StA Hamburg ermittelt gegen Block-Anwalt: Titelmissbrauch durch "Prof. Dr."?
© dpa | Marcus Brandt

Im Prozess wegen Kindesentführung gegen die Hamburger Unternehmerin Christina Block steht auch ihr Verteidiger Ingo Bott im Rampenlicht. Nun ermittelt ausgerechnet die StA Hamburg gegen den Düsseldorfer Anwalt. Der führt das auf einen Strafrechtsprofessor aus Passau zurück.

Die Staatsanwaltschaft (StA) in der Hansestadt ermittelt gegen den Anwalt Ingo Bott wegen des Missbrauchs von Titeln (§ 132a Abs. 1 Nr. 1 StGB. Nach abgeschlossener Vorprüfung sei ein Ermittlungsverfahren gegen Bott eingeleitet worden, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit.

Es lägen konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass er sich auf der Website der von ihm geführten Rechtsanwaltskanzlei "Plan A" in Düsseldorf bis zum 19. August 2025 als "Prof. Dr. Dr." bezeichnet habe. Darüber hatte die Bild-Zeitung berichtet. Der akademische Titel "Professor" und einer seiner Doktortitel sind ihm aber ehrenhalber von zwei Universitäten in Peru verliehen worden. Die Sprecherin der StA Hamburg betonte, dass für den Beschuldigten die Unschuldsvermutung gelte.

Auf Nachfrage von beck-aktuell, warum ausgerechnet die Staatsanwaltschaft Hamburg, die auch für das Block-Verfahren zuständig ist, nun gegen Bott ermittelt, erklärte die Sprecherin, die Strafverfolger in der Hansestadt hätten den Sachverhalt geprüft, weil ein Redakteur aus Hamburg dort für die Bild-Zeitung angefragt habe. Aufgrund dieser Information habe sich schnell ein Anfangsverdacht ergeben, so dass noch am heutigen Mittwoch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Nun würden weitere Prüfungen, auch die der Zuständigkeit, durchgeführt. Eine Abgabe von Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, wo Bott seinen Kanzleisitz hat, sei denkbar. 

"Der Krimiautor"

Ingo Bott verteidigt aktuell vor dem LG Hamburg die Erbin der Steakhaus-Kette "Block House", Christina Block, im Prozess um die Entführung ihrer Kinder aus Dänemark in der Silvesternacht 2023/24. Der 42-jährige Strafverteidiger war erst kurz vor Beginn des Prozesses im Juli als zweiter Verteidiger Blocks hinzugekommen. Nach dem dritten Verhandlungstag hatte sich die Angeklagte Block von ihrem langjährigen Verteidiger Otmar Kury getrennt, die genauen Gründe wurden nicht bekanntgegeben. Bott übernahm daraufhin die Pflichtverteidigung, begleitet wird er seitdem von einer Kollegin aus seiner Kanzlei in Düsseldorf. 

Boulevardblätter bezeichnen Bott, der auch zum Block-Verfahren proaktiv bei LinkedIn kommuniziert, aktuell gern als "Krimiautor". Er ist Verfasser einer Reihe von Kriminalromanen rund um den Strafverteidiger "Pirlo", die im Fischer-Verlag erscheint.

"Konsequenz des LinkedIn-Vorgehens eines Passauer Professors"?

"Krimiautor" nannte ihn auch der Passauer Rechtslehrer Holm Putzke, der ebenfalls als Strafverteidiger tätig ist. Im sozialen Netzwerk LinkedIn, aber auch im Artikel der Bild-Zeitung kam er am Dienstag zu Wort. Putzke bezeichnete Botts Titelführung, nach der er laut seinem Post "mehrfach gefragt" worden sei, als "eindeutig unzulässig". Bott seinerseits schrieb bei LinkedIn, die Strafanzeige sei eine "denklogische Fortsetzung des Facebook- und LinkedIn-Vorgehens eines Passauer Professors". Er habe Putzke per Mail kontaktiert und ihm ein Gespräch angeboten, der habe aber für einen Austausch nicht zur Verfügung gestanden.

Bezüglich der eingeleiteten Ermittlungen zeigte Bott sich zuversichtlich, "dass sich die von der Staatsanwaltschaft aufgeworfene Formfrage zeitnah erledigt." In einer Stellungnahme auf der Homepage seiner Kanzlei heißt es: "Seit Dezember 2021 bin ich Ehrenprofessor der Universidad Tecnológica del Perú, einer renommierten Hochschule mit Niederlassungen unter anderem in den peruanischen Städten Lima, Piura und Arequipa." Außerdem habe ihn die peruanische Universidad Nacional de Piura im Mai 2024 zum Ehrendoktor ernannt.

Seine Homepage hat Bott, der in Passau promoviert hat, zwischenzeitlich bereits geändert, nach eigenen Angaben, "um weiteren Debatten solcher Art den Wind aus den Segeln zu nehmen". Er firmiert dort nun als Dr. Ingo Bott.

Redaktion beck-aktuell, Pia Lorenz, 21. August 2025 (ergänzt durch Material der dpa).

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