Bun­des­tag be­schlie­ßt um­strit­te­nes Ge­bäu­de­en­er­gie­ge­setz
© Michael Kappeler / dpa

Der Bun­des­tag hat am Frei­tag nach mo­na­te­lan­gen Kon­flik­ten das Ge­bäu­de­en­er­gie­ge­setz be­schlos­sen. Es soll einen we­sent­li­chen Bei­trag für mehr Kli­ma­schutz in Ge­bäu­den leis­ten. Für das Ge­setz stimm­ten 399 Ab­ge­ord­ne­te, mit Nein 275 bei 54 Ent­hal­tun­gen. Ende Sep­tem­ber muss das Ge­setz noch den Bun­des­rat pas­sie­ren.

Die No­vel­le des Ge­bäu­de­en­er­gie­ge­set­zes zielt dar­auf ab, durch einen schritt­wei­sen Aus­tausch von Öl- und Gas­hei­zun­gen das Hei­zen in Deutsch­land kli­ma­freund­li­cher zu ma­chen. Künf­tig soll jede neu ein­ge­bau­te Hei­zung zu min­des­tens 65% mit er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en be­trie­ben wer­den. Das Ge­setz, das An­fang 2024 in Kraft tre­ten soll, gilt un­mit­tel­bar erst ein­mal nur für Neu­bau­ge­bie­te. Für Be­stands­bau­ten soll eine kom­mu­na­le Wär­me­pla­nung der Dreh- und An­gel­punkt sein, die schritt­wei­se kom­men soll.

Vor dem Be­schluss gab es im Bun­des­tag eine kon­tro­ver­se und laut­star­ke De­bat­te. Wirt­schafts- und Kli­ma­schutz­mi­nis­ter Ro­bert Ha­beck (Grüne) ver­tei­dig­te das Ge­setz gegen schar­fe Kri­tik der Op­po­si­ti­on. Er sagte: "Ich finde es be­rech­tigt, mit kon­kre­ten und auch be­sorg­ten Nach­fra­gen auf die­ses Ge­setz ein­zu­ge­hen. Was man al­ler­dings nicht durch­ge­hen las­sen soll­te, ist, den Men­schen Sand ins Auge zu streu­en – zu sagen, wir ma­chen Ziele, aber wir tun nichts dafür, dass diese Ziele er­reicht wer­den."

Die uni­ons­ge­führ­te Bun­des­re­gie­rung habe be­schlos­sen, dass Deutsch­land 2045 kli­ma­neu­tral sein solle. Es seien aber keine kon­kre­ten Maß­nah­men vor­ge­schla­gen wor­den, sagte Ha­beck. Nun werde es kon­kret, Mil­lio­nen von Men­schen seien be­trof­fen. Er nehme Sor­gen sehr ernst. Das Ge­setz schaf­fe Rechts­si­cher­heit, schüt­ze die Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher vor hohen En­er­gie­prei­sen und sorge für eine so­zia­le Aus­ba­lan­cie­rung.

Ge­plan­te Neu­re­ge­lung sorg­te für viele Kon­flik­te 

Grü­nen-Frak­ti­ons­che­fin Ka­tha­ri­na Dröge räum­te Feh­ler ein. Sie sagte, die Ko­ali­ti­on habe hart mit­ein­an­der ge­run­gen, zu oft auch öf­fent­lich – und bei den Bür­gern Ver­un­si­che­rung er­zeugt, die nicht nötig ge­we­sen wäre. Am Ende stehe aber eine ge­mein­sa­me Lö­sung mit einem kon­kre­ten Fahr­plan dafür, wie kli­ma­freund­li­ches Hei­zen über­all ge­lin­gen werde.

Das Ge­setz hatte lange für Kon­flik­te ge­sorgt. Auf Druck vor allem der FDP hatte es grund­le­gen­de Än­de­run­gen des ur­sprüng­li­chen Ent­wurfs ge­ge­ben. Die FDP be­tont vor allem “Tech­no­lo­gie­of­fen­heit» – nach dem Motto: "Die Hei­zung muss zum Haus pas­sen und nicht um­ge­kehrt." CSU-Lan­des­grup­pen­chef Alex­an­der Dobrindt erhob schwe­re Vor­wür­fe gegen die Ko­ali­ti­on. Die vor­ge­se­he­ne künf­ti­ge staat­li­che För­de­rung sei un­zu­rei­chend. "Die­ses Ge­setz macht die Men­schen arm." Er kri­ti­sier­te au­ßer­dem, dass über grund­le­gen­de Än­de­run­gen des ur­sprüng­li­chen Ge­setz­ent­wurfs nicht ge­nü­gend be­ra­ten wurde.

Auf Stopp vor der Som­mer­pau­se fol­gen grund­le­gen­de Än­de­run­gen

Das Ge­bäu­de­en­er­gie­ge­setz – oft als Hei­zungs­ge­setz be­zeich­net – soll­te ei­gent­lich An­fang Juli und damit vor Be­ginn der Som­mer­pau­se be­schlos­sen wer­den. Zuvor hatte es in der Ampel-Ko­ali­ti­on lange Kon­flik­te ge­ge­ben. Die Ko­ali­ti­on ver­stän­dig­te sich dann auf grund­le­gen­de Än­de­run­gen. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt aber stopp­te eine Ver­ab­schie­dung vor der Som­mer­pau­se. Es hatte Zwei­fel daran an­ge­mel­det, dass die Rech­te der Ab­ge­ord­ne­ten aus­rei­chend ge­wahrt blie­ben. Der CDU-Ab­ge­ord­ne­te Tho­mas Heil­mann hatte wegen des engen Zeit­plans im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren einen An­trag auf eine einst­wei­li­ge An­ord­nung ge­stellt.

Heil­mann kri­ti­sier­te am Frei­tag im Bun­des­tag, dass es keine er­neu­te Sit­zung des zu­stän­di­gen Bun­des­tags­aus­schus­ses ge­ge­ben habe. Er hatte mit Blick auf eine wei­ter an­hän­gi­ge Klage be­reits ge­sagt, er halte die letz­te Le­sung im Bun­des­tag al­lein nicht für aus­rei­chend. Soll­te die Re­gie­rung nicht nach­steu­ern, würde sie ein for­mell ver­fas­sungs­wid­ri­ges Ge­setz be­schlie­ßen. Die Op­po­si­ti­on im Bun­des­tag war am Diens­tag mit einem An­trag ge­schei­tert, eine Ent­schei­dung zum Hei­zungs­ge­setz zu ver­zö­gern. Sie woll­te eine er­neu­te Be­ra­tung im zu­stän­di­gen Bun­des­tags­aus­schuss sowie eine er­neu­te Ex­per­ten­an­hö­rung.

Redaktion beck-aktuell, 8. September 2023 (dpa).

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