Russ­land muss wegen Yukos-Ent­eig­nung Scha­den­er­satz in Mil­li­ar­den­hö­he zah­len

Russ­land hat im mil­li­ar­den­schwe­ren Dau­er­streit mit den Alt­ak­tio­nä­ren des zer­schla­ge­nen Öl­kon­zerns Yukos eine Nie­der­la­ge er­lit­ten. Russ­land müsse doch 50 Mil­li­ar­den US-Dol­lar Scha­den­er­satz zah­len, ur­teil­te ein Ge­richt in Den Haag im Be­ru­fungs­ver­fah­ren am 18.02.2020. Damit ist ein ent­spre­chen­des Ur­teil des In­ter­na­tio­na­len Schieds­ge­richts aus dem Jahr 2014 wie­der in Kraft. Das rus­si­sche Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um in Mos­kau kün­dig­te aber an, gegen diese Ent­schei­dung vor das höchs­te Ge­richt der Nie­der­lan­de zu zie­hen. Die ehe­ma­li­gen Ak­tio­nä­re be­grü­ß­ten das Ur­teil.

Ur­teil des Schieds­ge­richts wie­der in Kraft

Ein in­ter­na­tio­na­les Schieds­ge­richt in Den Haag hatte 2014 den Ak­tio­nä­ren 50 Mil­li­ar­den US-Dol­lar Scha­den­er­satz (rund 46 Mil­li­ar­den Euro) zu­ge­spro­chen, weil Yukos zu Un­recht ent­eig­net wor­den sei. Doch zwei Jahre spä­ter kas­sier­te das Be­zirks­ge­richt in Den Haag den An­spruch nach Klage von Russ­land. Da­ge­gen hat­ten die Alt­ak­tio­nä­re Be­ru­fung ein­ge­legt und nun Recht be­kom­men. "Das be­deu­tet, dass das schieds­rich­ter­li­che Ur­teil wie­der in Kraft ge­tre­ten ist", heißt es in dem schrift­lich ver­brei­te­ten Ur­teil.

Yukos wurde 2006 zer­schla­gen

Yukos ge­hör­te dem frü­he­ren Olig­ar­chen Michail Cho­dor­kow­ski, einem schar­fen Kri­ti­ker des rus­si­schen Prä­si­den­ten Wla­di­mir Putin. Russ­land hatte den Kon­zern 2006 für in­sol­vent er­klärt, weil Cho­dor­kow­ski an­geb­lich Mil­li­ar­den Euro Steu­ern nicht ge­zahlt hatte. Der Kon­zern wurde zer­schla­gen. Die Fi­let­stü­cke wur­den dem Staats­kon­zern Ros­neft zu­er­kannt. Cho­dor­kow­ski hatte bis zur sei­ner Frei­las­sung 2013 zehn Jahre lang in Haft ge­ses­sen. Er muss­te Russ­land ver­las­sen und ist seit­her nicht zu­rück­ge­kehrt, weil ihm ein wei­te­rer Ge­richts­pro­zess droht.

Schieds­ge­richt hatte po­li­ti­sches Vor­ge­hen gegen Yukos be­jaht

Das Schieds­ge­richt hatte fest­ge­stellt, dass es nicht um Steu­er­hin­ter­zie­hung ge­gan­gen sei, son­dern darum, "Cho­dor­kow­ski als po­ten­zi­el­len Ri­va­len von Prä­si­dent Putin aus­zu­schal­ten und sich das Ei­gen­tum von Yukos an­zu­eig­nen". Auch Cho­dor­kow­ski sah das Vor­ge­hen gegen Yukos als per­sön­li­chen Ra­che­akt von Putin. Die rus­si­sche Re­gie­rung hält daran fest, dass es bei dem Kon­zern mas­sen­haf­te Hin­ter­zie­hung von Steu­ern ge­ge­ben habe. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um in Mos­kau be­klag­te auch den il­le­ga­len Abzug von Ka­pi­tal ins Aus­land, Geld­wä­sche und an­de­re ge­set­zes­wid­ri­ge Prak­ti­ken.

Streit um Zu­stän­dig­keit

Im Kern des Rechts­streits geht es nun um die Zu­stän­dig­keit. In ers­ter In­stanz hat­ten die Rich­ter in Den Haag er­klärt, dass das Schieds­ge­richt gar nicht be­fugt ge­we­sen sei zu ent­schei­den. Denn ein En­er­gie­ver­trag, der ein Schieds­ver­fah­ren bei Kon­flik­ten vor­schrieb, war zwar vom Re­gie­rungs­chef un­ter­zeich­net, aber vom Mos­kau­er Par­la­ment nie ra­ti­fi­ziert wor­den. Dem aber folg­ten die Be­ru­fungs­rich­ter nicht. Russ­land habe den Ver­trag un­ter­zeich­net und damit im Prin­zip einem Schieds­ver­fah­ren zu­ge­stimmt. Mos­kau be­strei­tet das wei­ter­hin.  

Ak­tio­nä­re be­grü­ßen Ur­teil

Die Alt­ak­tio­nä­re be­grü­ß­ten das Ur­teil. "Wahr­heit und die Recht­spre­chung haben sich durch­ge­setzt. Die Klep­to­kra­tie des Kreml ist zur Re­chen­schaft ge­zo­gen wor­den", teil­te der Spre­cher ehe­ma­li­ger Yukos-Ak­tio­nä­re, Jo­na­than Hill, im Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter mit. Doch die Frage ist, ob sie je­mals ihr Geld be­kom­men wer­den. Bis­lang schei­ter­ten alle Ver­su­che, rus­si­sches Staats­ei­gen­tum im Aus­land pfän­den zu las­sen.

Redaktion beck-aktuell, 18. Februar 2020 (dpa).

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