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Rote Ampeln: Kliniken in Not, Bauindustrie in der Krise, Anlagenbauer auf Abwanderungskurs

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Schlechte Aussichten mit Blick auf 2025

 

Der deutschen Wirtschaft droht wieder ein Rezessionsjahr. Vielerorts führen rote Ampeln infolge überbordender Bürokratie, zu hoher Energiepreise und mangelnder politischer Unterstützung etc. zu Stillstand oder sogar Rückschritten. Ein Streifzug durch drei Branchen vermittelt einen Eindruck von den beispielsweise für das Forderungsmanagement hochbrisanten Problemlagen.


 

Praxis-Info!

 

Hintergrund

So hat beispielsweise mit den neuesten Creditreform-Zahlen zu Schließungen und Insolvenzen der Pflege- und Medizinsektor am 11.2.2025 eine harte Diagnose erhalten. Viele Einrichtungen mussten in den vergangenen Jahren aufgeben, eine echte Linderung ist weiter nicht in Sicht. Zwischen 2020 und 2024 meldeten in Deutschland 88 Krankenhäuser und Kliniken Insolvenz an – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. 2024 waren es 23 Insolvenzen, 2023 sogar 34; in 2018 und 2019 waren jeweils nur 10 Insolvenzen registriert worden.

Insgesamt gesehen wird die wirtschaftliche Lage vieler Krankenhäuser in Deutschland als prekär bezeichnet. Die Gewinnmargen sind – soweit überhaupt im positiven Bereich – äußerst niedrig. Auch viele andere Branchen haben zu kämpfen, so die Bauindustrie und auch die Anlagenbauer. Risikomanager müssen sich also auf viele Ausfälle vorbereiten. PwC-Experten sprechen von einem „aufrüttelnden Zeugnis des Stillstands in einer Zeit, die nach Flexibilität verlangt“.

 

 

Risikoberichte

Im Risikomanagement werden folglich im Jahr 2025 viele Hiobs-Botschaften zu bewältigen sein. Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt der zu beachtenden Warnsignale.

 

 

1. Kliniken in Not

Laut einer Auswertung von 970 Jahresabschlüssen durch die Creditreform Wirtschaftsforschung schrieb zuletzt mehr als jede dritte Klinik (38,3%) Verluste. Rund ein Viertel (25,2%) der Kliniken erreichte lediglich eine Gewinnmarge von höchstens 2%, während nur 22,3% eine EBIT-Marge von über 5% aufwiesen. Die tatsächliche Zahl defizitärer Kliniken dürfte noch höher liegen, da Jahresabschlüsse aus den Jahren 2023 und 2024 nur teilweise berücksichtigt wurden.

Eine Untersuchung der Ertragskraft nach Größe zeigt, dass kleinere Krankenhäuser mit bis zu 1.000 Beschäftigten wirtschaftlich besser aufgestellt sind als größere Einrichtungen. Fast 30% der kleineren Kliniken erzielen eine Gewinnmarge von über 5%. Bei sehr großen Einrichtungen mit mehr als 1.000 Beschäftigten trifft dies hingegen nur auf 8,7% zu.

Hinweis: Kliniken mit einer Spezialisierung auf wenige Schwerpunktbereiche sind offenbar wirtschaftlich oft erfolgreicher.

 

 

2. Bauindustrie im Digital- und ESG-Dilemma

Die deutsche Bauindustrie steckt in einer Innovationskrise und verfehlt den digitalen Anschluss. In einer am 5.2.2025 bekannt gewordenen Befragung der PwC Deutschland (PwC) ergaben sich alarmierende Ergebnisse: Die Branche zweifelt an ihren digitalen Fähigkeiten und fühlt sich in einigen Technologiebereichen zunehmend abgehängt. Der Fachkräftemangel und das fehlende digitale Know-how erweisen sich dabei als erhebliche Entwicklungsblockaden. 93% der Befragten fordern zudem einen drastischen Abbau bürokratischer Hürden und den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Die schleppende Umsetzung von ESG-Vorgaben (ESG steht für Environmental, Social and Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wird ebenfalls der politischen Trägheit zugeschrieben – ein aufrüttelndes Zeugnis des Stillstands in einer Zeit, die nach Flexibilität verlangt.

Während sich die Lieferkettenproblematik für die Mehrheit der Befragten inzwischen entschärft hat, kämpft die Branche immer mehr mit Umsatzeinbrüchen und Projektausfällen. Als Folge sieht sich die Branche gezwungen, ihre Geschäftsmodelle und Organisationstrukturen infrage zu stellen. So geben 60% der Befragten an, dass sie eine Neuausrichtung des Unternehmens für notwendig halten. 70% der Befragten sehen sich gezwungen, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben.

KI-basierte Technologien gelten als Hoffnungsträger: 66% der Befragten trauen der Technologie großes Potenzial zu (Vorjahr: 18%). Die vorliegende Studie zeigt auch, dass 75% der befragten Unternehmen mittlerweile ESG-Ziele definiert haben. Jedoch wird der Fortschritt vor allem durch externe Vorgaben und den Druck von Auftraggebern angetrieben.

 

 

3. Maschinen- und Anlagenbauer planen Standortverlagerungen und Restrukturierungen

Ein Viertel (26%) der Maschinen- und Anlagenbauer befindet sich aktuell in einer Restrukturierung, ein weiteres Viertel (24%) plant dies kurz- bis mittelfristig. Ein hoher Anteil derjenigen, die eine Restrukturierung planen, zieht dabei grundlegende Veränderungen in Betracht: 58% wollen ihr Geschäft strategisch neu ausrichten, jeweils 42% wollen Standorte verlagern und Personal abbauen; jeder Vierte plant den Abbau von Produktions- und Leistungskapazitäten. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Befragung des Marktforschungsinstituts Verian im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.

Bei denjenigen, die bereits die Restrukturierung begonnen haben, bauen 31% Personal ab, und 23% verringern ihre Produktionskapazitäten. Erst 8% haben aktiv mit der Standortverlagerung begonnen. Ein Grund für die Diskrepanz zwischen Planung und Umsetzung: Neben dem Arbeits- und Fachkräftemangel haben 70% geopolitische Instabilität als größte Herausforderung für ihre Branche benannt. Im Vergleich: Über alle befragten Industrie-Branchen (Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter) landet geopolitische Instabilität nur auf dem sechsten Platz.

 

 

Praxishinweise:

  • Zum Download der FTI-Studie siehe hierDie PwC-Studie steht nach Eingabe der eigenen Kontaktdaten zur Verfügung.
  • In diesem Zusammenhang ist für die Liquiditätssicherung auch der Creditreform Zahlungsindikator Deutschland wichtig, der für den Winter 2024/2025 Warnsignale in Form von wachsenden Außenständen und zunehmenden Zahlungsverzögerungen anzeigt und somit zur Erhöhung der Überwachungsintensität im Forderungsmanagement führen sollte (Details zum Zahlungsindikator finden Sie im BC-Newsletter vom 6.2.2025).

 


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 3/2025 

BC20250311

 

 

 

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