Britisches Parlament genehmigt Abschiebungen nach Ruanda
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Nach wochenlangen Diskussionen hat der britische Premierminister Rishi Sunak ein Gesetz zum umstrittenen Asylpakt mit Ruanda durchs Parlament gebracht. Irregulär eingereiste Migranten sollen künftig in das ostafrikanische Land gebracht werden und dort Asyl beantragen. Eine Rückkehr nach Großbritannien ist nicht vorgesehen.

Der Entwurf, dem das Oberhaus in der Nacht zum Dienstag nach langem Widerstand zustimmte, erklärt Ruanda per Gesetz zum sicheren Drittstaat. Damit will die Regierung Einsprüche vor britischen Gerichten gegen Abschiebungen verhindern. Das Oberhaus - das House of Lords - als zweite Parlamentskammer hatte zuvor mehrmals Änderungsanträge beschlossen, die dann in einem zeitaufwendigen Verfahren vom Unterhaus rückgängig gemacht wurden. Am Montag schließlich gab das House of Lords seinen Widerstand auf. Damit kann der Gesetzentwurf von König Charles III. mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt werden.

Für die konservative Regierung, die angesichts eines gewaltigen Rückstands in den Umfragen im Jahr der Parlamentswahl unter erheblichem Druck steht, ist die irreguläre Migration ein Ärgernis. Jährlich kommen Zehntausende über den Ärmelkanal ins Land, es gibt aber kaum Aufnahmekapazitäten.

Der Plan der Asylauslagerung nach Ruanda war erstmals vor zwei Jahren vom damaligen Premierminister Boris Johnson vorgebracht worden. Unter Sunak wurde das "Stop the boats"-Vorhaben dann in einem Gesetz umgesetzt, das aber von Großbritanniens oberstem Gericht kurz darauf für rechtswidrig erklärt wurde. Mit dem neuen Anlauf wird Ruanda zum sicheren Drittstaat erklärt. Damit soll das Urteil ausgehebelt werden. Der einzige Flug, der bisher nach Ruanda abheben sollte, wurde per einstweiliger Verfügung vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in letzter Minute gestoppt.

Ziel der Regelung ist es, Menschen von der gefährlichen Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal abzuhalten. Gegner bezweifeln aber, dass das Gesetz Migranten abschrecken wird. Kritisiert wird auch, dass Großbritannien Hunderte Millionen Pfund an Ruanda zahlt, aber vermutlich nur ein Bruchteil der irregulär eingereisten Menschen abgeschoben wird. Die erste Maschine solle in zehn bis zwölf Wochen abheben, kündigte Sunak an. Bisher hatte die Regierung den ersten Abflug für den Frühling angekündigt. Für die Abschiebungen seien kommerzielle Charterflüge gebucht worden. Zudem seien Hunderte Sachbearbeiter und Richter auserkoren, um mögliche Klagen zu bearbeiten.

Redaktion beck-aktuell, gk, 23. April 2024 (dpa).