Hongkongs Regierung zieht Auslieferungsgesetz formell zurück

Sieben Wochen nach der angekündigten Rücknahme des umstrittenen Auslieferungsgesetzes hat Hongkongs Regierung den Entwurf auch formell im Parlament zurückgezogen. Auf einer Sitzung des Legislativrates nahm Sicherheitssekretär John Lee am 23.10.2019 den Gesetzentwurf von der Agenda.

Rückzug auf Raten

Es war ein Rückzug auf Raten: Vor dreieinhalb Monaten hatte Regierungschefin Carrie Lam schon erklärt, die Pläne seien "gestorben". Am 04.09.2019 kündigte sie auch den formellen Rückzug aus dem Gesetzgebungsprozess an, der nach dem Ende der Sommerpause des Parlaments jetzt erst vollzogen wurde.

Gesetz hätte Auslieferungen nach China ermöglicht

Die Pläne hatten im Frühjahr die seither anhaltenden Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion ausgelöst. Damit wären Auslieferungen nicht nur nach Taiwan, sondern auch nach China erlaubt worden. Die Hongkonger Behörden hätten Personen, die von der chinesischen Justiz verdächtigt werden, in die Volksrepublik ausliefern können. Es hagelte aber spontan massive Kritik, weil Chinas Justiz nicht unabhängig ist und auch als Werkzeug politischer Verfolgung dient. Auch wurde vor Misshandlungen gewarnt.

Weiter Untersuchung von Polizeibrutalität und freie Wahlen gefordert

Nach Massendemonstrationen legte Regierungschefin Lam die Pläne im Juli auf Eis, ohne die Lage beruhigen zu können. Die Demonstranten weiteten ihre Forderungen sogar aus. Außer dem Rückzug des Gesetzes werden jetzt auch eine Untersuchung von Polizeibrutalität, Straffreiheit für die mehr als 2.000 Festgenommenen und freie Wahlen gefordert. Zuletzt wurde 20 Wochenenden in Folge demonstriert. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen.

Redaktion beck-aktuell, 23. Oktober 2019 (dpa).