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Die digitale Währung „Bitcoin“ als alternatives Währungskonzept

Thomas Handschuch

 

BTC steht für Bitcoin, ein elektronisches virtuelles Geld, das im Internet kursiert. Interessant daran ist: Vor Kurzem hat das Bundesfinanzministerium dieses BTC-Geld rechtlich und steuerlich als „Rechnungseinheiten“ im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG) anerkannt und strebt sogar im Rahmen der Einkommensteuer eine Besteuerung an – beispielsweise wenn innerhalb eines Jahres ein Spekulationsgewinn mit Bitcoins erzielt wird.

 

 

Was hat es damit auf sich?

Zunächst sollte BTC nicht mit der in Geldwäsche verwickelten Internetwährung „Liberty Reserve“ verwechselt werden, die vor einigen Monaten massiven polizeilichen Maßnahmen ausgesetzt war.

Der Ursprung von Bitcoins liegt wahrscheinlich in Japan, kann aber keiner Person direkt zugeordnet werden. Dort wurde die schon länger bestehende Idee einer Währung, deren Einheiten kryptografisch geschützt und damit fälschungssicher sind, im Jahr 2009 verwirklicht und die ersten Bitcoins erschaffen. BTC ist somit quasi ein privates Geld, das von keinem Staat und keiner Notenbank reguliert wird und auch kein Bankensystem zum Transfer benötigt.

Bitcoins existieren nach frei geschaffenen unregulierten Maßgaben, erfahren aber inzwischen eine gewisse marktwirtschaftliche Bewertung.

Konvertibel wurde diese Währung – d.h., sie kann von In- wie Ausländern unbegrenzt in andere Währungen umgetauscht werden – ca. 2010, als zunächst jemand auf die Idee kam, zwei Pizzen zu bestellen und diese tatsächlich mit Bitcoins bezahlen konnte. Kurz darauf wurden weitere Waren im Internet angeboten, die in BTCs bezahlt werden können. Seitdem gibt es auch einen Wechselkurs; man kann u.a. Euro, Dollar oder Renminbi in BTCs wechseln und somit „echtes“ Geld dafür ausgeben. Auch die umgekehrte Richtung ist selbstverständlich jederzeit möglich.

Infolgedessen ist auch eine Spekulation mit Bitcoins realisierbar, was beispielsweise während der letzten Zypernkrise bereits zu schmerzlichen Erfahrungen mit hohen Kursschwankungen geführt hat.

Wie es sich für eine Internetwährung gehört, können Bitcoins auch mit Rechnerleistung bezahlt werden, die für die Abwicklung von BTC-Transfers zur Verfügung gestellt wird (siehe ausführlicher unten).

 

 

Wie funktioniert der digitale Währungsgebrauch?

Der Austausch von BTCs erfolgt mit speziellen Programmen (beispielsweise dem Orginal bitcoin-Client oder Electrum unter Windows), die sich kostenlos installieren lassen. Insbesondere der bitcoin-Client ermöglicht es, dezentral eine direkte Verbindung – ohne Umwege – zu einem BTC-Zahlungspartner aufzubauen (man nennt das Peer-to-Peer). Hierzu wird dessen Bitcoin-Adresse benötigt, die jederzeit beliebig generiert werden kann. Über diesen Weg werden dann die elektronischen Münzen („e-Münzen“) – nach dem aktuellen Stand der Technik – asymmetrisch kryptografisch geschützt, transferiert und bestätigt. Protokolliert wird die Währungsausgabe mit einem Proof-of-Work-Verfahren und damit eine mehrfache Ausgabe der „e-Münzen“ verhindert. Da die Protokollierung einige Zeit dauert, gilt der Transfer erst nach 6-facher Bestätigung als fixiert.

Für den Transfer fallen sogar Gebühren an. Typischerweise sind das 0,0005 BTC, die derjenige erhält, auf dessen Rechner die Protokollierungen durchgeführt werden. Somit kann jedermann durch die Zurverfügungstellung von Computerleistung wiederum Bitcoins schöpfen (sog. Mining).

Die Bitcoins werden in einer geschützten „elektronischen Geldbörse“ auf dem lokalen Rechner des Besitzers aufbewahrt.

Die Gesamtmenge an Bitcoins ist im Moment technisch via Protokoll auf 21 Mio. Bitcoins begrenzt und lässt sich von keiner Einzelperson einfach ausweiten. Da Bitcoins – abhängig vom aktuellen Wert – auch in Bruchteilen gehandelt werden können, den sog. Milli-Bitcoins oder auch Micro-Bitcoins, ist die gesamte Geldmenge aller Bitcoins auf etwas über 2 Billiarden Bitcoin-Zahlungseinheiten fixiert. Die kleinste Zahlungseinheit trägt zu Ehren des anonymen Erfinders seinen Decknamen Satoshi und stellt einen millionstel Teil eines BTC dar (0,00000001 BTC).

Je nach Angebot und Nachfrage steigt oder fällt der Kurs der Bitcoins, dessen aktueller Stand z.B. via www.bitcoin.de in Erfahrung gebracht werden kann. Ein ganzer Bitcoin liegt zurzeit bei ca. 95 €.

 

 

Wo werden in der Praxis Bitcoins derzeit eingesetzt?

Die Verwendung von Bitcoins erfolgt derzeit schwerpunktmäßig eher in den USA und Asien; insbesondere in Deutschland ist der Einsatz noch gering.

Einige Organisationen akzeptieren Spenden in BTCs, wie beispielsweise Wikileaks; auch bei Online-Spielen, Online-Glücksspielen und trendigen Pizza-Diensten sowie einigen zwielichtigen Geschäftsbereichen wird die Währung als Zahlungsalternative akzeptiert.

Obwohl eine Überweisung – technisch gesehen – grundsätzlich anonym ist, kann dies nur durch die Verwendung von zusätzlichen Diensten, wie dem Tor-Netz (einem Netzwerk, das der Anonymisierung von Verbindungsdaten dient und damit die Identität im Internet verschleiert), weitgehend sichergestellt werden. Wegen der Unsicherheit in der Währungsstabilität ist davon auszugehen, dass der Preis für Waren in BTCs meist höher liegt, als wenn man direkt Euro oder Dollar zum Zahlungsausgleich verwenden würde.

 

 

Wo lauern die Gefahren der neuen digitalen Währung?

Hiervon gibt es eine ganze Reihe! Die Bitcoins haben keinen inneren Wert und auch niemanden, der für deren Wert garantiert. Somit hängt der Wert rein von dem Kurs ab, den BTCs gerade an den jeweiligen Handelsplätzen haben. Dabei ist die Geldmenge ja begrenzt, und somit wird alles über die Bitcoin-Anteile an dieser Geldmenge geregelt.

Die Anonymität einer Überweisung kann zur Geldwäsche genutzt werden. Die entsprechenden Handelsplätze sind zwar nicht reguliert, sehr wohl aber staatlich überwacht, und bei größeren Geldmengen ist eine Identitätsangabe mit einer persönlichen Kennung am jeweiligen Handelsplatz erforderlich.

Die auf dem Computer gespeicherte „elektronische Geldbörse“ kann zum Ziel von „Online-Einbrechern“ werden, die hier nicht einfach nur Daten, sondern quasi „echtes Geld“ elektronisch aus dem Computer „saugen“ können. Es wurden bereits etliche erfolgreiche Hacker-Angriffe auf die elektronischen Geldbörsen durchgeführt und Bitcoins im Wert von Hunderttausenden von Euro geraubt.

 

 

Also nicht interessant?

Abwarten! Es handelt sich um eine junge Währung, die viel Potenzial und noch mehr Dynamik besitzt. Als Ersatz für den Euro oder Dollar im internationalen Zahlungsausgleich werden Bitcoins bis auf Weiteres nicht dienen können, auch aufgrund noch bestehender technischer Beschränkungen.

Eine politische Bedeutung haben Bitcoins durch den Skandal um die Veröffentlichung von geheimen US-Diplomatendepeschen, die von Bradley Manning übergeben und durch den Wikileaks-Gründer Julian Assange veröffentlicht wurden, erlangt. Eine deshalb angestrengte Blockade von Spenden an Wikileaks, u.a. durch Mastercard, Visa und Paypal, konnte mittels des Einsatzes von Bitcoins – am staatlich regulierten Bankensystem vorbei – umgangen werden.

Die wichtigste Botschaft der Bitcoins könnte möglicherweise eine andere sein: Mit den technologischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts lassen sich gegebenenfalls grundlegend neue Wege beschreiten, um die in der Krise befindlichen traditionellen Währungs- und Finanzsysteme aus früheren Jahrhunderten hinter sich zu lassen. Man weiß ja nie.

 

Weitere Informationen siehe:

Thomas Handschuch, Journalist und Unternehmensberater im EDV-Bereich, München

 

 

BC 10/2013

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