Pelosi verteidigt angestrebtes Amtsenthebungsverfahren gegen Trump

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, hat das von ihrer Partei angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Donald Trump verteidigt. Andernfalls würde auch jedem zukünftigen US-Präsidenten signalisiert, "dass unsere Demokratie tot ist", sagte Pelosi am 05.12.2019 bei einer Veranstaltung des Senders CNN, während der die Top-Demokratin von Wählern befragt wurde. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen: "Der Präsident ist König, er kann tun, was er will." Pelosi ließ keinen Zweifel daran, dass ein Impeachment-Verfahren aus ihrer Sicht rechtens wäre: "Die Fakten sind klar. Die Verfassung ist klar. Der Präsident hat gegen die Verfassung verstoßen."

Justizausschuss soll Anklagepunkte gegen Trump ausarbeiten

Pelosi betonte, bei dem angestrebten Amtsenthebungsverfahren gehe es nicht um die im November 2020 anstehende Präsidentschaftswahl, sondern um die Verteidigung der Demokratie. Sie hatte den Justizausschuss im Repräsentantenhaus am 05.12.2019 beauftragt, im Impeachment-Verfahren Anklagepunkte gegen Trump auszuarbeiten. Es ist ein formaler Zwischenschritt, aber ein bedeutsamer. Der Justizausschuss des Repräsentantenhauses ist nun offiziell angewiesen, auf Basis der bisherigen Ermittlungen konkrete Anklagepunkte gegen Trump zu formulieren. Über diese wird das Gremium schließlich abstimmen - als Empfehlung für das gesamte Plenum der von den Demokraten dominierten Kongresskammer, wo es dann am Ende zu einem Votum über ein mögliches Impeachment des Präsidenten kommen dürfte.

Eigentliches Verfahren im Senat

Die Hürden für ein Impeachment sind allerdings sehr hoch. Mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus könnten die Demokraten zwar für die Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens stimmen, was auch als wahrscheinlich gilt. Das eigentliche Verfahren würde sich dann aber im Senat abspielen. In dieser zweiten Kongresskammer, in der Trumps Republikaner die Mehrheit stellen, käme es dann zu einer Art Gerichtsprozess. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Senat ist es sehr unwahrscheinlich, dass Trump verurteilt und tatsächlich des Amtes enthoben würde - dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

Bislang 3 Verfahren in der US-Geschichte

Bisher wurde noch nie ein Präsident durch ein Impeachment-Verfahren im Senat verurteilt und aus dem Amt entfernt. In der Geschichte der USA gab es bislang überhaupt erst gegen drei Präsidenten Impeachment-Ermittlungen. Bei den Demokraten Andrew Johnson (19. Jahrhundert) und Bill Clinton (1990er Jahre) stimmte das Repräsentantenhaus für ein Impeachment-Verfahren, im Senat kam in beiden Fällen aber keine Mehrheit für eine Amtsenthebung zustande. Der Republikaner Richard Nixon (1970er Jahre) kam einer Anklageerhebung durch seinen Rücktritt zuvor.

Ausgangspunkt ist Ukraine-Affäre

Spekuliert wird, dass der Justizausschuss in der kommenden Woche über die Anklagepunkte abstimmen und das Repräsentantenhaus ein Impeachment-Votum im Plenum noch vor Weihnachten ansetzen könnte. Das Verfahren im Senat könnte dann zum Jahresbeginn starten. Die Demokraten beschuldigen Trump, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unter Druck gesetzt zu haben, um Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden von den Demokraten zu erreichen - und so die US-Präsidentenwahl im kommenden Jahr zu beeinflussen. Sie werfen Trump zudem vor, unter anderem US-Militärhilfe für Kiew als Druckmittel eingesetzt zu haben. Der zentrale Anklagepunkt dürfte Amtsmissbrauch lauten. Weitere Punkte könnten hinzukommen - etwa Bestechung oder die Behinderung der Ermittlungen und der Arbeit des Kongresses. Demokraten wie auch Verfassungsrechtler haben diese möglichen Punkte zuletzt genannt.

Demokraten sehen Schuld als erwiesen an

Der Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses hat in den vergangenen Wochen diverse hochrangige Regierungsmitarbeiter zur Ukraine-Affäre befragt. Mehrere dieser Zeugen belasteten Trump mit übereinstimmenden Angaben. Die Demokraten sehen es auf dieser Basis als erwiesen an, dass der Präsident zu seinem persönlichen Vorteil sein Amt missbraucht, die nationale Sicherheit gefährdet und versucht hat, die Integrität der US-Wahl zu untergraben - so heißt es ihrem Untersuchungsbericht nach den Zeugenanhörungen. Trump und die Republikaner weisen die Vorwürfe als substanzlos zurück.

Republikaner sehen kein Fehlverhalten

Sie argumentieren, Trump habe keine Ermittlungen erbeten, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Es sei ihm allgemein um Korruption in der Ukraine gegangen - und darum, dass dort keine US-Steuergelder verschwendet würden. Unbestritten ist, dass Trump Selenskyj in dem Telefonat Ende Juli zu Ermittlungen ermuntert hat, die Biden hätten schaden können. Trump selber hat das Protokoll des Gespräches unter großem öffentlichen Druck veröffentlichen lassen.

Redaktion beck-aktuell, Christiane Jacke und Can Merey, 6. Dezember 2019 (dpa).