Der DAV hat sich noch einmal eindringlich für eine Reform der juristischen Ausbildung ausgesprochen und tritt damit ausdrücklich der Justizministerkonferenz entgegen. Die Ministerinnen und Minister hatten Anfang des Monats bei ihrem Treffen in Hannover erklärt, keinen grundlegenden Reformbedarf in der juristischen Ausbildung zu sehen.
"Die Digitalisierung ist längst da. Die Rechtspflege darf sich von ihr nicht abhängen lassen – und dafür müssen wir in der Ausbildung ansetzen", wird nun Sylvia Ruge, Hauptgeschäftsführerin des DAV, in einer Pressemitteilung des Verbands vom Freitag zitiert. Mit dem besonderen elektronischen Anwaltspostfach (beA), E-Evidence und Videoverhandlungen habe sich die Berufswelt schon signifikant verändert und zu einem digitalen Arbeiten geführt, worauf das Studium nun auch vorbereiten müsse.
Zwar haben einige Bundesländer im ersten wie auch im zweiten Staatsexamen bereits computergestützte Prüfungen eingeführt, bzw. planen dies, das kann jedoch nach Ansicht des DAV nur ein erster Schritt sein: "Von einer wirklich 'volldigitalen' Staatsprüfung sind wir noch weit entfernt. Zwar schreiben die Studierenden auf Laptops, haben jedoch keinen digitalen Zugriff auf Gesetze und Kommentare", so Ruge. So müssten sie weiterhin auf Printausgaben zurückgreifen und auch korrigiert werde nach wie vor auf Papier.
DAV sorgt sich um Nachwuchs
Der DAV bezieht sich in seiner Mitteilung auch auf den Deutschen Anwaltstag in Bielefeld in der vergangenen Woche und griff die dort von Studentinnen und Studenten geäußerte Kritik auf, dass die Landesjustizprüfungsämter und Ministerien zu wenig Bereitschaft für Veränderung zeigten. Auch DAV-Hauptgeschäftsführerin Ruge warnt: "Wir brauchen gerade in den kommenden Jahren juristischen Nachwuchs. Dafür muss auch das Studium an Attraktivität gewinnen und an die Anforderungen der Gegenwart angepasst werden. Dazu gehören unter anderem eine volldigitale erste Staatsprüfung und Lehrinhalte rund um die Digitalisierung sowie die Vermittlung von IT-Kompetenzen."
Der Beschluss der Justizministerkonferenz, schreibt der DAV, ignoriere die Sorgen und Bedürfnisse des Nachwuchses, aber auch der Berufsverbände. Der Verband richtet dabei den Appell an die Politik, zeitnah umzudenken.