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Mehr Erfolg durch innovationsorientierte Strategie

Dr. Hans-Jürgen Hillmer

Gestaltungsempfehlungen gemäß KfW-Studie

 

Mittelständische Unternehmen, die Wettbewerbsstrategien intensiv verfolgen, sind hinsichtlich Innovationen und Digitalisierung aktiver und erzielen zumeist eine höhere Performance (Leistungserbringung) als andere Unternehmen.



Praxis-Info!

 

Problemstellung

In einer am 8.8.2024 veröffentlichten KfW-Analyse wurde der Zusammenhang zwischen der verfolgten Wettbewerbsstrategie und den Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten sowie dem Unternehmenserfolg in mittelständischen Unternehmen untersucht. Zahlt sich ein entsprechendes Engagement aus? Und auf welche Stellgrößen haben die Verantwortlichen im Management besonders zu achten?

 

 

Lösung

 

1. Strategische Orientierungsalternativen im Überblick

Die Wettbewerbsstrategie eines Unternehmens ist der zentrale Indikator (Anhaltspunkt) dafür, wie sich ein Unternehmen auf dem Markt positioniert. Denn sie spiegelt die Gesamtheit der typischerweise längerfristig geltenden Entscheidungen wider, die ein Unternehmen trifft, um sich von seinen Konkurrenten abzuheben und im Wettbewerb zu bestehen. Sie definiert somit den Ansatz eines Unternehmens im Wettbewerb und die Wettbewerbsvorteile, auf die es auf längere Sicht abzielt.

Die von Dr. Volker Zimmermann zusammengestellten Untersuchungsergebnisse (KfW-Research Nr. 467) zeigen, dass in mittelständischen Unternehmen, die intensiv Wettbewerbsstrategien verfolgen, Innovationen und Digitalisierungsvorhaben aktiver angegangen werden, was sich letztlich in einer höheren Unternehmensperformance auszahlt. Unterschieden werden:

  • Unternehmen mit der Strategie „Wachstum durch Innovation“,
  • Unternehmen mit der weniger kostenintensiven Strategie der „Produktdifferenzierung“ und
  • solche mit geringer strategischer Orientierung, die Innovations- und Digitalisierungsvorhaben am seltensten durchführen.

 

2. Wachstum durch Innovation

Unternehmen, die die Strategie „Wachstum durch Innovation“ verfolgen, weisen die höchsten Innovations- und Digitalisierungsanstrengungen auf, müssen aber häufig Renditenachteile in Kauf nehmen:

  • Sie führen Innovations- und Digitalisierungsvorhaben am häufigsten durch (+64% bzw. +43% gegenüber Unternehmen mit mittelstark ausgeprägter Wettbewerbsstrategie),
  • bringen Marktneuheiten am häufigsten hervor (+249%) und
  • geben am meisten für Innovationen und Digitalisierung aus (+73% bzw. +49%);
  • die Unternehmen dieser Gruppe wachsen auch am schnellsten (+67%) und
  • weisen eine überdurchschnittlich hohe Produktivität auf (+8%);
  • die Rendite fällt in diesen Unternehmen jedoch unterdurchschnittlich aus (-16%).

 

2. Produktdifferenzierung und Fokussierung

Unternehmen mit den Strategien „Produktdifferenzierung“ und „Fokussierung“ weisen ebenfalls überdurchschnittliche Innovationsanstrengungen auf, die jedoch nicht an jene der Unternehmen mit der Strategie „Wachstum durch Innovation“ heranreichen. So bringen Unternehmen mit der „Produktdifferenzierungsstrategie“ Innovationen häufiger hervor (+19%) und gehen Digitalisierungsvorhaben öfter an (+10%); Unternehmen mit der „Fokussierungsstrategie“ gehen ebenfalls Innovationen häufiger an (+14%) und geben höhere Summen dafür aus (+22%). Ferner bringen diese Unternehmen Marktneuheiten häufiger hervor. Unternehmen mit einer „Produktdifferenzierungsstrategie“, die auf die Entwicklung kundenspezifischer Lösungen abzielt, wachsen ebenfalls überdurchschnittlich schnell (+28%) und erzielen die höchste Rendite (+11%). Schließlich wenden Unternehmen, die der Strategie der Preisführerschaft folgen, hohe Summen für ihre Digitalisierung auf (+22%) und zeichnen sich durch eine besonders hohe Produktivität aus (+18%).

 

3. Verzicht auf strategische Orientierung

Festgestellt wurde, dass Unternehmen ohne eine ausgeprägte strategische Orientierung Innovations- und Digitalisierungsvorhaben am seltensten durchführen (-65% bzw. -44%). Sie wachsen am geringsten (-63%) und haben die niedrigste Produktivität (-14%). Ihre Rendite bewegt sich jedoch in dem für mittelständische Unternehmen durchschnittlichen Bereich.

 

4. Empfehlungen für wirtschaftspolitische Fördermaßnahmen

Hinsichtlich möglicher Ansatzpunkte der Wirtschaftspolitik zur Erhöhung der Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten lassen sich aus der Untersuchung folgende Schlussfolgerungen ableiten:

(1) Vorreiter unter den Unternehmen mit Wettbewerbsstrategie: Hier bestehen typischerweise Anknüpfungspunkte für finanzielle Fördermaßnahmen. Denn gerade Vorreiterunternehmen entwickeln typischerweise mehr erfolgversprechende Projektideen als sie finanzieren können. Innovationen und Digitalisierungsvorhaben mit einem hohen Neuigkeitsgrad basieren in dieser Gruppe häufig auf eigener Forschung und Entwicklung (FuE). Daher bietet es sich an, dass Maßnahmen, die auf anspruchsvolle Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten abzielen – und somit vorrangig Unternehmen mit den Strategien „Wachstum durch Innovation“ sowie „Fokussierung“ adressieren –, auf die Förderung von FuE-Aktivtäten abheben.

(2) Produktdifferenzierer: Erfahrungsgemäß geht die Masse mittelständischer Unternehmen (insbesondere Unternehmen mit der Strategie „Produktdifferenzierung“) die Bereiche Innovationen und Digitalisierung jedoch kleinschrittig an, so durch die Übernahme und Anpassung bzw. Weiterentwicklung neuer Technologien. Daher ist die eigene FuE für diese Unternehmen nicht oder nur am Rande von Bedeutung. Aus diesem Grund sollten, so die KfW-Empfehlung, förderpolitische Maßnahmen für diese Unternehmen an den Ausgaben für Produktdesign und Dienstleistungskonzeption ansetzen.

(3) Unternehmen mit Strategiedefiziten: Dagegen können Unternehmen mit geringer strategischer Orientierung mit finanziellen Maßnahmen kaum erreicht werden. Vielmehr gilt es, die Strategiefähigkeit dieser Unternehmen zu verbessern und das Bewusstsein für die Bedeutung strategischer Überlegungen zu stärken.

 

 

Praxishinweise:

  • Weitere ausführliche Informationen und viele Grafiken zur Studie sind verfügbar unter www.kfw.de. Die Unterschiede der alternativen Strategien sind unter https://www.kfw.de/über-die-KfW/KfW-Research/Wettbewerbsstrategien.html im Detail beschrieben.
  • Für alle Unternehmen weist der KfW-Experte Zimmermann darauf hin, dass qualifizierte Mitarbeitende die Basis erfolgreicher Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten sind. Maßnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels und zur Verbesserung der Nutzung externen Wissens kommt daher ebenfalls eine hohe Bedeutung zu.
  • Selbstständig tätige BC-Leser könnten bei den oben unter (3) genannten Unternehmen mit Strategiedefiziten ein attraktives Betätigungsfeld finden. Hierbei wird es darauf ankommen, den Entscheidern eine Brücke dahingehend zu bauen, dass sich der notwendige Kapitaleinsatz letztlich in einer Stärkung der Wettbewerbsposition widerspiegeln wird. Unabhängig von konkreten Beratungsprojekten ermittelte Studienbefunde (wie vorliegend) helfen, Akzeptanz zu finden. Sie sollten daher schon in Akquise-Gesprächen benutzt oder zumindest bereitgehalten werden – letztlich insbesondere auch, um Einwänden, dass mit theorielastigen Strategiegesprächen in zu abgehobene Sphären abgedriftet werde, etwas entgegensetzen zu können. Umso wichtiger ist es allerdings dann auch, die Umsetzung von Strategien in den Blick zu nehmen und möglichst als Berater zu begleiten. Wer im Strategie-Workshop überzeugt, kann so bestenfalls die Grundlagen für eine langfristige Zusammenarbeit schaffen.


Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld

 

 

BC 9/2024

BC20240917 

 

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