Brett Kavanaugh als neuer Richter am US-Supreme Court nominiert

US-Präsident Donald Trump hat den erzkonservativen Juristen Brett Kavanaugh als neuen Richter am US-Supreme Court nominiert. Im Fall seiner Bestätigung durch den Senat bekäme der Oberste Gerichtshof der USA dann eine klare konservative Schlagseite. Allerdings könnte ein einziger republikanischer Abweichler die geplante Nachfolge scheitern lassen.

Gewichtsverschiebung im US-Supreme-Court möglich

Der 53-Jährige soll - vorbehaltlich seiner Bestätigung im Senat - auf den moderat-konservativen Richter Anthony Kennedy folgen, der noch von Präsident Ronald Reagan ernannt wurde. Der 81-Jährige stellt den Posten im neunköpfigen Gremium des Supreme Courts Ende Juli 2018 aus Altersgründen zur Verfügung. Im Falle einer Bestätigung Kavanaughs durch den Senat bekäme der US-Supreme Court eine klare konservative Schlagseite. Bereits als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte Trump den stark konservativen Neil Gorsuch in den Supreme Court berufen.  

Kavanaugh verficht wörtliche Auslegung der US-Verfassung

Kavanaugh gilt als Verfechter einer wörtlichen Auslegung der US-Verfassung. "Ein Richter muss die Verfassung so interpretieren, wie sie geschrieben ist", sagte Kavanaugh nach seiner Nominierung. Dies dürfte etwa die Gegner des Schusswaffengebrauchs in den USA wenig freuen. Die Waffen-Lobby stützt sich auf eine wörtliche Auslegung des verfassungsmäßigen Rechts auf Selbstverteidigung. "Er ist ein brillanter Richter, mit einem klaren und effektiven Schreibstil", sagte Trump. Kavanaugh habe die Fähigkeit, die Verfassung ihrem Grunde nach auszulegen.  

Demokraten kritisieren Nominierung

Von den oppositionellen US-Demokraten kam umgehend scharfe Kritik: Kavanaugh sei von erzkonservativen Netzwerken wie etwa der Heritage Foundation vorausgewählt worden. Es gehe bei der Nominierung nicht um die Frage, ob er ein guter Jurist sei, sondern vielmehr darum, welche Entscheidungen er mittragen werde. Kavanaugh erklärte, er wolle offen an jeden Fall herangehen. Noch am Folgetag seiner Nominierung wolle er das Gespräch mit den Senatoren suchen.

Ernennung Kavanaughs noch nicht sicher

Dass Kavanaugh zum Richter am US-Supreme Court ernannt wird, ist aber noch nicht sicher. Denn die Kandidaten werden zwar vom Präsidenten auf Lebenszeit vorgeschlagen, müssen aber vom Senat bestätigt werden. Die Republikaner haben in der Kammer derzeit eine Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen. Da der schwerkranke Senator John McCain seit Monaten an keiner Abstimmung teilgenommen hat und abwesend ist, kommt es für die Republikaner auf jede Stimme an. Wenn die Demokraten geschlossen gegen Trumps Kandidaten stimmen, könnte ein einziger republikanischer Abweichler alles zu Fall bringen.

Streitthema Abtreibungen: Zwei moderate Republikanerinnen Zünglein an der Waage

Derzeit stehen bezüglich der Bestätigung im Senat die beiden moderaten Republikanerinnen Susan Collins und Lisa Murkowski stark im Fokus. Das hat mit ihrer Haltung beim Streitthema Abtreibungen zu tun. Beide sind anders als viele ihrer Parteikollegen dafür, dass Frauen selbst über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden dürfen. Ein Grundsatzurteil aus dem Jahr 1973, das unter dem Kürzel "Roe v. Wade" bekannt ist, legalisierte Schwangerschaftsabbrüche in den USA. Collins sagte am Wochenende, dass sie jeden Kandidaten ablehnen würde, der die Grundsatzentscheidung aufheben würde. Trump hatte erklärt, er habe die Kandidaten vorher nicht zu einzelnen Fällen befragt. Kavanaugh wird in der Frage eine pragmatische Herangehensweise zugetraut.

Redaktion beck-aktuell, 10. Juli 2018 (dpa).