren phy­si­schen Schutz wich­ti­ger Ein­rich­tun­gen be­inhal­ten. Der Ent­wurf werde alle po­li­ti­schen Ebe­nen und sehr un­ter­schied­li­che Be­rei­che adres­sie­ren, er­klär­te der Spre­cher. "Ent­spre­chend um­fang­reich ge­stal­ten sich die Ab­stim­mun­gen mit allen Be­tei­lig­ten." Der­zeit gebe es noch Ab­spra­chen zu ein­zel­nen Punk­ten unter den Mi­nis­te­ri­en.

Die ge­plan­te Re­form müsse end­lich um­ge­setzt wer­den, ver­lang­te Grü­nen-Frak­ti­ons­vi­ze Kon­stan­tin von Notz. "Trotz viel­fa­cher Zu­sa­gen, gibt es das Dach­ge­setz bis heute nicht", be­klag­te er. "Un­se­re Er­war­tungs­hal­tung in Rich­tung fe­der­füh­ren­dem Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um ist klar: Wir brau­chen schnellst­mög­lich einen Ka­bi­netts­be­schluss. Hier­für set­zen wir uns als Grüne wei­ter mit Nach­druck ein." EU-Fris­ten droh­ten ge­ris­sen zu wer­den, was hohe Straf­zah­lun­gen be­deu­ten könne.

Von Feh­lern bis hin zu Sa­bo­ta­ge

Zur kri­ti­schen In­fra­struk­tur im Sinne des Ge­set­zes zäh­len elf Sek­to­ren: En­er­gie, Trans­port und Ver­kehr, Fi­nanz- und Ver­si­che­rungs­we­sen, öf­fent­li­che Ver­wal­tung, Ge­sund­heit, Er­näh­rung, Trink­was­ser, Ab­was­ser, Sied­lungs­ab­fall­ent­sor­gung, In­for­ma­ti­ons­tech­nik, Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on und Welt­raum. Mit dem neuen Ge­setz sol­len den Be­trei­bern laut Mi­nis­te­ri­um erst­mals "sek­to­ren­über­grei­fend Vor­ga­ben im Hin­blick auf eine Stär­kung der Re­si­li­enz die­ser In­fra­struk­tu­ren" ge­macht wer­den, er­klär­te der Spre­cher. Be­trei­ber müss­ten "grund­sätz­lich alle po­ten­zi­el­len Ge­fah­ren, von Na­tur­ka­ta­stro­phen, über mensch­li­ches Ver­sa­gen bis hin zu Sa­bo­ta­ge­ak­ten, be­rück­sich­ti­gen".

Um die EU-Vor­ga­ben (CER-Richt­li­nie) zu er­fül­len, müss­te das Kri­tis-Dach­ge­setz spä­tes­tens im Ok­to­ber 2024 in Kraft tre­ten. Die im Ent­wurf ge­nann­ten Maß­nah­men, die Ein­rich­tun­gen der kri­ti­schen In­fra­struk­tur wi­der­stands­fä­hi­ger ma­chen sol­len, soll­ten dem­nach bis zum 1. Ja­nu­ar 2026 um­ge­setzt sein. "Zahl­rei­che Vor­fäl­le in den letz­ten Wo­chen und Mo­na­ten haben ge­zeigt, wie drin­gend not­wen­dig echte po­li­ti­sche Hand­lun­gen an­ge­sichts eines an Bös­ar­tig­keit kaum zu über­bie­ten­den Agie­rens ver­schie­de­ner au­to­ri­tä­rer Staa­ten uns ge­gen­über ist", be­ton­te von Notz.

An­la­gen der kri­ti­schen In­fra­struk­tur stel­len die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung unter an­de­rem mit Strom, Trink­was­ser und an­de­ren es­sen­zi­el­len Gü­tern je­der­zeit si­cher. Ge­plan­te stren­ge­re Schutz­vor­schrif­ten sol­len gemäß den Plä­nen Fae­sers aus dem ver­gan­ge­nen Som­mer so­wohl staat­li­che Ein­rich­tun­gen als auch pri­va­te Un­ter­neh­men einer ge­wis­sen Grö­ßen­ord­nung be­tref­fen, etwa En­er­gie­ver­sor­ger oder Flug­ha­fen­be­trei­ber. Ge­plant waren auch Bu­ß­gel­der für Be­trei­ber, die ihren Ver­pflich­tun­gen zur Ab­si­che­rung von An­la­gen und Ge­schäfts­be­trieb nicht recht­zei­tig nach­kom­men.

Redaktion beck-aktuell, bw, 19. August 2024 (dpa).

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